Die Arbeitswelt von Miriam Waldenspuhl kann überall sein - aber ihr Standort bleibt im Herzen des Schwarzwalds. Derzeit richtet sie sich ihr Atelier im Mostmaierhof ein. Foto: Störr

Miriam Waldenspuhl kann Corona auch Gutes abgewinnen. Aufenthalt in den USA abgebrochen.

Hausach - Von Musikern über Literaten bis zu Malern hat das Kinzigtal eine große Künstlerszene, die mehr oder weniger stark von der Pandemie betroffen ist. Im Mostmaierhof haben sich Kunstschaffende angesiedelt - Miriam Waldenspuhl ist eine davon.

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Miriam Waldenspuhl richtet sich gerade ihr Atelier ein. Eine kleine Sitzecke, ein schmaler Schrank mit Goldrand-Geschirr und die Kaffeemaschine stehen bereits an ihrem Platz, in der Mitte des Raumes steht eine riesige Holzplatte samt massiven Holzböcken. "Das wird mein Arbeitstisch", erklärt Miriam Waldenspuhl beim Besuch durch den Schwabo.

"Das Atelier ist ein absoluter Glücksgriff, ich hatte gar nicht so früh damit gerechnet", erzählt die Kostüm- und Maskenbildnerin. Denn noch während des Studiums hätte sich die Möglichkeit eröffnet, in der Heimat das eigene Atelier zu eröffnen. Es war die Corona-Krise, die die 30-Jährige im Frühjahr von New York frühzeitig nach Haslach-Schnellingen zurückkommen ließ. Innerhalb von zwei, drei Tagen hatte sie sich aufgrund der sich zuspitzenden Situation für den Rückflug entschieden. "New York war meine absolute Traumstadt, dort habe ich die perfekte Uni gefunden und drei Jahre lang gelebt", schwärmt Miriam Waldenspuhl und musste ihr Master-Studium "Design for Stage and Film" mit Hauptfach Kostümbild schließlich online beenden.

Dass die entsprechende Abschluss-Feier mit Präsentation abgesagt wurde, hat sie sehr enttäuscht. Aber dafür sind ihre Arbeiten jetzt ein ganzes Jahr lang im weltweiten Datennetz unter www.nyudesignshow.com zu sehen - und das findet die junge Frau richtig gut. So könnten sich alle Freunde und Bekannte von zuhause aus ein Bild machen.

Krise beeinträchtigt sie in ihrer Arbeit sehr

Die Corona-Krise beeinträchtigt sie in ihrer Arbeit sehr, schließlich ist die Theater- und Filmbranche besonders stark betroffen. "Alle geplanten Projekte sind in das kommende Frühjahr verschoben, derzeit wird nichts produziert", bedauert sie sehr. Bei ihrer Arbeit als Kostüm- und Maskenbildnerin sieht sie sich als Architektin der Charaktere, anhand derer sie einen Text in Bilder umsetze. In enger Zusammenarbeit mit einem kreativen Team aus beispielsweise Bühnenbildner, Dramaturgen, Drehbuchautor, Szenenbildner oder Schneider würde sie Kostüme und Maskenbilder entwerfen. "Ich liebe meinen Job über alles", begeistert sie sich beim Erzählen.

Alles werde zeichnerisch entworfen, bevor es in die Produktion gehe - was ihr möglicherweise einen neuen Berufszweig eröffnet. Denn Miriam Waldenspuhl gewinnt der Corona-Krise durchaus auch Positives ab. So habe sie sich mit neuen Präsentations-Möglichkeiten auf Internet-Plattformen beschäftigt, die Vorbereitung von Arbeiten teilweise ins weltweite Datennetz verlegt und die Illustration von Büchern ins Auge gefasst.

"Mein großer Traum ist es, ein Kinderbuch zu illustrieren"

"Mein großer Traum ist es, ein Kinderbuch zu illustrieren", erzählt sie und meint lachend: "Träume haben ist immer gut, schließlich haben die mich nach New York geführt." Und schon ist sie wieder mitten drin im Erzählen und Schwärmen von der Weltstadt, die sie gerade zur Weihnachtszeit so sehr liebte. Die dekorierte Art von Gemütlichkeit an den Klinker-Häuser von Brooklyn, die sie sich auf dem Nachhauseweg von der Uni so gerne anschaute, vom Central Park im Schnee und dem großen Weihnachtsbaum am Rockefeller Center.

Die Klinker-Wand in ihrem neuen Atelier erinnere sie täglich an die Brooklyn-Häuser und eigentlich habe sie auch noch ein Arbeits-Visum für New York, das ein Jahr lang gelte. Doch zunächst müsse die Pandemie überwunden werden und mit dem Präsidentenwechsel werde es dann vielleicht auch wieder einfacher, in den USA zu arbeiten.

Die 30-Jährige wurde in Freiburg geboren und begann ihre Laufbahn mit einer Ausbildung zur Friseurin. Es folgte das Studium der Kunstgeschichte in Freiburg, während dessen Miriam Waldenspuhl an verschiedenen Theatern in der Maske hospitierte. Im März 2017 schloss sie das Bachelor-Maskenbild-Studium an der Theaterakademie August Everding in München ab, jetzt hat sie ihren Master als Kostüm- und Maskenbildnerin in der Tasche. Während des Studiums in New York hat sie sich ein internationales Netzwerk kreativ Arbeitender aufgebaut. von Hausach aus will sie sich nun mit Kreativen der Region vernetzen.