Ihre Heimatstadt Wolfach mit der schönen Natur inspiriert Romana Eßlinger für ihre nachhaltigeModelinie. Hier trägt sie ein T-Shirt aus ihrer ersten Kollektion. Foto: Fischer

Wolfach/Stuttgart. Alte Klamotten auf den Kompost werfen? Bei den meisten Kleidungsstücken der Modeketten undenkbar. Zu viele synthetische Stoffe machen die Stücke zwar elastisch, aber schaden der Umwelt. Die Wolfacherin Romana Eßlinger will das anders machen. 

»Wir sind selbst keine Engel, wir alle haben mal Klamotten bei großen Modeketten gekauft. Aber inzwischen mache ich das nicht mehr«, sagt Romana Eßlinger. Die Wolfacherin hat einen Traum: Mit ihrem Modelabel Sonho Stories möchte sie gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Hannah Peper Kleidung herstellen, die in einer Kreislaufwirtschaft nach dem Tragen entweder recycelt oder kompostiert werden kann. »Dieses Ziel ist aber nicht so einfach, denn um eine gute Passform zu bekommen, braucht man dehnbare Materialien und zum Färben werden oft Chemikalien benutzt, die die Haut schädigen«, erklärt Eßlinger. Noch seien sie und ihre Freundin nicht an diesem Ziel angekommen, mit ihrer vor zwei Jahren gegründeten Marke Sonho Stories, das auf Portugiesisch Traum bedeutet, wollen sie das aber irgendwann schaffen. 
Vor zwei Jahren haben die gebürtige Wolfacherin und ihre Geschäftspartnerin sich durch ihre Freunde im Kinzigtal kennengelernt und  spontan die Idee zur Selbstständigkeit gehabt. »Ich hätte niemals gedacht, dass ich Gründerin werde, meine Eltern sind beide Angestellte und haben somit keine Erfahrung. Doch ich brauchte etwas Neues und wollte gleichzeitig einen Mehrwert für die Gesellschaft bieten.« 
Durch eine Spendenaktion im Internet haben die beiden Frauen mit einer Summe von 20 000 Euro einen Teil ihres Startkapitals bekommen, im Mai 2021 konnte dann die erste Produktion starten. Die Kleidung stellt eine Firma in Portugal her, die bereits für andere nachhaltige Modemarken produziert. 
Auch viel Unterstützung aus dem Kinzigtal
»Die Kleidung in Deutschland herzustellen, wäre wegen der Lohnkosten nicht machbar. Wir haben aktuell fünf verschiedene Teile im Programm und wir müssen von allen Varianten mindestens 150 bis 200 Stück bestellen«, erzählt die Wolfacherin, die inzwischen in Stuttgart wohnt. 
Aus Materialien wie Bio-Baumwolle, Merino-Wolle und sogenannten Tencel-Lyocellfasern, die aus nachhaltig gewachsenem Holz gewonnen werden, entstehen aktuell fünf Kleidungsstücke in klassischen Schnitten und eher schlichten Farben. Mit im Sortiment sind ein weißes T-Shirt, ein schwarzer Pullover, ein beiger Strickpulli, ein schwarzes Top und eine weiße Bluse. Das günstigste Teil kostet 45, das teuerste 139 Euro. »Wir wollen damit zeigen: Du kannst dich gut kleiden und trotzdem was für die Umwelt tun und noch dazu gut aussehen.« 
Auch aus dem Kinzigtal haben Eßlinger und Peper viel Unterstützung erfahren. »Unsere Freunde mussten am Anfang der Produktion als Models herhalten. Das Interesse hier im Tal ist groß, die meisten, die ich kenne, haben auch etwas gekauft«, erzählt die 30-Jährige. Das Verpacken und Verschicken der Kleidung stemmen die beiden Unternehmerinnen komplett alleine. In Frankfurt, wo Hannah Peper wohnt, haben die beiden einen kleinen Lagerraum angemietet und versenden von dort aus die Pakete.
»Ich bin immer wieder überrascht, wenn ein Paket zu mir in die Heimat kommt. Ich habe auch schon auf Instagram ein Mädchen aus dem Ortenaukreis gesehen, die unser T-Shirt getragen hat«, erzählt Eßlinger, die hauptberuflich als Controllerin bei der Stuttgarter Firma Trumpf arbeitet.
Natur  des Schwarzwalds im Heimatort inspiriert
Irgendwann möchte sie aber hauptberuflich ihre nachhaltige Kleidung verkaufen und einen Beitrag gegen die Vermüllung der Umwelt und die Wegwerfgesellschaft leisten. »Aktuell können wir aber gerade so die Miete bezahlen und schweben am Rande des Minus. Wir mussten ja auch erst einmal Kontakte knüpfen und bekannter werden, das Geld verdienen geht nicht so schnell.« 
Für ihren Traum von der ethischen Modemarke spielen auch ihre Heimat Wolfach und Oberwolfach, der Wohnort ihres Freundes, eine große Rolle.  »Das Kinzigtal ist für mich ein Ort, an dem ich Ruhe finden und Kraft tanken kann. Die Natur beeinflusst uns in der Mode, denn da gibt es keinen Abfall und wenn ich den schönen Schwarzwald sehe, erinnere ich mich immer wieder an unser Ziel einer besseren Welt – mit Kleidung ohne Plastik und weniger Müll.« 

Hier gibt es die Kleidung zu kaufen

Die Kollektion der Modemarke Sonho Stories besteht aktuell aus fünf Kleidungsstücken. Alle Teile sind über den Online-Shop www.sonhostories.com bestellbar. Auf der Internetseite gibt es auch weitere Infos über die beiden Gründerinnen, die Produktionsfirma in Portugal und die verwendeten Rohstoffe. Im sozialen Netzwerk Instagram sind Romana Eßlinger und Hannah Peper ebenfalls mit der Seite »sonhostories« aktiv und zeigen die nachhaltig produzierte Kleidung.