Die Darsteller zeigten eine ergreifende Aufführung im "Wartesaal der Würde". Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Theater: Lahrer Gymnasiasten erinnern in ehemaliger Synagoge an Nazi-Opfer

Kippenheim (ae) Mit der Auffführung des Theaterstücks "Wartesaal der Würde" haben die Theater-AG des Max-Planck-Gymnasiums und die Kompositions-AG des Clara-Schumann-Gymnasiums in der Kippenheimer Synagoge an den Holocaust-Gedenktag erinnert.

Die Idee, Schicksale von Menschen aus der Ortenau, die während des Nationalsozialismus’ verfolgt wurden, zur Geltung zu bringen, kam von Lisa Klevit-Ziegler und Jürgen Stude vom Förderverein der Synagoge. Beide Schulen erklärten sich sofort bereit, an dem Projekt mitzuwirken. Entstanden ist ein ansprechendes Musiktheater. Die Art der Darstellung und das Innere der Synagoge schienen miteinander zu verschmelzen. Und machte zahlreiche Besucher betroffen und nachdenklich.

Stühle bildeten den "Wartesaal", rund 30 Akteure forderten zu Beginn lautstark Gerechtigkeit und Wiederherstellung der Würde für die Verstorbenen, deren Schicksal thematisiert wurde. Beispielsweise das des gebürtigen Lahrers Alfred Frank, Künstler, Kommunist und Widerstandskämpfer, der vom Volksgericht in Dresden im Jahr 1944 wegen Hochverrat und Wehrzersetzung hingerichtet wurde. Oder das Schicksal des jüdischen Arztes Leo Wolff aus Appenweier, der 1940 nach Gurs deportiert wurde und 1942 in Toulouse starb. Und der Dichterin Silvia Cohn aus Offenburg, die im Jahr 1944 in Auschwitz hingerichtet wurde. Ebenso das Schicksal des "arbeitsscheuen" Friedrich Benz aus Lahr, der von Arbeitslager zu Arbeitslager verschleppt wurde, bevor er in der Haft in Mauthausen eines "plötzlichen Herztodes" verstarb.

Vorsitzender Stude zeigt sich beeindruckt

Es war beeindruckend, wie die Akteure mit ihren Stimmen variierten. Ob die trauernde Mutter, die ihre Kinder verlassen musste, der Arzt, der trotz aller Demütigungen an seiner Hoffnung und an seinen Träumen festhielt oder der Sprecher der Aufnahmestelle in Auschwitz – alle trafen sie genau den richtigen Ton und die Stimmung.

Die musikalischen "Variation über den administrativen Irrsinn" wurde mit stakkatoartigem Tippen auf der Schreibmaschine und mit ächzenden Geräuschen mit dem Violincello beschrieben, das ging ganz schön unter die Haut. Bemerkenswert ist der einfühlsame Liedvortrag von Eva Weniger "Band des Friedens", ein Lied, das Silvia Cohn 1931 geschrieben hat. In der letzten Strophe heißt es, "knüpft die Bänder, schließt die Ketten weithin über Meer und Land". Die Aufforderung der Darsteller war dann: "Lernt, damit so etwas wie Ausgrenzung, Demütigung, Verfolgung und Vernichtung nie wieder passiert." Das sei eine wichtige Botschaft auch für die heutige Zeit, sagte Jürgen Stude am Ende. Er zeigte sich positiv erstaunt über die großartige Darstellung und ergreifende Art und Weise, mit der die Jugendlichen eine schwierige Aufgabe mit einer eindeutigen Botschaft vermittelt hätten.