Rund 50 Mitarbeiter der ACM-Mosolf GmbH streikten am Freitag gegen den Abbau von Arbeitsplätzen. Foto: Köhler Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Laut IG-Metall sollen in Kippenheim 34 Jobs wegfallen / Vorwurf: Corona als Vorwand

Mosolf will in Kippenheim 34 Stellen streichen. Das hat die IG-Metall Offenburg am Freitag mitgeteilt. Vor den Werkstoren protestierten rund 50 Mitarbeiter der Firma gegen die Maßnahme.

Kippenheim. "Die Arbeitgeber wollen die Corona-Krise ausnutzen, um Tarifstandards zu verschlechtern", hieß es von Seiten der IG Metall bezüglich der Tarifrunde 2021. Besonders betroffen sollen die Mitarbeiter der ACM-Mosolf GmbH in Kippenheim sein, wie Gewerkschaftssekretärin Nevin Akar am Freitagnachmittag im Gespräch mit der Lahrer Zeitung berichtete. Laut Akar will das Unternehmen 34 der rund 100 Stellen streichen. Dagegen protestierten die Mitarbeiter der Firma im Rahmen der kreisweiten IG-Metall-Warnstreiks in dieser Woche. Etwa 50 von ihnen versammelten sich auf dem Beschäftigtenparkplatz und machten ihrem Unmut Luft – coronagerecht mit Abstand und Maske.

Die Gewerkschaftssekretärin ging bei dem Warnstreik voran und appellierte an die Anwesenden, sich die geplanten Maßnahmen nicht gefallen zu lassen. "Das kann nicht sein, es gibt auch andere Möglichkeiten", rief sie den Streikenden mehrmals zu. Entlassungen dürften immer erst der letzte Schritt sein, so Akar. Vorher seien andere Möglichkeiten zur Überbrückung der Krise zu prüfen, vor allem Kurzarbeit, aber auch die Inanspruchnahme von Freistellungstagen anstelle einer Einmalzahlung oder Stundenkonten, die nach der Krise wieder aufgebaut werden könnten. "Viele Betriebe handeln zu schnell", so Akar. Mit solchen Überbrückungsmaßnahmen sollten sie lieber die Situation erst einmal beobachten und dann weiter handeln. "Kapital verpflichtet. Ich würde mir mehr soziale Verantwortung von den Betrieben wünschen.", so die Gewerkschaftssekretärin.

Darüber hinaus wünschen sich die Arbeitnehmer mehr Mitbestimmung bezüglich der betrieblichen Investitionen in Qualifizierungen und Produkte, erklärte Akar. Zudem soll der Manteltarifvertrag künftig auch für Dualstudierende gelten.

"Es ist das erste Mal, dass Arbeitgeber überhaupt mit Forderungen in die Tarifrunde gehen", brachte Akar ihre Verwunderung über den Arbeitgeberverband Südwestmetall zum Ausdruck. Akar zufolge habe dieser die Absicht, "bestehende Bestandteile des Tarifvertrags zu streichen". Demnach wolle der Verband unter anderem Sonderzahlungen wie das Weihnachtsgeld von der wirtschaftlichen Lage der jeweiligen Unternehmen abhängig machen oder eben viele Stellen streichen, um Einbußen aus der Corona-Pandemie wettzumachen.

Mit dem Warnstreik zeigte sich Akar grundsätzlich zufrieden. Für sie sei es wichtig, auf diese Weise auf die Forderungen aufmerksam zu machen. "Der Ton in den Verhandlungen ist sehr rau", berichtete sie. Abschließend forderte sie die Mitarbeiter von Mosolf auf, am kommenden Freitag bei einem landesweiten digitalen Warnstreik mitzuwirken, bei dem sie sich per Tablet oder Handy zuschalten können.

Die Firma Mosolf war für eine Stellungnahme zu einem Abbau der Arbeitsplätze bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Mosolf hat am Standort Kippenheim zwei Firmen: die AMC (Auto-Service und Umschlag-Center) und die Logistics & Services GmbH. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in Kippenheim knapp 400 Mitarbeiter (Stand: Mai 2020). Auf das 94 Hektar große Betriebsgelände an der B 3 zwischen Mietersheim und Kippenheim finden bis zu 32 000 Fahrzeuge aller Art Platz. Der Umschlagplatz wurde 1971 von Fiat gegründet, 1983 übernahm Mosolf das Gelände. Zum Leistungsspektrum des Unternehmens zählen unter anderem Auto- und Gütertransporte sowie Speditions- und Lageraufträge. Neben der Spedition verfügt Mosolf in Kippenheim auch über einen Werkstattbereich, wo vom Karosseriebau bis zur Lackiererei jegliche Art von Kfz-Arbeiten stattfinden.