Ein Blick in die Vergangenheit: Freiwillige hatten vor 50 Jahren die Glocken von St. Mauritius mit einer Drahtseilwinde an ihren Bestimmungsort in den Glockenturm gedreht. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

1962 wurde die Einweihung der Kippenheimer Kirche St. Mauritius gefeiert

In den Jahren 1961/62 ist die neue Mauritiuskirche in Kippenheim gebaut und 1962 eingeweiht worden. Aber der Kirchturm blieb noch lange Jahre leer. Erst 1967, also vor genau 50 Jahren, wurden die Glocken dort befestigt und geweiht.

Kippenheim. Seit der Weihe, also seit 1962, konnte der Gottesdienst in der katholischen Mauritiuskirche stattfinden. Als Provisorium für die fehlenden Glocken hatte man eine Schallplatte mit einem Glockengeläute aus Beuron mit einem Lautsprecher auf dem Kirchturm, das die Gemeinde zum Gottesdienst einlud. Aber glücklich war die Pfarrgemeinde damit nicht. Immer wieder wurde die Frage gestellt, wie lange der Turm noch leer bleiben solle.

So hat der Stiftungsrat unter dem damaligen Pfarrer Eduard Neckermann beschlossen, drei Glocken anzuschaffen. Den Auftrag erhielt die Glockengießerei Schilling in Heidelberg. Der Glockenguss fand in der letzten Februarwoche 1967 statt. Ein Bus von Kippenheimer Pfarrangehörigen hatte den Guss mitverfolgt.

Am Fronleichnamstag 1967 gab Pfarrer Eduard Neckermann im Gottesdienst bekannt, dass am kommenden Freitagabend gegen 17 Uhr die drei neuen Glocken mit dem Lkw von Alfred Willmann eintreffen werden. Als Willmann mit den neuen Glocken am Selzenweg bei der Straße nach Mahlberg ankam, wurden die neuen Glocken geschmückt und von Pfarrer Eduard Neckermann und den Ministranten abgeholt, während die Pfarrgemeinde auf dem Kirchplatz neugierig wartete.

Pfarrer Neckermann richtete Dankesworte an den Kraftfahrer und Grußworte an die neuen Glocken. Auch der damalige Bürgermeister Anton Fritschmann begrüßte im Namen der politischen Gemeinde die neuen Glocken. Nach einem Gebet vom Pfarrer wurde als Danklied zum Schluss "Großer Gott wir loben Dich" von allen Anwesenden begeistert gesungen.

Gleich am Freitagabend begann die Arbeit der Firma Josef Nowack, ein Gerüst im Chor der Kirche aufzubauen, um die neuen Glocken zu befestigen, die mit Hilfe eines Gabelstaplers vom Lastwagen in die Kirche gebracht wurden.

Am Samstagmittag war der große Tag der feierlichen Glockenweihe. Zum Gottesdienst um 15 Uhr läuteten die Glocken der evangelischen Friedensgemeinde als dankbares Zeichen der Ökumene. In der voll besetzten Kirche, auch viele evangelische Mitchristen waren anwesend, hielt Pfarrer Leonhard Kempf, damals Pfarrer in Bötzingen am Kaiserstuhl, die Festpredigt. Er erinnerte mahnend daran, dass es einmal eine Zeit gab, als Glocken von Kirchtürmen herunter geholt und zu Vernichtungswaffen eingeschmolzen wurden. Gott habe aber seiner nicht spotten lassen und den erwünschten "Endsieg" verwehrt.

Die Glockenweihe hielt Dekan Rudolf Daus aus der Nachbargemeinde Sulz im Auftrag des damaligen Erzbischof Hermann Schäufele. Ihm zur Seite standen der Ortsgeistliche Pfarrer Eduard Neckermann und Pfarrer Kempf. Im Anschluss an den Gottesdienst konnten dann die neugeweihten Glocken näher in Augenschein genommen werden.

In der folgenden Woche wurde der Stahlglockenstuhl von einer Firma montiert und eine Glocke nach der anderen mit einer Drahtseilwinde mit Handbetrieb von freiwilligen Männern, zu denen auch der Messner der Pfarrgemeinde gehörte, in die Höhe gedreht. Die Kinder des Kindergartens und die ehrwürdigen Schwestern und Frauen aus der Nähschule hatten dieses einmalige Ereignis von den Fenstern aus verfolgt.

Am Sonntag waren dann alle drei Glocken im Kirchturm. Zwei davon konnten geläutet werden, jedoch noch ohne Strom, sondern mithilfe der Muskelkraft der inzwischen verstorbenen Männer Ernst Kindle und Josef Nowack.

Die Freude der Gottesdienstbesucher, endlich aus dem stummen Kirchturm die Glocken über der Pfarrgemeinde erschallen zu hören, war groß.

Viele Gläubige wünschen sich aber noch eine Christus- und eine Marienglocke und hoffen, dass der noch offene Platz auf dem Kirchturm irgendwann einmal ausgefüllt sein wird. Denn dann wird das Geläute vollständig sein und die Gemeinde von St. Mauritius wird wieder eine Glockenweihe erleben dürfen.

INFO

Die Inschriften der Glocken

Die kleinere Glocke ist die Schutzengelglocke und trägt als Inschrift "Heiliger Schutzengel mein lass mich Dir empfohlen sein". Die mittlere Glocke ist die Josefsglocke, auch Angelusglocke genannt, und trägt die Inschrift "Josef steh uns bei im Leben und im Tod".

Die große Glocke ist die Mauritiusglocke, auch Totenglocke genannt, und trägt die Inschrift "Mauritius, Patron der Gemeinde, beschütze uns".