Wie geht es mit dem Schlossgarten weiter? Wie beschlossen, sagt Bürgermeister Matthias Gutbrod und widerspricht damit dem einstigen Schmieheimer Eckard Riedel. Foto: Archiv: Künstle

Landschaftsarchitekt schlägt Ideenwettbewerb vor / Gutbrod will an Beschlüssen festhalten

Die Posse um die Neugestaltung des Schmieheimer Schlossgartens geht weiter: Nun meldet sich Eckard Riedel, dessen Entwurf einst für große Debatten im Ort gesorgt hatte, zu Wort – und lässt kein gutes Haar an den aktuellen Plänen.

Schmieheim. Seit Sommer diesen Jahres lebt der ehemalige Lahrer Stadtpark-Chef im gut 500 Kilometer entfernten Ainring in Oberbayern. Seine alte Heimat hat der 83-Jährige aber auch von seinem Alterswohnsitz aus noch im Blick. Vor allem der Schmieheimer Schlossgarten scheint für Riedel nach wie vor eine Herzensangelegenheit zu sein, die aktuellen Pläne zu dessen Umgestaltung lösen Emotionen aus – und zwar keine positiven.

In einem offenen Brief an unsere Redaktion schreibt Riedel, die zwei im September beim Ortschaftsrat vorgestellten Skizzen aus der Feder von Kerstin Stern vom Lahrer Büro Kappis (wir berichteten) seien "in ihrer Unbedarftheit geradezu entwaffnend". Was ihm konkret an den Vorschlägen missfällt, lässt Riedel offen, er ist sich aber sicher: Würde man einen der beiden umsetzen, käme dies "einer Verschlimmbesserung der heutigen Situation gleich und die Geschichte würde eines Tages ein gnadenloses Urteil fällen".

Sind das die Worte eines gekränkten Egos, das nicht damit klarkommt, dass seine Pläne verschmäht wurden? Nein, sagt Riedel: Es gehe nicht um verletzte Eitelkeit, sondern "einfach um die angemessene Inwertsetzung eines der bedeutenden Kulturgüter der Region". Dass sich Rathauschef Matthias Gutbrod dessen bewusst ist, stellt Riedel indirekt infrage: "Dem Bürgermeister wäre zu raten, sich einmal die fachliche Einschätzung der Denkmalschutzbehörde anzuhören, dann würde er möglicherweise begreifen, für welches kulturelle Erbe er mit dem Schmieheimer Schloss Verantwortung trägt."

Eine Aussage, auf die der Angesprochene am Donnerstag gegenüber der "Lahrer Zeitung" nicht näher eingehen wollte. Gutbrod betont, "dass ich Herrn Riedel für seine Verdienste in der Region schätze, allerdings müssen wir feshalten, dass er nie als Planer für den Schlossgarten beauftragt war". Er sei dankbar für Riedels ehrenamtliches Engagement und die Debatte, die er damit ins Rollen gebracht habe. "Aber es war klar, dass wir für die Umsetzung ein professionelles, bewährtes Fachbüro beauftragen – so wie von Ortschafts- und Gemeinderat gewünscht." Die aktuellen Pläne sieht Gutbrod im Gegensatz zu Riedel "als absolut akzeptable Diskussionsgrundlage".

Hartmann: Wettbewerb hätte "gewissen Charme"

Ortsvorsteher Michael Hartmann, bekennender Anhänger von Riedels Skizze, äußert sich weniger euphorisch: "Ich gebe Herrn Riedel recht, wenn er sagt, dass die Entwürfe in der bisherigen Fassung im Ortschaftsrat nicht gut ankamen." Immerhin will er der Planerin eine zweite Chance geben: "Ich denke, Frau Stern weiß jetzt, in welche Richtung es gehen soll. Schauen wir, was dabei rauskommt."

Riedel hat derlei Hoffnungen aufgegeben: "Die vorliegenden Skizzen lassen nicht vermuten, dass aus der angezapften Quelle je etwas Ernstzunehmendes sprudelt. Im Zweifel sollte man das Ganze so lassen, wie es heute funktioniert." Ließe man etwas Zeit ins Land gehen, so der einstige Schmieheimer, könnte vielleicht "ein Ideenwettbewerb innerhalb der Fachdisziplin" eine passende Lösung für die offenen Fragen im Schlossgarten bringen. Ein Vorschlag, der aus Sicht Hartmanns "durchaus seinen Charme hätte. Allerdings weiß ich nicht, ob da der Gemeinderat mitspielen würde." Gutbrod scheint die Antwort seines Gremiums vorauszuahnen und winkt ab: "Das wäre ein großer Schritt zurück, weil wir die Vorgehensweise in Ortschafts- und Gemeinderat bereits klar benannt haben. Frau Stern – wohlgemerkt eine Fachplanerin auf dem Gebiet – entwickelt die Entwürfe, über die wir gemeinsam diskutieren und am Ende abstimmen werden."

INFO

Die Chronologie der Ereignisse

> November 2015:  Eckard Riedel präsentiert beim Ortschaftsrat seine Pläne für den Schlossgarten. Diese sehen nicht nur einen repräsentativen Vorplatz, Pflanzinseln und Sitzgelegenheiten, sondern auch den Rückbau der Straße vor. Der Ortschaftsrat spricht sich für die Umsetzung des Entwurfs aus.

> Mai 2016:  Gegen die Pläne hat sich im Ort Widerstand formiert, eine Interessengemeinschaft initiiert eine Umfrage. 280 Schmieheimer nehmen teil, 266 sprechen sich gegen die Schließung des Schlossgartens für den Durchgangsverkehr aus. Befürchtet wird vor allem Chaos auf den Straßen drumherum.

> Januar 2017: Der Ortschaftsrat rudert zurück und beugt sich dem Willen der Umfrageteilnehmer – oder doch nicht? Nach der Ortschaftsratssitzung herrscht Unklarheit darüber, was das Gremium will, das wird bei den Haushaltsberatungen in Kippenheim deutlich.

> Februar 2017:  Es ist entschieden: Der Schlossgarten bleibt auch künftig offen für den Verkehr. Das beschließt der Gemeinderat mit großer Mehrheit. Das Lahrer Büro Kappis wird beauftragt, zwei Planvarianten zur Umgestaltung zu fertigen – zweimal inklusive Durchfahrt.

> September 2017: Planerin Kerstin Stern stellt dem Ortschaftsrat ihre Ideen vor. Dabei wird schnell klar: Es gibt Nachholbedarf. Einige Räte vermissen die typische Symmetrie der Renaissancezeit, aus der das Schloss stammt, manchen ist der Grünanteil im Verhältnis zu den gepflasterten Flächen zu gering, andere wollen einen großen, überfahrbaren Platz statt einer klaren Straßenführung. Ortsvorsteher Hartmann plädiert für eine Fokussierung auf das Schloss und eine optische Trennung zur Schule. Stern verspricht die Änderungswünsche bis Anfang November einzuarbeiten.