Zu Gast in Kippenheim: der evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (rechts) und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger Foto: Stangenberg

Bischöfe feiern ökumenischen Gottesdienst beim Kippenheimer Getriebehersteller Neugart

Religion trifft Industrie: Im Rahmen der "Sozialtage Südbaden" haben Erzbischof Stephan Burger und der evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh einen ökumenischen Gottesdienst beim Planetengetriebehersteller Neugart gefeiert.

Kippenheim (red/fx). "Wie im Planetengetriebe viele Teile ineinandergreifen, so greifen im konkreten Betrieb viele Hände ineinander, so wirken viele Kräfte zusammen", hob Erzbischof Burger bei seiner Predigt am Mittwoch hervor. Gerade im Zusammenspiel der unterschiedlichen Bereiche zeige sich die sinnstiftende Arbeit eines Betriebs. "Im Planetengetriebe ist kein Teil einfach nur für sich da, es hat seine Funktion darin, dass es allem anderen nützt und zum Zusammenspiel des Ganzen beiträgt", so Burger weiter. Hinter jedem Zusammenspiel stecke ein schöpferischer Geist, der die Dinge ins Dasein rufe und ihnen seine Ordnung gebe. Er leite Menschen, dass sie auf den Spuren der Schöpfungsordnung selber kleine oder große Kunstwerke schaffen.

Plädoyer für Menschen, "die weniger leistungsfähig sind"

"Der schöpferische Geist der Menschen und der Geist des Schöpfers sind miteinander verwandt, weil Gott den Menschen seinen Geist geschenkt hat", so der Erzbischof vor den Gottesdienstbesuchern.

In einem Betrieb bedarf es zudem vielfältiger Begabungen. Gleichzeitig käme man dort aber auch nicht ohne Spannungen, ohne die Suche nach geeigneten Möglichkeiten und ohne den Austausch von unterschiedlichen Meinungen aus. "Gott hat jedem seine besondere Gabe zugeteilt und in dieser Unterschiedlichkeit den Nutzen für alle gesichert. Das setzt Vertrauen voraus, zunächst in die eigene Begabung, dann in den guten Willen des anderen und nicht zuletzt in Gott, der allen Menschen ihre Begabungen verliehen hat", betonte Burger.

"Nicht nur im Beten, sondern in allem, was wir handfest an unserem Arbeitsplatz tun, und wo wir Verantwortung übernehmen, zeigt sich unser Glaube", erklärte Cornelius-Bundschuh in seiner Begrüßung. Zugleich erfordere "gute Arbeit einen offenen Umgang mit unseren Grenzen: als Personen, als Gemeinschaft im Betrieb, als Gesellschaft. Erst der Rhythmus von Arbeit und Ruhe, von Tun und Lassen macht das menschliche Leben lebenswert." Nicht zuletzt die weitgehende Ablehnung der Ladenöffnung am diesjährigen Heiligabend in der Bevölkerung habe dies deutlich gemacht. Der badische Landesbischof bezeichnete es als besondere Herausforderung, "dass wir auch die an der Arbeitswelt beteiligen, die weniger leistungsfähig sind". Gott habe den Menschen diese Erde anvertraut, "damit wir sie gemeinsam gerecht gestalten und niemanden aus unserer Gemeinschaft herausfallen lassen, auch nicht aus der Arbeitswelt", resümierte Cornelius-Bundschuh vor den Gottesdienstbesuchern in Kippenheim.

Beim anschließenden Empfang hatten Mitarbeiter des Unternehmens die Gelegenheit, mit beiden Bischöfen über die Wirtschafts- und Arbeitswelt ins Gespräch zu kommen.

INFO

Aktionen und Unternehmen

> Die Sozialtage: Sie werden unter anderem von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und von evangelischer Seite vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt organisiert.

> Die Firma: Neugart ist weltweit führend in der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von Präzisionsplanetengetrieben und Sondergetrieben, die in vielen Bereichen des Maschinenbaus eingesetzt werden, zum Beispiel in Werkzeugmaschinen sowie Verpackungs-, Druck- oder Textilmaschinen bis hin zu Robotern.