Herrschaftliche Residenz: Im Schmieheimer Schloss werden auf zwei Etagen bald 440 Quadratmeter frei. Foto: Künstle

Firma Schneeweiß zieht zum Jahresende aus / In Schmieheim will man eine "stimmige Lösung"

Schmieheim - Wer davon träumt, in ein echtes Schloss zu ziehen, sollte jetzt zuschlagen: Zum Jahresende werden im Wahrzeichen von Schmieheim zwei Etagen frei. Die Gemeinde sucht einen neuen Mieter.

Möglich wird diese wohl einmalige Gelegenheit herrschaftlichen Residierens durch den Auszug der Firma Schneeweiß. Der Konzern, zu dem unter anderem die hiesige Möbelfirma Hiller gehört, baut derzeit zwischen Kippenheim und Schmieheim ein "Innovations- und Kompetenzzentrum" – und wird wohl wie geplant zum Jahresende damit fertig. Das bedeutet: Pünktlich zum Ablauf des Mietvertrags werden die Räume im Schloss, die Schneeweiß zehn Jahre als Sitz der firmeneigenen Werbeagentur dienten, nicht mehr gebraucht. Überraschend komme der Auszug des Unternehmens nicht, sagt Michael Hartmann. "Aber es war bis vor Kurzem nicht ganz klar, ob die Firma vielleicht nicht doch noch länger bleibt."

Knapp vier Monate, um einen neuen Mieter zu finden, das weiß der Ortsvorsteher, sind nicht viel Zeit. Immerhin gilt es, zwei Geschosse mit insgesamt fast 440 Quadratmeter Fläche an Mann oder Frau zu bringen. Im ersten Stock befinden sich 291 Quadratmeter Büroräume, die der aktuelle Mieter bei seinem Einzug in das denkmalgeschützte Schloss mit viel Aufwand und Geld hergerichtet hat. Der Keller ist 148 Quadratmeter groß, wird derzeit als Versammlungs- und Präsentationsraum genutzt. Die beiden anderen Stockwerke des Gebäudes sind vergeben, und bleiben es auch: Im Obergeschoss gibt es zwei (vermietete) Privatwohnungen, eine Etage darunter ist die Ortsverwaltung mit Sitzungsraum und Trauzimmer beheimatet.

Druck will sich Hartmann bei der Mietersuche nicht machen: "Wichtig ist, dass wir eine stimmige Nachfolgelösung finden. Wenn das nicht gleich zum 1. Januar klappt, können wir damit leben." Gemeinsam mit dem Ortschaftsrat will der Dorfchef auf Ideensuche gehen. Er selbst habe noch keine neuen Nutzer im Blick, könnte sich aber vorstellen, dass die beiden frei werdenden Stockwerke künftig separat vermietet werden. In diesem Fall müsste allerdings der Sanitärbereich im Keller saniert werden. Der sei marode und deshalb derzeit nicht in Betrieb. "Grob geschätzt" rechnet Hartmann mit Kosten zwischen 60 000 und 80 000 Euro, die die Gemeinde dafür in die Hand nehmen müsste. "Möglich wäre dann auch, den Bürotrakt zu vermieten und den Schlosskeller für einen größeren Nutzerkreis zu öffnen, für Firmenseminare, als Präsentationsraum oder für kleinere Feiern von Privatleuten und Gemeinde", sagt Hartmann.

Was ein künftiger Mieter für die exklusiven Räumlichkeiten im Schlossgarten 1 hinblättern muss, will der Ortsvorsteher nicht sagen, auch "weil wir da flexibel sind und keine konkrete Summe im Kopf haben". Ein "guter vierstelliger Betrag" würde aber schon fällig, verrät Hartmann. Probleme durch die längst geplante und spätestens ab kommendem Frühjahr anstehende Sanierung des Schlossgartens sieht er keine: "Da werden Arbeiter und Mieter aneinander vorbeikommen. Maximal gibt es in der Bauphase kleinere Einschränkungen beim Parken."

Maklerbüro soll Interessenten finden

Nach dem Willen des Ortsvorstehers soll nun ein Maklerbüro beauftragt werden, Interessenten für die Räume zu finden. "Im besten Fall haben wir mehrere zur Auswahl, die dann im Ortschaftsrat vorgestellt werden."

Info: Ortsvorsteher wird gewählt

Neben der Zukunft der Schlossräume stehen bei der Sitzung des Schmieheimer Ortschaftsrats am kommenden Montag, 9. September, ab 19.30 Uhr im Schloss unter anderem die Verpflichtung der neuen Räte und die Wahl des Ortsvorstehers auf der Tagesordnung. Beides hätte eigentlich schon vor der Sommerpause geschehen sollen. Allerdings wurde die konstituierende Ratssitzung, wie berichtet, wegen eines Formfehlers verschoben. Eine Wiederwahl von Michael Hartmann gilt als sehr wahrscheinlich.