Stolz präsentiert Brauerei-Besitzer Jörg Lusch das "Hieronymus Natur-Radler" im Schmieheimer Sudhaus. Das erst seit 2020 im Sortiment befindliche Bier hat im Handel gute Verkaufszahlen erzielt. Auch andere Biere haben im Handel zugelegt. Foto: Schlossbrauerei Stöckle

Corona: Schmieheimer Schlossbrauerei Stöckle verzeichnet Umsatzeinbrüche, aber auch ein Plus im Handel

Coronabedingter Umsatzrückgang und Leergut-Knappheit machen der Schmieheimer Schlossbrauerei Stöckle zu schaffen. Aber es gibt auch Positives zu berichten: So ist etwa das 2020 eingeführte Hieronymus Natur-Radler ein voller Erfolg.

Schmieheim - "Ich würde die Situation als noch erträglich bezeichnen", erklärt Brauerei-Besitzer Jörg Lusch auf die Nachfrage der Lahrer Zeitung, wie es der Schlossbrauerei Stöckle aktuell in der Corona-Krise gehe. Natürlich habe man auch in Schmieheim auf Kurzarbeit zurückgreifen müssen, auf der anderen Seite habe man aber auch noch einen Lehrling und zwei Fahrer eingestellt, um liefer- und handlungsfähig zu bleiben.

Besonders trifft die Brauerei der Wegfall von Festen und der Gastronomie. So wird in Schmieheim dieses Jahr etwa kein Bockbier gebraut. Denn es ist in der aktuellen Corona-Lage nicht davon auszugehen, dass das dazugehörige, mehrtägige Fest im Juli starten wird. Und auch Fastnacht und andere große Feste fielen 2021 bislang genauso weg wie 2020.

Wegschütten oder werbewirksam verschenken wie andere Brauereien habe man aber bislang noch kein Bier müssen, beruhigt Lusch: "Wir hatten von Anfang an darauf geachtet, nicht zu große Bestände an Fassbier vorrätig zu haben und konnten das, was wir hatten, an Privatleute verkaufen."

Radler legte vergangenes Jahr guten Start hin

Während der Umsatz an Fass- und auch Flaschenbier für Feste, Vereine und Gastronomie massiv zurückging, hat die Schlossbrauerei im Handel ein Umsatzplus von zehn Prozent verzeichnet. Auf den Erfolg des "jüngsten Flaschenkindes" ist Jörg Lusch besonders stolz: Das Hieronymus Natur-Radler wurde erst vergangenes Jahr eingeführt, sei aber schon auf dem Weg zum gern getrunkenen Klassiker.

"Wir haben damit genau den Geschmack unserer Kunden getroffen. Die Nachfrage im Sommer nach einer leichten Alternative war sehr groß", informiert der Brauerei-Chef. Den Wunsch eines brauereieigenen Radler habe es von Kundenseite schon lange gegeben, mit der Umsetzung habe man sich aber bewusst Zeit gelassen, schildert Lusch der LZ.

"Wir mussten erst den passenden Grundstoff für die Zitronenlimonade auswählen – und auch genügend Leergut besorgen, um das Radler dann abzufüllen."

Mit dem Ergebnis ist der Brauerei-Chef aber nun zufrieden: "Ich bin sehr froh, dass wir das gemacht haben. Man muss einfach mit der Zeit gehen", erklärt er. "Das Radler ist spritzig, schmeckt leicht säuerlich, aber nicht zu süß – kurzum: es ist sehr erfrischend. Und natürlich ist auch das gute Hieronymus drin."

Nachfrage nach Gründer-Bier verdoppelt

Somit wird das Radler auch diesen Sommer weiterhin im Handel zu finden sein. Insgesamt hat der Biermix 2,4 Prozent Alkohol und besteht zur Hälfte aus Hieronymus-Bier und einem mit echtem Zitronensaft verfeinerten Erfrischungsgetränk. Und auch der Erfolg anderer Biere macht Lusch froh: "Unser Frühlingsbier war dieses Jahr schon lange vor Ostern ausverkauft gewesen. Nächstes Jahr werden wir doppelt so viel davon brauen."

Einen weiteren großen Erfolg konnte das Geroldsecker Bier verzeichnen, bei ihm ist der Umsatz um 50 Prozent gestiegen. Beim Gründer-Bier hatte sich der Umsatz sogar gleich verdoppelt. "Letzteres wurde erst 2018 eingeführt. Es hat einfach gedauert, bis es sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda etabliert hatte.

Wir haben etwa bis nach Pforzheim und Mühlheim hinunter neue Händler gefunden, die das positive Verhältnis von Flasche, Inhalt und Preis überzeugt hatte", erklärt Lusch die gestiegene Nachfrage. Das kaltgehopfte Bier mit Schmieheimer Aromahopfen aus eigenem Anbau schmeckt kräftig hopfenwürzig und grasig und bietet so einen besonderen Geschmack.

Da nun der Sommer kommt, und damit nicht nur die Nachfrage nach Gründerbier und Radler wieder steigen wird, ist Lusch froh darüber, dass er ausreichend Leergut anschaffen konnte. Denn das ist aktuell Mangelware. Waren die 0,33-Liter-Bügelflaschen einst ein Alleinstellungsmerkmal der Schmieheimer Schlossbrauerei Stöckle gewesen, haben inzwischen fast alle Mitbewerber ebenfalls "Bügel" in ihr Programm mitaufgenommen.

"Dazu kommt, dass derzeit kein Plastik aus China zu uns kommt. Die Preise für Kisten sind um 50 Prozent gestiegen. Ich bin daher froh, dass ich mich im März vergangenen Jahres ausreichend eindecken konnte", berichtet Lusch.

Insgesamt hofft der Chef der ältesten Familienbrauerei des Ortenaukreises darauf, dass der Sommer nach und nach wieder zu Lockerungen führen werde und die Gastronomie wieder öffnen könne. Gerade Letzteres habe man vergangenes Jahr deutlich am Umsatz gemerkt.

Von der weiteren Corona-Entwicklung hängt es auch ab, ob es dieses Jahr wieder ein "Chrysantus" gibt. Das Bier, das speziell für die Lahrer "Chrysanthema" im Oktober gebraut wird, musste 2020 genau wie die Veranstaltung pausieren. "Für das Brauen brauchen wir etwa zwei Monate Vorlaufzeit. Ich hoffe, dass wir bis dahin wieder in den Normalbetrieb zurück können", erklärt Brauerei-Chef Lusch.

Info

Die Schlossbrauerei Stöckle hat sieben Sorten dauerhaft im Programm: Hieronymus, Hieronymus Hefe-Weizen, Hieronymus Lager, Pils-Schlössle, Geroldsecker, Gründerbier und seit 2020 das Hieronymus Natur-Radler. Dazu kommen noch vier saisonale Sorten: Frühlingsbier, Chrysantus und das Weihnachtsduo Nikolaus und Knecht Ruprecht.