Prosit: Das 175-jährigen Bestehen der Stöckle-Brauerei in Schmieheim wurde zünftig gefeiert. Foto: Decoux-Kone

Schmieheimer Familienbrauerei Stöckle feiert 175-jähriges Bestehen. Bier- statt Sektempfang

Schmieheim - "Prost auf 175 Jahre Firmengeschichte" hieß es unzählige Male am Freitagabend bei der Jubiläumsfeier der Brauerei von Familie Lusch in der Festhalle. Auch Bürgermeister Matthias Gutbrod kam zum gratulieren.

Als ältester Betrieb der Gemeinde Kippenheim und als älteste noch existierende Brauerei weiß sich die Familie in siebter Generation mit ihren Bieren auf dem Markt zu behaupten. "Unternehmergeist, Qualität, Mut zu Innovation in Geschmack und technische Aufrüstungen", waren der rote Faden in den Reden des Geschäftsführers Jörg Lusch, des Seniorchefs Horst und der Glückwunschredner, die wie Moderator Markus Knoll durchweg ihre Affinität zum Bier bekundeten.

Bier wurde am Freitagabend reichlich ausgeschenkt: So gab es zum Empfang keinen Sekt, sondern Bier. Davon braut die Familie Lusch nun mit dem Jubiläumsbier ganzjährig sechs Sorten und darüber hinaus fünf saisonale Biere. Dem Reinheitsgebot von 1516 sieht man sich verpflichtet – nur beim Bier zur Chrysanthema macht man mit dem Zusatz von Chrysanthemenblüten eine Ausnahme.

Das erste Bier in der wiederverwendbaren Bügelflasche kam nach dem Einstieg von Jörg Lusch 1989 auf den Markt, das natürtrübe Hieronymus ist heute ein Klassiker im Sortiment. "Abwechslung im Bierglas ist gefragt", was für eine kleine Familienbrauerei "Chance und Herausforderung zugleich ist", so Lusch.

Die Geschichte der Brauerei ist auch von der "Stöckle-Marie" mit ihren beiden Töchtern Trudel und Ilse geprägt, die im Zweiten Weltkrieg die Ärmel hoch krempelten und die Brauerei wieder auf Vordermann brachten. "Ohne deren Mut und Entschlusskraft säßen wir heute Abend nicht hier."

Gemundet hat das Bier auch Landrat Frank Scherer. Wie sehr die Brauerei in der Gemeinde verwurzelt ist, erinnerte Bürgermeister Matthias Gutbrod. "Was wäre unsere Gemeinde ohne die Schlossbrauerei?", fragte er. Trocken blieben weder die Reden noch die Redner selbst. Bürgermeister Gutbrod genoss den Festakt als "eine der wenigen Veranstaltungen, bei denen man mit dem Bier in der Hand zum Rednerpult gehen darf". Und spritzig frisch war dann zu späterer Stunde der Auftritt der legendären "Gälfiäßler".

Info: Geschichte

Jörg Lusch hat den Familienbetrieb 1999 aus der Hand von seinen Eltern Horst und Trudel Lusch, geborene Stöckle, übernommen. Ausgestattet mit der Braugerechtigkeit, hatte Jörg Luschs Ur-Ur-Ur-Urgroßvater Johann Georg Stöckle die Brauerei am 21. April 1843 geründet. Die Anfänge waren bescheiden, in den ersten 20 Jahren nutzte der Gründer den Keller im Schloss als Lager, ehe 1863 das erste Lager in einer stehende Lößschicht gegraben wurde. 1907 wurde unter dem bestehenden Brauereigebäude ein zwölf Meter tiefer Keller gebaut. 2014 wurde ein ebenerdiger Gewölbekeller gebaut, der 2017 erweitert wurde. Früher wurden zwei Dittel des Bieres in Fässer abgefüllt, über den Handel wurden deutlich weniger Flaschenbiere verkauft. Heute ist das laut Jörg Lusch umgekehrt.