Tageseltern bekommen im Schnitt 5,50 Euro pro Kind und Stunde. Das könnte sich künftig ändern – dank eines Zuschusses von der Gemeinde. Symbolfoto: Kahnert Foto: Lahrer Zeitung

Betreuung: Kippenheimer Verwaltung will Anreize schaffen / Bis zu 70 Euro pro Kind von der Gemeinde

Die Kindergärten sind voll, Tageseltern damit wertvoller denn je. Einige Umlandgemeinden haben bereits reagiert. Nun will auch die Kippenheimer Verwaltung in die Gemeindekasse greifen: Zuschüsse sollen den Beruf reizvoller machen.

Kippenheim. Durchschnittlich 5,50 Euro erhalten Tagesmütter und -väter pro Kind und Stunde für ihre Dienste von den Eltern. Zu wenig, findet das Diakonische Werk als Träger der Kindertagespflege in den Bereichen südliche Ortenau, Kinzigtal und Achern. Der Vorschlag: Um "die Attraktivität für potenzielle Tagespflegepersonen zu erhöhen", soll es künftig zusätzlich eine sogenannte Platzpauschale geben – auf Kosten der Kommunen. Ettenheim, Lahr und Friesenheim sind dem Aufruf bereits gefolgt, Kippenheim könnte nun nachziehen. Konkret sollen pro Kind und Monat folgende Zuschüsse fließen:

30 Euro bei einer Betreuungszeit von fünf bis 15 Stunden in der Woche, 60 Euro bei mehr als 15 Stunden, zusätzlich zehn Euro für regelmäßige Betreuung zu außergewöhnlichen Zeiten (vor 7.30 Uhr, nach 17.30 Uhr, am Wochenende und über Nacht). Voraussetzung: Das Kind wird mindestens einen Kalendermonat lang betreut. Dauer: Die Unterstützung soll nachwirkend zum 1. Januar diesen Jahres gewährt und zunächst auf zwei Jahre befristet werden. Wobei die Verwaltung nach dem ersten Jahr eine Zwischenbilanz ziehen will.

Der Bedarf an Betreuungsplätzen, vor allem für unter Dreijährige, steigt kontinuierlich. Erst im vergangenen Jahr hat die Gemeinde eine dritte Krippengruppe in der Kita in der Alten Schule aktiviert: Die zehn zusätzlichen Plätze? Alle belegt, erklärt Alice Bing, im Kippenheimer Rathaus für die Kindergärten zuständig, auf LZ-Nachfrage. Generell seien die drei Einrichtungen in der Gemeinde – zwei in Kippenheim, eine in Schmieheim – in den vergangenen Jahren "nahezu vollständig" ausgebucht gewesen. "Aktuelle Zahlen können wir erst nach den Anmeldetagen im Februar nennen", sagt Bing. Doch klar sei schon heute: "Es wird auch im kommenden Kindergartenjahr wieder knackig."

Dass es bislang noch immer gelungen sei, "unserer Pflicht nachzukommen und jedes Kind unterzubringen", sei nicht zuletzt den Tageseltern zu verdanken. Deren Bedeutung nehme stetig zu, vor allem für Eltern mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten. "Einer Krankenschwester, die Nachtschicht hat, ist mit den Öffnungszeiten einer Kita wenig geholfen", nennt Bing einen Vorteil der individuellen Betreuungsform (siehe Info).

So gibt die Verwaltung das Ziel aus, "vorhandene Tagespflegepersonen dazu zu motivieren, ihre Betreuungsplätze auszuschöpfen und darüber hinaus neue Tagespflegepersonen zu gewinnen". Rein finanziell dürfte die Einführung einer Platzpauschale den Gemeindesäckel kaum belasten. Im Gegenteil: Die vier derzeit in der Gemeinde aktiven Tageseltern haben im vergangenen Jahr 16 Kinder betreut. Hätte es den Zuschuss 2017 schon gegeben, wären insgesamt knapp 6000 Euro angefallen. Zum Vergleich: Ein Kita-Platz schlägt pro Jahr mit 4000 bis 5000 Euro zu Buche, für einen Krippenplatz muss die Gemeinde rund 10 000 Euro berappen. Und zwar konservativ gerechnet.

Der Gemeinderat befasst sich bei seiner öffentlichen Sitzung am kommenden Montag, 22. Januar, ab 19 Uhr im Rathaus mit dem Thema.

Neben flexiblen Betreuungszeiten bieten Tageseltern laut Diakonischem Werk weitere Vorteile – etwa:

kurzfristige Realisierbarkeit von neuen Plätzen, keine Investitionskosten für Gebäude ,

keine Anstellung von Personal ,

vermindertes Risiko, zu viele Plätze  vorzuhalten,

gesetzliches Wunsch- und Wahlrecht für Eltern sichergestellt.