Die Becken bleiben verwaist: Das Kippenheimer Schwimmbad wird diesen Sommer keine Besucher empfangen.Archivfoto: Ehrlich Foto: Lahrer Zeitung

Freizeit: Gemeinderat trifft "unpopuläre Entscheidung" / Bürgermeister: Corona-Regeln kaum einzuhalten

Wer diesen Sommer eine Abkühlung sucht, findet sie nicht im Kippenheimer Freibad. Dessen Drehtore bleiben 2020 geschlossen, hat der Gemeinderat am Montagabend einstimmig beschlossen – erwartetem Unmut in der Bevölkerung zum Trotz.

Kippenheim. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Bürgermeister Matthias Gutbrod bei der Sitzung in der Festhalle. Verwaltung und Betreiber seien sich der Sehnsucht der Menschen nach Normalität und Ablenkung in schweren Zeiten bewusst. Er selbst sei ein "begeisterter Badbesucher". Indes: Die Corona-Regeln, die die Regierung für Freibäder formuliert hat, wären in Kippenheim nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand umzusetzen. "Daher sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, das Bad in diesem Jahr nicht zu öffnen", so Gutbrod. Wenn auch hörbar schweren Herzens: Der Gemeinderat ging den Verwaltungsvorschlag mit.

Würde man die Vorgaben des Landes umsetzen und jedem Badegast im Nichtschwimmer- und Babybecken jeweils vier, im Schwimmer-Bereich gar zehn Quadratmeter zur Verfügung stellen, dürften sich nach Berechnung der Verwaltung insgesamt nur 92 Menschen gleichzeitig im Kippenheimer Wasser tummeln. Für Nichtschwimmer stehen inklusive Babybereich 210 Quadratmeter zur Verfügung, das Schwimmerbecken ist knapp doppelt so groß. Nach "andernorts oft angewandter Faustformel" (Gutbrod) käme die doppelte Anzahl an Gästen auf den Liegewiesen hinzu – was unterm Strich bedeutete, die maximale Kapazität des Bades auf exakt 276 Menschen zu reduzieren. "Somit lägen wir nur bei gut einem Fünftel der üblichen Besucherzahlen", erklärte der Rathauschef. "An einem schönen Sommertag kommen normalerweise bis zu 1200."

Auch der Van der Vliet-und-Kunz-Gruppe, die das Bad in Kippenheim seit nunmehr zehn Jahren betreibt, sei das zu wenig, hätten mehrere Gespräche deutlich gemacht. Vor allem das erwartete Missverhältnis zwischen Umsatz und Personalaufwand, sagte Gutbrod, schrecke das Unternehmen. Das Dilemma: Trotz der Besucherregulierung und einem damit verbundenen Minus beim Umsatz (Eintritt, Speisen- und Getränkeverkauf) müssten mehr Mitarbeiter eingestellt werden, etwa um die Einhaltung der Abstandsregeln zu überwachen. Letzteres sei in den Becken ebenso wie im "Nadelöhr Eingangsbereich" ohnehin nahezu unmöglich, resümierte der Bürgermeister.

Deutlich mehr Geld für eine kürzere Saison

Der Gemeinderat hat im Haushalt 130 000 Euro als Zuschuss für den Badbetrieb eingestellt. Eine Zahl, die sich durch die Öffnung unter den genannten Bedingungen deutlich erhöhen würde, machte Gutbrod deutlich: "Wir reden dann von mehr als 200 000 Euro. Und zwar für eine maximal zehnwöchige Saison."

Im Gremium war man sich bewusst, "dass wir eine unpopuläre Entscheidung treffen, die viel Ärger und Missmut hervorrufen und hohe Wellen in der Bevölkerung schlagen wird", wie es Carola Richter (CDU) formulierte. Aber: "Unter diesen Gegebenheiten können wir kein zufriedenstellendes Angebot leisten." Julian Siefert (SPD) sah es ähnlich: "Andernorts, wo die Bäder trotz Corona geöffnet werden, sind die räumlichen Voraussetzungen andere und verfolgt man mehr als bei uns touristische Zwecke." Kippenheim leiste sich mit seinem Freibad ein "Luxusgut, das so lange möglich ist, wie es die Umstände zulassen". Dieses Jahr sei dies nicht der Fall. Dieter Kirschbaum (FW) betonte, er habe "schon vor Wochen Bedenken gehabt" bezüglich der Badöffnung, bis zuletzt "aber gehofft, dass sich die Bedingungen ändern". Ein Wunsch, der unerfüllt geblieben sei: "Mit diesen Restriktionen wäre nur ein Bruchteil der Badnutzer auf seine Kosten gekommen. Dann muss man sagen: So bedauerlich es ist, es macht keinen Sinn."

Die Nichtöffnung des Kippenheimer Freibads wird sich positiv auf die kommunalen Finanzen auswirken, wie Bürgermeister Matthias Gutbrod auf Nachfrage von Günter Ackermann (FW) erklärte: Das durchschnittliche Defizit von 130 000 Euro dürfte 2020 "kleiner ausfallen, aber sicher nicht bei Null liegen". Der Rathauschef verwies auf weiterlaufende Personalkosten des Betreibers sowie Wartungs- und Pflegearbeiten im Bad. Julian Siefert schlug vor, "die eingesparten Mittel in Verschönerungen zu investieren". Gutbrod wies in diesem Zusammenhang auf die geplante Erneuerung der kompletten Bad-Elektronik hin: "Da schnüren wir ein großes Paket, das uns viel Geld kosten wird.