Volles Haus in Kippenheim: Mehr als 30 Zuhörer waren am Montag zur Ratssitzung gekommen, um Näheres über die Planungen für die B 3-Umfahrung zu erfahren – und um ihre Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn Ausdruck zu verleihen. Foto: Bender Foto: Lahrer Zeitung

B 3-Umfahrung: Leiter des Straßenbaumts stellt Pläne vor / Hoffnung im Ort so groß wie nie zuvor

Selten dürfte Roland Gäßler auf solch dankbares Publikum getroffen sein: Am Montag stellte der Leiter des Ortenauer Straßenbauamts beim Kippenheimer Gemeinderat die Pläne für eine B 3-Umfahrung vor – und schürte die Hoffnungen im Ort.

Kippenheim. Die Plätze im Zuhörerraum reichten kaum aus. Mehr als 30 Bürger waren ins Sitzungszimmer des Rathauses gekommen, um sich davon zu überzeugen, dass der Kippenheimer Wunsch nach Entlastung auf der B 3 so kurz vor der Erfüllung ist wie wohl nie zuvor.

Vorgeschichte und heutige Situation: Manche sagen seit den 40er-Jahren, nachweisbare Belege datieren aus den 60ern – jedenfalls träumen die Kippenheimer den Traum von einer Umfahrung schon lange. Heute berechtigter als je zuvor. Im Sommer hat es laut Gäßler zuletzt Verkehrszählungen gegeben. Demnach rollten 22 000 Autos und Lkw täglich durch den Ort. Zwar seien die Daten "etwas verzerrt, weil zu dieser Zeit die Anschlussstelle Lahr umgebaut wurde". Doch sei die Belastung auch mit 3000 bis 5000 Fahrzeugen weniger immer noch "sehr hoch". Aktueller Stand: Bekanntermaßen hat der Umwelt- und Technikausschuss des Kreistags im Oktober grünes Licht für konkrete Planungen der neuen Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr gegeben. 2,3 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. 2019/20 soll’s losgehen. Vorausgesetzt die Gemeinden entlang der Strecke spielen mit. Umgang mit Bedenken: Die kritischen Stimmen, die nach Bekanntwerden der Pläne aus den Lahrer Stadtteilen laut wurden, "klingen mittlerweile deutlich versöhnlicher", so Gäßler. Klare Ansage: "Kippenheimweiler wäre der größte Profiteur der Umfahrung, in Langenwinkel wäre die Belastung kleiner als heute." Grundsätzlich wäre es auch möglich, die Straße nur bis zum Sulzer Kreuz zu führen, "aber wir wollen eine Lösung für die gesamte Region".  Der Ortenauer Straßenbau-Chef lobte ausdrücklich: "Dass Kippenheim nach dem ersten Aufschrei nicht zurückgeschrien hat." Eine Konfrontation wäre einem zeitnahen Bau der Straße "sicher nicht zuträglich" gewesen.

Prognose der Kreisverwaltung: Gäßler ist zuversichtlich, "dass das politische Okay bald kommt". Länger dürfte es dauern, bis man alle Landwirte, die Grundstücke für die zehn Kilometer lange Trasse abgeben müssten, hinter sich hat. Gäßler: "Wir versuchen es ohne Planfeststellungsverfahren, das würde die Zeit bis zum Baustart deutlich verkürzen." Blieben Rechtsstreits aus, könne er sich vorstellen, die Einweihung der Straße noch als Amtsleiter zu begleiten. "In sieben Jahren will ich in Ruhestand gehen."

Reaktionen von Gemeinderat und Bürgern: "Am liebsten würden wir Ihnen den Spaten gleich in die Hand drücken", sagte Julian Siefert (SPD) in Richtung Gäßler und brachte die Stimmung am Ratstisch und unter den Zuhörern auf den Punkt. Alle Wortmeldungen waren von der Hoffnung getragen, dass "Kippenheim nicht schon wieder enttäuscht wird" (Unternehmer Bernd Neugart). Carola Richter von der CDU betonte, "dass der Verkehr zum großen Teil nicht unserer ist" und sie deshalb auf das Wohlwollen der Nachbargemeinden hoffe. Bürger und Alt-Gemeinderat Günter Siefert zeigte sich "erstaunt über die Geduld der Kippenheimer, die den Verkehr seit Jahrzehnten ertragen". Die von Naturschützern angestoßene Diskussion über den Flächenverbrauch bezeichnete Otto Hebding (CDU) als "Nebenkriegsschauplatz": "Jetzt müssen wir an die Menschen denken." Anwohner Bernhard Kempf lebt seit 64 Jahren an der  B 3: "Als ich zwölf war, habe ich zum ersten Mal gehört, dass es eine Umfahrung geben könnte. Wenn sie vor meinem 70. Geburtstag kommt, machen wir ein Fest."

Den Besuch des Straßenbauamtsleiters nutzten die Kippenheimer Räte auch, um sich nach dem Stand zum Kreisel an der Kreuzung Bahnnof- und Keltenstraße (Villa Stulz) zu erkundigen. Dazu liefen noch Gespräche mit dem Regierungspräsidium, so Roland Gäßler. Der Kreis erhoffe sich Zuschüsse in Höhe von 50 Prozent. Sicher sei indes, dass der Radweg Richtung Kippenheimweiler kommt. Eine Zusatzbrücke über die Bahn werde es aber nicht geben. Gäßler: "Die Kosten wären unverhältnismäßig hoch."