Im Kippenheimer Mühlenpfad: Wo derzeit hauptsächlich Gärten zu finden sind, sollen in absehbarer Zukunft Wohnhäuser gebaut werden. Das finden nicht alle gut. Foto: Bender

Mühlenpfad-Bewohner äußern Unmut über geplantes Baugebiet. Aufstellung beschlossen.

Kippenheim - Im Süden von Kippenheim soll neues Bauland entstehen. Das Projekt "Mühlenpfad IV" hat am Montag eine weitere Hürde genommen – allerdings sehr zum Unmut zahlreicher Anwohner.

Die Aussicht auf zusätzliche Nachbarn hatte knapp 20 Kippenheimer in den Sitzungssaal des Rathauses gelockt. Spätestens, als sich Lothar Stulz (FW) "klipp und klar" gegen eine Bebauung hinter dem bestehenden Wohngebiet im Mühlenpfad aussprach, und in den Zuhörerreihen daraufhin Applaus aufbrandete, war klar, wie sie dazu stehen.

Bürgermeister Matthias Gutbrod hatte wohl schon eine Ahnung. Immer wieder hatte er zuvor die Ausführungen von Planer Holger Fischer zum Bebauungsplanentwurf ergänzt und das "Entgegenkommen gegenüber denjenigen" betont, "die schon lange im Mühlenpfad wohnen". So machte der Rathauschef darauf aufmerksam, dass die 14 vorgesehenen Ein- und Zweifamilienhäuser mit einem Abstand von mindestens sieben Metern zur aktuellen Bebauung entstehen werden. Das sei "völlig unüblich", gesetzlich zulässig wären weniger als drei Meter. Zudem dürften künftige Bauten über maximal zwei Vollgeschosse verfügen, sodass die Firsthöhe der umliegenden Häuser nicht überschritten werde. Gutbrod: "Wir knallen niemandem Riesenklötze vor die Nase." Mittlerweile Standard in neuen Wohngebieten: Bauherren müssen pro Wohneinheit anderthalb Parkplätze ausweisen. "Weil aufgerundet wird, bedeutet das, dass es bei einer Wohnung zwei Stellplätze gibt", so der Bürgermeister.

All das vermochte freilich nichts an Lothar Stulz’ ablehnender Haltung gegenüber dem Bebauungsplan zu ändern. Dessen Umsetzung bedeute nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, "wenn tatsächlich 50 Bauplätze in der Gemeinde fehlen, wie die Verwaltung sagt". Stattdessen plädierte er für die Erschließung des Gewanns Schlack, wodurch auf einen Schlag mehr als 100 Bauplätze geschaffen werden könnten.

Diese Meinung hatte Stulz allerdings exklusiv. "Unsere Devise lautet seit Jahren, kleine Baugebiete für den Eigenbedarf auszuweisen, ohne massenhaft Land zu versiegeln", betonte Markus Studer (CDU). Für seinen Fraktionskollegen Rainer Kary weisen die fünf "endlosen" Stichstraßen, die die bisherige und künftige Bebauung erschließen, darauf hin, "dass schon in den 80er-Jahren klar war, dass hier weitergebaut wird". Direkt an die Anwohner gewandt erklärte der frühere Lahrer Stadtbaumeister: "Ich kann nachvollziehen, dass es Ihnen stinkt, wenn Sie ihre Lage in der hintersten Reihe verlieren. Aber es gibt kein Privileg auf Aussicht."

Generell war aus den Reihen des Gemeinderats viel Verständnis für die Anwohner zu hören. Noch größer war jedoch der Wille, das im vergangenen Mai angestoßene Vorhaben in dem ein Hektar großen Gebiet weiter voranzutreiben. So stimmte am Ende nur Stulz gegen die Aufstellung und Offenlage des Bebauungsplans, die am 11. Februar beginnen soll.

Gutbrod: Genügend, die bauen wollen

Welche Einwendungen dort geltend gemacht werden könnten, war am Ende der Sitzung zu hören, als die anwesenden Bürger ausgiebig von ihrem Fragerecht Gebrauch machten. Ein Anwohner bemängelte die Kommunikation aus dem Rathaus: "Es ist frustrierend, dass wir aus der Zeitung von den Plänen erfahren mussten." Eine Zuhörerin fragte, ob im Mühlenpfad Versprechen an Interessenten eingelöst werden sollen, die man in der "Brunnenstraße Süd" nicht habe halten können. Auch das Thema Naturschutz kam aufs Tapet. Gutbrod sprach von einem "großen Kreis von Betroffenen", die man vorab hätte informieren müssen, erklärte das Brunnenstraßen-Gerücht für falsch und verwies auf die Umwelt- und Artenschutzgutachten, die dem Bebauungsplanentwurf zugrunde lägen.

Die Frage, wie viele Grundstückseigentümer – rund die Hälfte der Fläche soll in Privatbesitz liegen – bereit seien, ihre Flächen einzubringen, wollte Gutbrod mit Verweis auf den Datenschutz nicht beantworten. Er versicherte aber, "dass genügend da sind, die bauen wollen".

Info: Der Zeitplan für Erschließungsarbeiten

Der Wunsch der Gemeindeverwaltung, noch 2019 mit den Erschließungsarbeiten im "Mühlenpfad IV" zu beginnen, ist laut Bürgermeister Matthias Gutbrod "ein ehrgeiziger Zeitplan". Ziel sei aber in jedem Fall, "im nächsten Jahr Bauplätze anbieten zu können".