Silvia-Schillinger-Teschner will mit sieben Mitstreitern in Kippenheim die BI-Gründung anstoßen. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Ortsumfahrung: Kippenheimer wollen "BI B 3" gründen / Motto: Gegen Verkehr, für Lebensqualität / Banner bei der Schule

Die Kommunalpolitiker tun es seit Jahren, die Geschäftsleute haben es vor wenigen Wochen getan – tun es nun auch die Bürger? In Kippenheim soll sich eine BI für den Bau einer Ortsumfahrung einsetzen. Der Start ist kommende Woche geplant.

Kippenheim. "BI B 3 – stand up 4 less" der (vorläufige) Name der Bürgerinitiative kommt in astreinem Denglisch daher. "Steht auf für weniger": weniger Autos und Lkw, weniger Lärm und Emissionen, weniger Verkehrsgefährdung, lautet die Forderung auf dem Flyer, der am Donnerstag im Gemeindeblatt abgedruckt war und am Freitag an die Presse versandt wurde. Der positiv formulierte Abschluss: "Für mehr Lebensqualität durch die Ortsumfahrung."

Hinter der Aktion steckt LQN ("Lebensqualität durch Nähe"), eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die sich seit Jahren um die Pflege der Grünanlagen im Ort kümmert. Silvia Schillinger-Teschner, die als Sprecherin der Formierung auftritt, stellt im Gespräch mit der LZ die rhetorische Frage: "Was nutzt die schönste Grünanlage, wenn man sich dort wegen des Lärms und des Schmutzes durch die Autos nicht wohlfühlt?" So sei der nun avisierte Schritt, eine BI zu gründen, ein logischer: "Seit 40 Jahren wird im Ort über eine Umfahrung diskutiert. Wir wollen, dass nicht einzelne murren, sondern die Kippenheimer zusammenstehen und sagen: ›So geht’s nicht mehr‹", erklärt Schillinger-Teschner.

Gemeinderat und Verwaltung kämpfen schon lange für eine nachhaltige Entlastung der Ortsdurchfahrt, über die täglich mehr als 20 000 Autos rollen. Im November vergangenen Jahres traten die fünf größten Kippenheimer Firmen an die Öffentlichkeit, um ihrerseits für eine Umfahrung zu werben. Nun also die Bürger. Rathauschef Matthias Gutbrod sieht das Engagement gerne, wie er am Freitag auf LZ-Nachfrage erklärt: "Alle Kommunalpolitiker wünschen sich, dass sich die Menschen mit den Belangen ihres Ortes beschäftigen – wenn sie für eine gute Sache aktiv werden, umso besser."

Die Debatte um die B 3-Umfahrung ist seit Jahrzehnten latent im Dorf präsent. 2015 hat der Kreistag sein grundsätzliches Okay, vor Kurzem konkrete Planungen in Auftrag gegeben. "Seitdem vergeht im Grunde kein Vereinsfest, kein Treffen am Stammtisch, ohne dass darüber gesprochen wird", sagt der Bürgermeister. Schillinger-Teschner bestätigt: "Die politische Diskussion um die Umfahrung war die Initialzündung für unsere Idee, eine BI zu gründen."

Natürlich hat man auch den Gegenwind gespürt. In Kappel-Grafenhausen wird die geplante neue Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr abgelehnt, in Langenwinkel und Kippenheimweiler zumindest die aktuell vorliegende Trassenvariante. "Wir wollen erreichen, dass nicht mehr nach dem Sankt-Florian-Prinzip vorgegangen wird. Der Großteil des Verkehrs, der täglich durch Kippenheim rollt, hat nämlich seinen Ursprung nicht bei uns", sagt Schillinger-Teschner.

Nun sei es notwendig, die Kräfte zu bündeln. Dabei helfen soll eine Auftaktveranstaltung am kommenden Donnerstag an der Schule (siehe Info). "Wir werden vorher noch unseren Flyer in den Häusern entlang der B 3 verteilen und werben in den sozialen Medien für unsere Aktion", sagt Schillinger-Teschner, die zusammen mit ihren sieben LQN-Mitstreitern zwar das "Feuer entfachen" will, sich danach aber "eher unterstützend im Hintergrund" sieht. "Es wäre schön, wenn der ein oder andere dabei wäre, der Verantwortung übernimmt und Aktionen und Projekte anstößt."

Auf Facebook läuft die Debatte längst

Dass sich genügend Menschen finden, um eine BI mit Leben zu füllen, darum ist Schillinger-Teschner nicht bange: "Meine Facebook- Gruppe ›Kippenheimat‹ hat 360 Mitglieder, Hauptthema unter ihnen ist derzeit die Umfahrung." Auch Gutbrod sieht ein großes Einzugsgebiet: "Betroffen vom Verkehr an der B 3 sind ja nicht nur die direkten Anwohner, sondern auch die der Nebenstraßen."

Der Bürgermeister hat sein Kommen für Donnerstag zugesagt. Wer zum Auftakt nicht dabei ist, wird in den nächsten Wochen dennoch Notiz von der Initiative nehmen: Die LQN-Leute wollen an der Mauer vor der Schule, direkt an der B 3, ein drei auf zwei Meter großes Banner aufhängen. Was genau darauf zu sehen sein wird, will Schillinger-Teschner noch nicht verraten. Nur so viel: "Man wird erkennen, was es bedeutet, an der Ortsdurchfahrt zu leben."

Der Auftakttermin, aus der nach dem Willen der Organisatoren eine Bürgerinitiative hervorgehen soll, findet am kommenden Donnerstag, 30. Januar, ab 17 Uhr an der Kippenheimer Schule ("Schulbuck") statt. "Unterstützen Sie uns, kommen Sie zur Auftaktveranstaltung und zeigen so, dass Kippenheim eine Umfahrung braucht", heißt es auf dem Einladungsflyer der LQN-Gruppe.