"Der Cyber-Angriff hat uns zugesetzt": Auf die beiden Janoschka-Geschäftsführer Holger Ober­gföll (links) und Rainer Geiger wartet viel Arbeit. Archivfoto: Merck Foto: Lahrer Zeitung

Cyber-Kriminalität: Kippenheimer Unternehmen bestätigt Hackerangriff / Komplett neue IT wird aufgebaut

Die Firma Janoschka hat eingeräumt, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein, und bestätigte damit einen entsprechenden LZ-Bericht vom Dienstag. Der Betrieb beim Kippenheimer Druckvorlagen-Hersteller laufe derzeit nur "eingeschränkt".

Kippenheim. Wie Geschäftsführer Holger Obergföll am Dienstagnachmittag per Pressemitteilung verlautbarte, hat der Cyberangriff seiner Firma "schwer zugesetzt". Auch gut eine Woche nach der Attacke spüre der Kippenheimer Konzern die Auswirkungen noch. Seitdem werde am Standort in Kippenheim "nur mit gedrosselter Leistung produziert, da viele Rechner aufgrund der Trojaner-Attacke lahmgelegt wurden".

Wie die Lahrer Zeitung in ihrer Dienstagsaugabe berichtete, war es Hackern vergangene Woche gelungen, unbemerkt einen Virus ins Janoschka-Netzwerk einzuschleusen. Laut Obergföll handelte es sich dabei um die Schadsoftware "Emotet". Diese gelte "als eine der gefährlichsten Cyber-Bedrohungen weltweit und verursacht auch durch das Nachladen weiterer Schadprogramme erhebliche Folgeschäden". Dabei würden Daten verschlüsselt und somit unbrauchbar gemacht.

Wie hoch der Schaden ist, dazu "kann aktuell keine Aussage getroffen werden", so Obergföll auf Nachfrage der Lahrer Zeitung. Es ist aber davon auszugehen, dass die Folgen beträchtlich sind. Auch wenn man "zum jetzigen Zeitpunkt weiß, dass nicht alle Systeme betroffen sind" und "die große Mehrzahl der Standorte nicht, oder nur teilweise betroffen" seien.

Klar ist: Das bisherige System im operativen Bereich ist nach der Viren-Attacke nicht mehr zu gebrauchen. Obergföll: "Wir haben bereits begonnen, eine vollständige neue IT-Umgebung aufzubauen." So könne auch ausgeschlossen werden, dass Viren-"Überbleibsel" im Netzwerk hängenbleiben.

Selbstredend bekamen und bekommen auch die Mitarbeiter den Hackerangriff zu spüren. Wie die LZ berichtete, hatte es vergangene Woche in Kippenheim, wo Janoschka rund 400 Menschen beschäftigt, teilweise Arbeitsstopps gegeben, Angestellte mussten nach Hause geschickt werden. Mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt, wie der Geschäftsführer auf Nachfrage erklärte: "Ein Großteil der Belegschaft ist im Betrieb." Das Unternehmen produziere wieder, wenn auch "vorerst noch eingeschränkt". Es sei gelungen, wichtige Systeme wieder zum Laufen zu bringen.

"Über die Motive des Angriffs ist nichts bekannt", erklärt Obergföll. Nach aktuellem Stand gebe es zudem keine Kenntnis darüber, dass auch Kunden oder Zulieferer Opfer des Angriffs geworden seien. Diese seien aber ebenso wie Sicherheitsbehörden und andere Partner "sofort nach der Attacke in informiert" worden.

Welche Auswirkungen der Hackeranggriff auf das Geschäft von Janoschka hat und welche Konsequenzen das Unternehmen daraus zieht, darüber wolle man "zeitnah" informieren, so Obergföll.

Holger Obergföll steht erst seit März gemeinsam mit Rainer Geiger an der Spitze von Janoschka, das nach eigenen Angaben "weltweit zu den führenden Prepress-Dienstleistern in der Verpackungsindustrie" gehört. Obergföll ist für die Produktion zuständig, Geiger für den Vertrieb. Die beiden Mittvierziger haben durch den Computer-Angriff nun gleich eine große Aufgabe vor sich. Immerhin tragen sie Verantwortung für rund 1400 Mitarbeiter an 25 Standorten in 15 Ländern.