Der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume, sprach in Kippenheims früherer Synagoge. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Vortrag: Landesbeauftragter sprach in einstiger Synagoge

Kippenheim (mm). Rassismus und Antisemitismus werden 74 Jahre nach dem Ende des Dritten Reichs erneut aktuell. Das meint auch der Förderverein der ehemaligen Synagoge Kippenheim. Deshalb hatte er mit Michael Blume den Stuttgarter Landesregierungs-Beauftragten gegen Antisemitismus zu einem Vortrag über seine Arbeit eingeladen. Denn: Auch in der Ortenau und sogar Ettenheim habe man neue antisemitische Pöbeleien und Vorfälle erlebt.

Blume, ein Religionswissenschaftler, nimmt wahr, dass Christen und Muslime abermals aufgefordert werden, sich zusammenzuschließen, weil "Juden an allem Schuld" seien. Ausführlich und fachkundig blickte Blume detailliert auf frühere Entwicklungen zurück, vor und nach der Römerzeit. Juden seien schon lange in vorchristlicher Zeit argwöhnisch beäugt worden, weil sie etwa mit früher Einführung eines leicht zu lernenden Alphabets und Schulen für sonst ungewohnte Bildung sorgten. Immerhin habe später der Jude Jesus als Kind eines einfachen Handwerkers schon mit zwölf Jahren die Tempel- Schriftgelehrten per Diskussion in äußerste Verwirrung gestürzt.

Jahrtausende lang hätten sich Vorurteile gegen Juden verfestigt. Schlimmer Höhepunkt nach vielen Pogromen war jedoch Hitlers Aufforderung, Juden auszumerzen.

Indes: Ursprünge der Judenverfolgung sind laut Blume schon in der Antike begründet und wurden stets aufgegriffen, auch von der katholischen Kirche. Blume macht zusätzlich aus: Anfang des vorigen Jahrhunderts haben neue Medien vom Radio bis zu späteren Kino-Propagandafilmen dafür gesorgt, dass Judenhass populär mit neuer Kraft angeheizt wurde.

Hass auf Juden nimmt weltweit spürbar zu

Der neue Antisemitismus habe schon voriges Jahrhundert wieder zugenommen. Doch etwa seit 15 Jahren würden vermehrt Verschwörungstheorien verbreitet, vor allem über das Internet. Weltweit nehme der Antisemitismus erschreckend zu. Auch in Polen wollten viele nicht mehr neben jüdischen Nachbarn wohnen. In Ungarn habe die Regierung Plakate gegen Juden gedruckt.

Das war in Kippenheim Gesprächsstoff für viele Fragen. Was wäre dagegen zu unternehmen? Der Antisemitismus-Beauftragte stimmte zu, dass noch einiges zu tun wäre, auch an Schulen samt Lehrerfortbildung und Besuch von real erfahrbaren Gedenkstätten wie etwa der ehemalige Kippenheimer Synagoge.