Forstdirektor Hans-Georg Pfüller (Mitte) berichtet den Gemeinderäten von dem aktuellen Zustand des Waldes. Foto: Decoux-Kone

Gremium informiert sich vor Ort über Schäden. Zukunft ohne Eschen, Tannen und Fichten.

Kippenheim - Der Klimawandel bedroht den Wald. Forstdirektor Hans-Georg Pfüller und Revierleiter Hans-Jürgen Wilting haben dem Kippenheimer Gemeinderat die Folgen aufgezeigt. Das Gremium bespricht demnächst einen Zehn-Jahres-Plan, um gegenzusteuern.

Das Fazit von Bürgermeister Matthias Gutbrod am Ende der Begehung war deutlich: "Wir werden uns den veränderten Bedingungen anpassen müssen." Denn die haben drastische Auswirkungen. Die Esche, deren Anteil am Bestand im gesamten Wald einst 16 Prozent ausmachte, ist in den vergangenen zehn Jahren "in brutaler Dynamik" (Pfüller) auf sieben Prozent gefallen. Weil der Baum wegen eines Pilzes nach und nach abstirbt, werden die Eschen im Moment verstärkt eingeschlagen und nicht mehr nachgepflanzt – der Baum wird als wirtschaftlich nutzbares Gewächs aus dem Bestand verschwinden.

Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und deutlich weniger Regen zeigt sich nicht nur im Bergwald – auch im Auwald weisen Bäume Trockenschäden auf, wie beim Blick auf einen Polder Stämme am Wegrand zu sehen war. Hinzu kommen noch Schäden durch den Sturm "Sabine" im Februar dieses Jahres. Im Bergwald macht die Trockenheit vor allem den Nadelbäumen zu schaffen.

Künftig weniger Artrag

Was Pfüller emotional bewegt – "mir blutet das Herz" – wird der Gemeinde in absehbarer Zeit auch ökonomisch wehtun. Denn in den vergangenen zehn Jahren blieben im Schnitt pro Jahr etwa 40 000 Euro Überschuss aus der Waldbewirtschaftung hängen. Das wird sich auf absehbare Zeit ändern. Der Auewald wird künftig wesentlich weniger Ertrag abwerfen, was sich zunächst auf den Hiebsatz für den gesamten Wald auswirkt. Der wird von 4500 Festmetern pro Jahr (2010 bis 2019) auf 4000 Festmeter (2020 bis 2029) gesenkt. Zudem muss in die Umstrukturierung des Walds investiert werden.

Eschen wird’s künftig im Auwald nicht mehr geben, im Bergwald werden Tannen und Fichten ebenfalls verschwinden. Laut einer Prognose der staatlichen Versuchsanstalt haben reine Fichten- und Tannenbestände wegen des Klimawandels zum Jahr 2050 hin keine Zukunft mehr, wie der Forstdirektor weiter sagte.

Derzeit arbeite man an Optionen, wie man den Wald so umstrukturiert, dass er dem Klimawandel im wahrsten Sinn des Wortes standhält. An Alternativen arbeitet auch Revierleiter Wilting. Auf leeren Flächen im Auwald hat er sogenannte "Trupppflanzungen" anlegen lassen. 70 Trupps von je 21 Stieleichen mit Begleitbäumen, wie zum Beispiel Linden, werden pro Hektar gepflanzt. Zwei Jahre sind die neuen Setzlinge alt und müssen jahrelang gepflegt werden, damit sich auf den lichten Flächen ein ökologisch wertvoller Mischwald entwickelt, der irgendwann für die kommenden Generationen auch ökonomischen Nutzen hat.

Im Bergwald besteht die Möglichkeit, Fichten und Tannen durch Douglasien zu ersetzen um auch hier langfristig mehr Mischwald zu entwickeln. Das dauert und kostet erst einmal Geld, wie am Freitag deutlich wurde. Wenn es gut laufe, ließe sich in den kommenden Jahren eine schwarze Null erzielen, sagte Hans-Georg Pfüller. Die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sei eine Kunst, so Pfüller.

Plan bis 2029

Genauere Zahlen zur Wald-Bilanz der vergangenen und künftigen zehn Jahre werden bei einer Gemeinderatssitzung Thema sein, wenn es um die Forstwirtschaftsplan 2020 bis 2029 geht. Werden die Gemeinderäte damit einverstanden sein, erst auf Gewinn zu verzichten und mehr in den Wald zu investieren? Offizielle Stellungnahmen gab es am Freitag keine dazu. Pfüller habe in Gesprächen mit Gemeinderäten die Bereitschaft dazu jedoch herausgehört, wie er auf eine spätere Anfrage mitteilte.