Seit 70 Jahren thront die Kapelle Maria Frieden bereits auf der Haselstaude über Kippenheim. Dieser runde Geburtstag wird am Samstag gefeiert. Foto: Decoux-Kone

Kapelle Maria Frieden feiert 70-jähriges Bestehen / Nach dem Krieg mit viel Schweiß und Mühe erbaut

Seit nunmehr 70 Jahren ruht die Kapelle Maria Frieden auf der Haselstaude in Kippenheim. Erbaut wurde sie einst aus Dankbarkeit darüber, dass Kippenheim von den Kriegsfolgen größtenteils verschont geblieben war. Ein Rückblick auf die Anfänge.

Kippenheim. Die Kriegsgefahr rückte immer näher an Kippenheim heran. Die Gemeinden längs des Rheins – Grafenhausen und Kappel – waren bereits evakuiert. Kippenheim wären also als Nächstes dran gewesen, zumal die SS schon durchs Dorf ging; hinzu kam die Nähe zum Bahnhof, wo immer viel Militär unterwegs war und Kriegsgüter befördert wurden. Am 15. Oktober 1944 in schwerer Not und Sorge um die Heimat machte in der Rosenkranzandacht die Pfarrgemeinde unter dem damaligen Pfarrer Johannes Heß feierlich ein Gelöbnis. Der Text im Original: "Wenn wir unsere Heimat nicht verlassen müssen und unser Dorf vor größeren Schaden bewahrt bleibt, dann wollen wir zum Dank auf unserer Gemarkung Kippenheim, auf dem Berg, eine Kapelle bauen zu Ehren der Königin des Friedens." Am gleichen Abend brachte ein einquartierter Feldwebel als ersten Baustein 30 Reichsmark für die Kapelle.

Und tatsächlich: Der Krieg mit seiner Angst und seinem Schrecken ging an den Kippenheimern vorüber, sie mussten die Heimat nicht verlassen und ihr Dorf blieb vor größeren Schäden verschont. Die Kippenheimer machten ihr Versprechen wahr: Im Mai 1945 beschloss der Stiftungsrat die Gründung eines Bauausschusses zur Planung einer Marienkapelle. Sofort baten mehrere Bürger ihre Grundstücke als Bauplatz an. Bei einer Flurbegehung fiel die Wahl auf zwei Grundstücke auf dem Gewann "Hohbühl". Bis mit dem Bau der Kapelle begonnen werden konnte wurde ein Bildstock zu Ehren der Gottesmutter errichtet, an dem sich alle ansässigen Handwerker beteiligten.

Nach dem Krieg war Baumaterial rar

Im Mai 1946 legte Architekt Josef Weber aus Freiburg einen Entwurf zu einer Marienkapelle vor, der sofort allgemein Zustimmung im Stiftungsrat fand. Also konnte mit dem Bau begonnen werden. Auch wenn er von Krieg und Gefangenschaft noch gezeichnet war, ging Josef Naudascher als Maurermeister mit viel Freude und großem Elan mit seinen Mitarbeitern ans Werk, wie er selbst sagte.

Es war nicht leicht, nach dem Krieg geeignetes Material zu finden. Doch, so formulierte es Pfarrer Heß, "die Gottesmutter hat mir immer Wege gezeigt, um Baumaterial zu bekommen". Hermann Herzog fuhr es mit seinem Lastwagen heran. Ein weiteres schwieriges Thema war das Wasser. Das, das sich an der Bauhütte angesammelt hatte, reichte bei Weitem nicht aus, um den Mörtel anzumischen. So schöpften Bauern von Hand Wasser aus dem Stockbrunnen oder Dorfbach und brachten es mit Kühen- und Ochsengespannen zur Baustelle. Auch evangelische Christen beteiligten sich an dieser Aktion – schon damals ein Zeichen der Ökumene.

Am 24. Juni 1946 war der erste Spatenstich der Kapelle, am 28. Juli 1946 Grundsteinlegung mit Ettenheims Stadtpfarrer Anton Bress, Pfarrer Rudolf Daus aus Sulz und dem Kippenheimer Pfarrer Heß. Die Urkunde, von Schwester Immolata aus Gengenbach auf Pergament gemalt, vorgelesen von dem Geistlichen, von Architekt und Stiftungsräten unterschrieben, wurde in einer Kupferkapsel verschlossen und von Maurermeister Naudascher eingemauert. Am 29. September 1946 wurde Richtfest gefeiert. Das Turmkreuz hatte Schlossermeister Johann Ohnmacht angefertigt und auf dem Turm befestigt, wo es seither weit in die Rheinebene hinaus grüßt. Im Juni und Juli 1947 ging die Kapelle ihrer Vollendung entgegen. Die Fenster wurden von einer Firma aus Freiburg entworfen und eingesetzt.

Feierliche Einweihung am 10. August 1947

Es gab in der Pfarrgemeinde keinen Mann und keine Frau, die nicht ihr Werk taten an der Kapelle, jeder Handwerker und jede Firma gaben ihr Bestes. Der Lohn: Am 10. August 1947 war der große Weihetag. Prälat Augustin Schuldis aus Freiburg übergab im Auftrag des damaligen Oberhirten Konrad Gräber Maria Frieden seiner Bestimmung.

INFO

Lichtermarsch zum Geburtstag

Das 70-jährige Bestehen der Kapelle Maria Frieden wird am Samstag, 28. Oktober, mit einer Lichterprozession und Gottesdienst gefeiert. Um 17.30 Uhr beginnt die Prozession an der Alten Schule. Ab 18.30 Uhr wird es dann in der Kapelle einen festlichen Gottesdienst geben. Bei schlechtem Wetter fällt die Lichterprozession aus und der runde Geburtstag direkt um 18.30 Uhr mit dem Gottesdienst beginnen. Für die Besucher gibt es laut Ankündigung der Pfarrgemeinde im Anschluss die Möglichkeit, sich nach Kippenheim zurückfahren zu lassen.