Fördervereinsvorsitzender Jürgen Stude im Gespräch mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras, im Hintergrund Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod Foto: Förderverein Foto: Lahrer Zeitung

Erinnerungsarbeit: Landtagspräsidentin zu Gast in der ehemaligen Synagoge

Kippenheim (red/fx). Bei einer zweitägigen Tour durch die Ortenau hat sich die Präsidentin des Landtags, Muhterem Aras, ein Bild von der Gedenkstättenarbeit am südlichen Oberrhein gemacht. Auch ein Besuch in Kippenheim stand auf dem Programm. Besonders wichtig sei es ihr, mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Lern- und Erinnerungsstätten und anderen Akteuren vor Ort ins Gespräch zu kommen, so Aras.

Bei einem kleinen Empfang durch die Gemeinde Kippenheim informierte Bürgermeister Matthias Gutbrod die Landtagspräsidentin über die Geschichte der Gemeinde und ihre derzeitige Entwicklung. Anschließend führte Jürgen Stude, Vorsitzender des 1996 gegründeten Fördervereins, Aras und ihr Team durch die ehemalige Kippenheimer Synagoge. Dabei beleuchtete er streiflichtartig deren wechselvolle Geschichte seit der Einweihung 1852. Er wies auf die Ausstellung zur Geschichte und die Kultur der Ortenauer Landjuden auf den Emporen hin und auf den Zeitstrahl im ehemaligen Betsaal, der die Historie des Hauses dokumentiert.

Aras zeigt sich gut vorbereitet

Stude schilderte die Arbeit des Fördervereins in den 22 Jahre seines Bestehens. Das umfangreiche Veranstaltungsangebot werde gut angenommen; dank der Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung "kommen wir auch finanziell gut zurecht".

Die ehemalige Synagoge Kippenheim verstehe sich als Gedenkstätte für die ganze Ortenau. Auch die Besucher der Veranstaltungen kommen nicht nur aus Kippenheim, Lahr oder Ettenheim, sondern aus dem ganzen Landkreis. "Allerdings vermissen wir einen Ansprechpartner im Landratsamt. Wir sehen auch dieses in der Verantwortung für die Erinnerungsarbeit. Immerhin war die Ortenau eines der großen jüdischen Zentren Badens", von dem heute noch ehemalige Synagogen und jüdische Friedhöfe zeugen", so Stude. Problematisch erweise sich die mangelnde Anbindung Kippenheims an den öffentlichen Nahverkehr, die es für manche Schulklassen unmöglich mache, die Synagoge zu besuchen.

Angesprochen auf die aktuelle Situation des Fördervereins wies Stude darauf hin, dass die Gründergeneration mittlerweile in die Jahre gekommen und es deshalb notwendig sei, auf die mittlere Generation zuzugehen, um die Nachhaltigkeit der Vereinsarbeit zu sichern.

In einem abschließenden Rundgespräch sammelte Aras, die sich als gut vorbereitete und zugewandte Gesprächspartnerin erwies, Anregungen und Informationen der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Lehrer, die mit dem Förderverein kooperieren. Sie betonte, dass auch Menschen, deren Vorfahren nicht aus Deutschland stammten, eine Verantwortung für den Umgang mit der Verfolgungsgeschichte der deutschen Juden hätten.

Andrea Welz vom Lahrer Max-Planck-Gymnasium berichtete aus ihrer Erfahrung mit dem Theaterprojekt an ihrer Schule, das immer wieder Stücke in der ehemaligen Synagoge aufführt. Florian Hellberg vom Rheinauer Anne-Frank-Gymnasium stellte die Schulpartnerschaft vor, die seine Schule mit dem Förderverein seit vier Jahren verbindet. Er bedauerte, dass den Lehrern der Freiraum für Exkursionen fehle, ebenso Unterrichtsmaterial, das sie in die Lage versetzen würde, diese auch in einem vertretbaren Zeitaufwand wahrzunehmen. Ärgerlich sei in diesem Zusammenhang auch die Kürzungen der Mittel für die Landeskunde und damit von Deputaten. Er appellierte: "Geben Sie uns mehr Mittel für die Kinder."