Das Votum des Kippenheimer Gemeinderats fiel eindeutig aus: Die Straße durch den Schlossgarten bleibt auch künftig für den Verkehr offen. Foto: Werner

Große Mehrheit spricht sich gegen Schließung aus / Büro Kappis soll zwei Varianten ausarbeiten

Es ist entschieden: Der Schmieheimer Schlossgarten bleibt auch künftig offen für den Verkehr. Der Gemeinderat hat am Montag mit großer Mehrheit zwei Planvarianten zur Umgestaltung in Auftrag gegeben – zweimal inklusive Durchfahrt.

Kippenheim. "Wir gehen nicht zu einem Künstler, sondern zu einem Planer. Der braucht klare Vorgaben. Und ein entscheidender, wenn nicht der entscheidende Punkt, ist eben die Frage, ob der Schlossgarten für den Verkehr weiter offen sein soll oder nicht." Gesagt am Montagabend von Bürgermeister Matthias Gutbrod, der damit durchblicken ließ, was viele am Ratstisch gedacht haben dürften: Man hat der (öffentlichen) Debatte und der mit ihr einhergehenden Nebengeräusche genug.

Seit der ersten Vorstellung der Pläne von Landschaftsarchitekt Eckard Riedel, die einen Rückbau der Straße vorsahen, sind mittlerweile fast anderthalb Jahre ins Land gegangen. Anderthalb Jahre, in denen viel passiert ist. In denen die Furcht, der Schlossgarten könnte zur Sackgasse werden, in Teilen der Bevölkerung so groß war, dass sie zur Gründung einer Interessengemeinschaft führte. In denen sich 266 Schmieheimer – bei 14 Gegenstimmen – in einer von eben dieser IG initiierten Umfrage für die Offenhaltung des Schlossgartens aussprachen. In denen ein Gutachten zu dem Schluss kam, dass der Verkehr rund um das Schmieheimer Wahrzeichen so gering ist (200 Autos pro Tag), dass man ihn schließen, aber eben genauso gut offen lassen könnte. Und in denen sich die Mitglieder des Ortschaftsrats erst einstimmig für eine Sperrung aussprachen, dann aber wieder teilweise zurückruderten.

Letzteres ist eine Tatsache, die nicht nur den Rathauschef, sondern auch Carola Richter feststellen ließ, dass "wir das Thema bislang nur vor uns herschieben". Wobei mit dem "wir" eher das Orts- als das Gemeindegremium gemeint gewesen sein dürfte. Richter: "Man hätte sich schon gerne ein klares Statement aus Schmieheim gewünscht."

Gutbrod drängt auf Entscheidung

Das gaben am Montag zweifelsfrei ihre Ratskollegen ab. So ist es für Rainer Kary "nicht nachvollziehbar, warum wir ein kleines Stückchen Straße sperren sollen, wenn doch sowieso eine Zufahrt zu Schloss, Kindergarten und Halle offen bleiben muss". Eine Haltung, die viele teilen, wie die weiteren Wortmeldungen zeigen sollten. Markus Studer etwa zerstörte Romantikern die "Illusion von einem Barockgarten mit Rosenstauden, aber ohne Asphalt". Die äußeren Einflüsse und Notwendigkeiten gäben die künftige Gestaltung des Schlossgartens vor – Studer jedenfalls sieht darin "ganz klar eine Straße". Und Rathauschef Gutbrod? Der drängte ein weiteres Mal an diesem Abend auf eine Entscheidung, ohne seine eigene Tendenz zu verhehlen: "Egal, wie lange wir uns noch Zeit lassen, ich bin mir sicher, dass der Großteil jetzt schon weiß, wie er abstimmen würde. Nämlich für eine Offenhaltung."

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der Traum der Befürworter einer Schließung an diesem Abend endgültig platzen würde. Da half es auch nicht, dass Ortsvorsteher Michael Hartmann, im Gemeinderat ohnehin nur mit beratendem Mandat ausgestattet, noch einmal darauf aufmerksam machte, "dass es uns nie um die Frage ging, ob der Schlossgarten geschlossen werden soll oder nicht, sondern darum, ihm sein historisches Gesicht zurückzugeben und seinen Aufenthaltswert zu erhöhen". Das eine sei seiner Meinung nach nur eben am ehesten durch das andere zu erreichen. Auch Günter Ackermanns Ruf, man sei es "diesem geschichtsträchtigen Projekt schuldig, nicht alle Optionen zu verbauen, bevor wir sie überhaupt kennen", fand kaum ein offenes Ohr mehr.

Am Ende sollte sich nur Jörg Kölble dafür ausgesprochen haben, weiter zuzuwarten und die Planer, die nach einstimmigem Willen des Gremiums das Büro Kappis aus Lahr stellen wird, sowohl eine offene als auch eine geschlossene Variante ausarbeiten zu lassen. Stattdessen wird es zwei Entwürfe geben, die beide freie Fahrt durch den Schlossgarten ermöglichen sollen. "Ob das dann eine Spielstraße wird, ob Pflastersteine verlegt werden oder ob der Weg künftig entlang der Schlossmauer führt, all das wird sich zeigen", ließ der Bürgermeister der Kreativität der Planer Raum. Nach der Entscheidung des Gemeinderats ist vieles möglich, nur eins nicht: dass der Schlossgarten in den nächsten Jahrzehnten autofrei wird.

Interessengemeinschaft löst sich auf

Noch in diesem Jahr sollen die Konzepte vorliegen – 20 000 Euro sind dafür im Haushaltsplan vorgesehen – und darüber entschieden werden, sodass 2018 mit der Umsetzung begonnen werden kann. Die Interessengemeinschaft Schlossgarten indes, das erklärte gestern Mitinitiator Walter Keck, werde sich nach dem klaren Votum des Gemeinderats auflösen. Für einen Fortbestand gebe es keinen Grund mehr, Ziel und Zweck der IG seien erreicht.

INFO

Anforderungen

Die Schließung ist passé. Die Wünsche des Ortschafsrats für die künftige Gestaltung des Schlossgartens sind deshalb aber nicht gänzlich vom Tisch. Folgende Anforderungen sollen die Planer bei ihren Entwürfen berücksichtigen:

> Der Platz im direkten Umfeld des Schlosses soll gestalterisch dessen Baustil angepasst  sein.

> Der Aufenthaltswert für Schulkinder, Besucher und bei Veranstaltungen soll erhöht werden.

> Es soll einen Standort für den Gedenkstein "850 Jahre Schmieheim" geben. 

> Entsorgunsgfahrzeuge müssen alle Anwohner der Schlossstraße erreichen könne. 

> Die Anlage soll mit geringem Pflegeaufwand unterhalten werden können.