Ein Streitthema: Bei der Kundgebung zur B 3-Umfahrung gab es auch hitzige Debatten – hier zwischen Anwohnerin Andrea Höfer- Kraushaar (links) und der Grünen-Kreisrätin Dorothee Granderath.Fotos: Bender Foto: Lahrer Zeitung

B 3-Umfahrung: Knapp 100 Teilnehmer kommen zu Kundgebung an der Rebwegbrücke / Auch Gegenstimmen werden laut

Demo für weniger Verkehr und mehr Ruhe: Die Bürgerinitiative B 3 hatte am Mittwochnachmittag zur Kundgebung auf der Rebwegbrück eingeladen. Rund 100 Menschen kamen, der Tenor war eindeutig: Die Region braucht schnell Entlastung.

Kippenheim/Kippenheimweiler. Kurz vor der wohl entscheidenden Kreistagssitzung (siehe Info) haben die Befürworter der B 3-Umfahrung zwischen Ringsheim und Lahr noch einmal mobil gemacht: Neben Bundes- und Landespolitikern fanden sich zwischen den Orten Kippenheim und Kippenheimweiler Kreis- und Gemeinderäte, Bürgermeister und Ortsvorsteher ein, dazu viele Anwohner. Coronakonform wurde entlang der geplanten Kreisstraße deren Bedeutung hervorgehoben. Doch auch Gegenstimmen wurden laut.

Johannes Fechner, SPD-Bundestagsabgeordneter: "Der Kreistag steht vor einer Jahrhundert-Entscheidung. Lärmschutz für Kippenheim ist seit Jahrzehnten überfällig. Die Probleme dürfen sich nicht verlagern nach Kippenheimweiler und Langenwinkel."

Marion Gentges, CDU-Landtagsabgeordnete: "Dass Kippenheim eine Umfahrung braucht, ist offensichtlich. Eine neue Kreisstraße ist zwar teurer für den Kreis, aber viel schneller umzusetzen als eine Bundesstraße. Die Belastungen dürfen sich nicht verschieben."

Yannick Bury, CDU-Bundestagskandidat: "Es gibt kaum einen Ort in der Region, der mehr Entlastung nötig hat als Kippenheim. Nach der Entscheidung im Kreistag muss zügig eine Umwidmung der Kreis- in eine Bundesstraße angegangen werden, um innerörtliche Entwicklung zu ermöglichen."

Heike Dorow, Grünen-Kreisrätin und -Bundestagskandidatin: "Die Entlastung, wenn es eine gibt, wäre nur kurzfristig. Eine kleine Umfahrung für Kippenheim wäre für mich das Höchste der Gefühle. Dort braucht es Abhilfe, langfristig aber eine Verkehrswende in der Region."

Dorothee Granderath, Kreisrätin und Lahrer Stadträtin (Grüne): "Durch den Bau der Maximaltrasse würde es Tausende Autos frühzeitig von der Autobahn ziehen. Die Belastung in Kippenheim bliebe hoch, dafür würden die Landschaft zerschnitten, Natur und Ackerland zerstört. Kippenheim braucht einen Bahnhof mit Anschluss an die Ortenau-S-Bahn."

Bettina Sill, Anwohnerin der Kaiserswaldstraße in Kippenheimweiler: "Wir sind das Eingangstor zum Lahrer Westen, wo die Gewerbeentwicklung längst noch nicht abgeschlossen ist. Wir haben schon heute mehr als 9000 Fahrzeuge. Wir brauchen die Umfahrung. Bitte kämpfen sie für uns am 4. Mai."

Thomas Seitz, AfD-Kreisrat und -Bundestagsabgeordneter: "Die AfD-Fraktion steht geschlossen hinter der Umfahrung von Ringsheim nach Lahr, weil sie das Maximum an Vorteilen bringt – Entlastung für die Bürger und Stärkung der Wirtschaftsregion. Die Kippenheimer haben lange viel ertragen, irgendwann ist die Geduld aufgebraucht."

Eberhard Roth, Kreisrat und Lahrer Stadtrat (Freie Wähler): "Vor 45 Jahren hieß es, es braucht keine Umfahrung, weil der Verkehr abnimmt. Tatsächlich hat er sich verdoppelt. Ich plädiere für die Variante 2, die aus einem Guss gebaut und mit Lärmschutz für Kippenheimweiler kombiniert werden muss."

Kai-Achim Klare, SPD-Kreisrat und Ruster Bürgermeister: "Das Jahrhundertprojekt Umfahrung hat Strahlkraft weit über die Ortenau hinaus. Ich bin überzeugt, dass der Großteil der SPD-Fraktion dafür stimmen wird. Der Ball muss nur noch ins Tor geschoben werden."

Andrea Höfer-Kraushaar, Anwohnerin der B 3 in Kippenheim: "Wir haben 27 000 Fahrzeuge täglich. Die Autofahrer werden immer rücksichtloser, der Schwerlastverkehr lässt alles erzittern. Die Hauseigentümer an der B 3 werden unverhältnismäßig belastet. 9000 Fahrzeuge weniger wäre eine große Erleichterung."

Christoph Biehler, Ortschaftsrat in Altdorf und Gemeinderat in Ettenheim: "Wir als Anwohner an der B 3 können 365 Tage im Jahr kein Fenster öffnen. Es heißt, wir lebten freiwillig dort. Darüber kann ich nur lachen: Meine Familie hat das Haus 1919 gebaut, das gebe ich sicher nicht freiwillig auf."

Tilman Petters Baubürgermeister von Lahr und Kreisrat (Freie Wähler): "Wenn wir innerörtliche Siedlungspotenziale nutzen und nicht in die Fläche bauen wollen, müssen wir für den Verkehr eine gute Lösung finden. Das ist uns mit der vorliegenden Planung gelungen."

Matthias Gutbrod, Bürgermeister von Kippenheim und Kreisrat (Freie Wähler): "Der Verkehr kommt aus der ganzen Region, deshalb braucht es eine Lösung für die ganze Region. Die haben wir im Schulterschluss mit den Umlandgemeinden gefunden. Gemeinsam stemmen wir dieses Jahrhundert-Projekt."

Matthias Stulz, Vorsitzender BI  B 3: "Wir brauchen eine Vision – und zwar für die ganze Region. Kippenheim sagt nicht, alle anderen sind uns egal. Ich glaube nicht, dass der Verkehr schnell weniger wird. Wenn doch, gehe ich hin und reiße die Straße eigenhändig wieder ab."

Die B 3-Umfahrung ist Thema der Kreistagssitzung am Dienstag, 4. April (ab 14 Uhr in der Sternenberghalle in Friesenheim). Die Kreisverwaltung spricht sich für den Bau der Variante 2 aus (Ringsheim bis Lahr), wie Baudezernent Michael Loritz am Mittwoch noch mal betonte. Er soll in zwei Abschnitten erfolgen – der erste Streckenteil führt bis zum Sulzer Kreuz, der zweite weiter bis zum Autobahnzubringer in Langenwinkel. Für Abschnitt eins sollen 36 Millionen Euro in den folgenden Doppelhaushalten bereitgestellt werden. Variante 5 (durchs Kippenheimer Gewerbegebiet) will die Kreisspitze "hilfsweise" mitführen.