Anette Gutmann und ihr Partner Peter Wangler müssen das "Tortuga" in Kippenheim nach acht Jahren aufgeben. Der Eigentümer hat andere Pläne mit dem Haus.Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Immobilie: "Tortuga" in Kippenheim schließt / Eigentümer will Gebäude kernsanieren / Betreiberin enttäuscht

Die Kneipe Tortuga an der B 3 in Kippenheim schließt zum Monatsende, auch die Wohnungen darüber sind gekündigt. Der Eigentümer will das Gebäude grundlegend sanieren. Was danach kommt, ist noch offen. Die Betreiberin ist "todunglücklich".

Kippenheim. Seit rund 30 Jahre läuft im Haus in der Unteren Hauptstraße 45, am nördlichen Ortseingang von Kippenheim, Gastronomiebetrieb; die letzten acht Jahre unter der Leitung von Anette Gutmann. Damit ist (vorerst) Schluss. Das "Tortuga", wie die Kneipe seit 2012 heißt, hat am morgigen Freitag zum letzten Mal geöffnet. "Am Samstag machen wir eine Abschiedsparty für unsere Stammgäste und die Dart-Mannschaften, die bei uns gespielt haben. Da wird es richtig emotional", sagt Gutmann.

Die 47-Jährige gibt ihre Lokal, an dem sie "mit ganzem Herzen" hängt, nicht freiwillig auf. Der Vermieter hat ihr gekündigt. Auch Gutmanns Partner Peter Wangler muss seine Versicherungsagentur im selben Gebäude räumen. Seine Wohnung im Obergeschoss hat das Paar bereits verlassen, ein weiterer Mieter sei noch auf der Suche nach etwas Neuem. "Warum wir gehen müssen, wissen wir nicht so richtig", sagt Gutmann. "Erst hieß es wegen Eigenbedarf, dann wegen einer anderen Nutzung, dann dass das Haus verkauft werden soll."

Es soll bereits einige Kaufinteressenten geben

Verpächter des Gebäudes ist die Gaststätten-Automaten-Vertriebs-GmbH, kurz GAV, aus Ettenheim. Deren Geschäftsführer Matthias Goberville erklärt auf LZ-Nachfrage: "Wir haben der Bistrobetreiberin und dem Büroinhaber wegen Pachtrückständen gekündigt." Weiter wolle er sich "nicht zu der Angelegenheit äußern". Anette Gutmann bestätigt, dass es Mietschulden gibt: "Vor Corona hatte ich eine kleine Durststrecke, da war ich drei Monate im Rückstand. Doch dann kamen wir gut aus der Pause und haben mittlerweile den Großteil nachbezahlt." Den Rest hätte sie über ein privates Darlehen aufbringen können, darauf sei der Verpächter aber nicht eingegangen. "Stattdessen wurde uns ein Aufhebungsvertrag vorgelegt. Den haben wir nicht unterschrieben, weil wir ja nicht gehen wollten. Daraufhin kam die Kündigung." Ob diese wirksam ist, vermag die Gastronomin nicht zu sagen: "Weil ich keine Rechtsschutzversicherung habe, kann ich nicht dagegen vorgehen." Sollte das Lokal aber künftig von einem anderen Pächter betrieben werden, will sie sich einen Anwalt nehmen: "Dann hätte man auch mich weitermachen lassen können."

Was aus dem Gebäude wird, "steht aktuell noch nicht fest", erklärt Eigentümer Rudolf Goberville, Vater von Matthias Goberville, gegenüber der LZ. "Fest steht, dass es kernsaniert wird, das geht nur im leeren Zustand." Für die Zukunft bestünden mehrere Optionen. Laut Goberville senior ist ein Verkauf ("Es haben sich schon einige Interessenten gemeldet") ebenso möglich wie eine gänzlich andere Nutzung der Immobilie: "Es gibt die Überlegung, im Haus Betreutes Wohnen für Menschen in Wiedereingliederung zu schaffen. Der potenzielle Betreiber will aber die Sanierung abwarten, bevor er entscheidet."

Für Anette Gutmann ist es jedenfalls "kein schönes Ende für das Tortuga". Wie es für sie weitergeht, weiß die 47-Jährige noch nicht. "Mein Wirtsherz schlägt definitiv weiter", sagt sie. Es habe auch "schon ein paar Angebote" gegeben, ein anderes Lokal zu übernehmen. Doch: "Wegen Corona bin ich vorsichtig."

"Den Gästen tut die Schließung noch mehr weh als mir", sagt "Tortuga"-Betreiberin Anette Gutmann. Die Reaktionen auf der Facebook-Seite der Kneipe geben ihr Recht: Alle Kommentatoren bedauern das Aus. So schreibt eine Nutzerin: "Oh nein, das tut mir ehrlich leid für euch. So ein Mist." Eine andere: "Sehr traurig für euch. Ich hoffe sehr, ihr findet etwas Neues." Dazu hat ein Facebook-Mitglied bereits einen konkreten Vorschlag: "Hoffentlich findet ihr was Tolles in der Nähe, hier in Münchweier steht das Wirtschäftle leer." Bei manchen ist auch Wut über die Kündigung herauszulesen, bei manchen einfach nur Überraschung: "Was? Krass!"