Kippenheim - Nach dem Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung in Kippenheim arbeiten die Verantwortlichen mit Hochdruck an einer Verbesserung der Situation. Möglicherweise gibt es schon am Wochenende Abhilfe – in Form einer Pumpe des THW.

Nie dagewesene Extremsituation

"Wir tun alles Erdenkliche, um die Auswirkungen auf die Bürger so gering wie möglich zu halten", sagte Bürgermeister Matthias Gutbrod am Freitag auf LZ-Nachfrage. Man befinde sich in einer "nie dagewesenen Extremsituation". Deshalb bittet der Rathauschef um "Verständnis, dass nicht alles perfekt funktionieren kann".

Seit fünf Tagen wird Kippenheim über Notleitungen mit Wasser versorgt. Nachdem vor wenigen Wochen die erste Pumpe des Kippenheimer Tiefbrunnens ausgefallen war, ging in der Nacht auf Dienstag auch die zweite in die Knie. Eilends wurde ein Provisorium eingerichtet, um zu verhindern, dass der Ort trocken läuft. Ein Teil der Haushalte hängt seitdem am Schmieheimer, der andere am Mahlberger Trinkwassernetz.

Feuerwehr-Tank versorgt betroffene Bürger

Das läuft nicht ohne Einschränkungen ab: In den höheren Lagen – im Bereich Mühlenpfad, vor allem aber in der Bergstraße – kommt genügend Wasser zum Zähneputzen aus dem Hahn, fürs Duschen ist der Strahl mitunter aber schon zu schwach. Betroffen sind laut Gutbrod "eine gute Handvoll Häuser". Die Gemeinde hat bereits am Mittwoch reagiert und den Anwohnern angeboten, die Mühlbachhalle zur Körperpflege zu nutzen. Morgens und abends, nach Absprache, um die Corona-Regeln einzuhalten. Zudem hat Kommandant Andreas Hurst, zugleich Wassermeister der Gemeinde, bei der Stadt Lahr einen 2000-Liter-Tank organisiert, der ab sofort jeden Morgen um 10 Uhr per Feuerwehrauto in die Bergstraße rollt. Anwohner können sich bei Bedarf Trinkwasser in Kanister abfüllen.

Wie schwierig die Situation für Hurst und sein Team vom Bauhof derzeit zu händeln ist, zeigt ein Zwischenfall vom Vatertag. Am Morgen kam auch in den Häusern des eigentlich relativ gut versorgten Bereichs rund um die Schmieheimer Straße nur noch ein Rinnsal aus den Wasserhähnen. Grund: ein sozusagen hausgemachter Rohrbruch.

Richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Druck 

Weil der Schmieheimer Hochbehälter höher liegt als Kippenheim, schießt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit durch die erst vor wenigen Wochen fertiggestellte Verbindungsleitung zwischen den Orten. Das zur Regulierung gedachte Druckregelbauwerk befindet sich derzeit noch in der Bauphase (siehe Info). "Deshalb müssen wir mit einem mobilen Druckminderer versuchen, die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Druck zu finden", erklärt Hurst im Gespräch mit der LZ. Das Dilemma: Ist der Durchfluss zu niedrig, kommt zu wenig Wasser in den Haushalten an, ist er zu hoch, läuft man Gefahr, dass – wie nun geschehen – das Leitungssystem Schaden nimmt. Deshalb Hursts Appell: "In dieser Situation ist es wichtig, dass die Menschen in den niedrigeren Lagen nicht mehr Wasser als nötig verbrauchen, damit auch die darüber genügend bekommen. Auf eine Rasenbewässerung, zum Beispiel, verzichtet man gerade besser."

Kampf an mehreren Fronten

Der Rohrbruch in der Schmieheimer Straße wurde noch am selben Tag behoben, wie lange es dauert, bis die Wasserversorgung Kippenheims wieder im Normalbetrieb läuft, ist indes ungewiss. Auch hier kämpft Hurst an mehreren Fronten. Der bestellte Ersatz für die zuerst ausgefallene Pumpe könnte "mit Glück nächste Woche" kommen, so der Wassermeister. Das am Dienstag gehobene zweite Gerät befindet sich bei einer Fachfirma in Schwäbisch Gmünd. Hurst erhofft sich am Montag Klarheit, "was kaputt ist und ob und bis wann der Schaden behoben werden kann".

Abhilfe könnte es aber schon sehr zeitnah geben. Die Hoffnungen des Wassermeisters ruhen auf dem THW. Am Freitagnachmittag wollte sich Hurst mit einem Experten der Hilfsorganisation am Kippenheimer Hochbehälter treffen. "Wenn es optimal läuft, hat man für uns eine passende Pumpe. Dann könnten wir vielleicht noch am Wochenende wieder Wasser aus unserem Tiefbrunnen fördern."

Info: Thema im Rat

Die Probleme in der Wasserversorgung dürften am kommenden Montag auch Gesprächsthema bei der Gemeinderatssitzung (ab 19 Uhr in der Festhalle) sein. Schon deshalb, weil Vergaben für das Druckregelbauwerk auf der Tagesordnung stehen. Demnach kosten die elektrotechnische und hydraulische Ausrüstung zusammen rund 155 000 Euro – deutlich weniger als geplant.