Fast 30, aber trotzdem nicht gut: Die Temporeduzierung auf der Kippenheimer Ortsdurchfahrt hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Foto: Kornfeld

Verkehr: Laut Experten leiden 370 Kippenheimer unter Lärm – trotz Tempo 30

Kippenheim - Auf der B 3 in Kippenheim ist es trotz Tempo 30 immer noch deutlich zu laut. Zu diesem Ergebnis kommt das Verkehrsbüro Fichtner, das im Auftrag der Gemeinde die Lärmsituation im Ort untersucht hat. Abhilfe kann wohl nur eine Umfahrung bringen.

Im März 2018 wurden die Schilder entlang der Kippenheimer Ortsdurchfahrt aufgestellt – von 50 ging es für die Auto- und Lastwagenfahrer runter auf Tempo 30. Die erhoffte Wirkung: eine Entlastung der Menschen an der B 3 vom Verkehrslärm. Doch die Zwischenbilanz fällt ernüchternd aus. Nach aktuellen Schätzungen werden nach wie vor insgesamt 370 Menschen mit einem Pegel von mehr als 55 Dezibel beschallt – Geräusche ab diesem Schwellenwert gelten auf Dauer als krankmachend. 176 Anwohner der B 3 sind der Auswertung zufolge über 24 Stunden sogar "hohen" Belastungen von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt, bei 44 Menschen sind sie "sehr hoch" (mehr als 70 Dezibel). Noch schlimmer stellt sich die Situation nachts dar: Bei 184 Kippenheimern ist die Belastung zwischen 22 und 6 Uhr "hoch" (mehr als 55 Dezibel), bei 50 "sehr hoch" (mehr als 60 Dezibel). Dementsprechend sieht das Büro Fichtner in der Ortsdurchfahrt trotz Tempo 30 einen "nahezu durchgängigen Lärmschwerpunkt". Der Grund: "Auf der B 3 liegen hohe Verkehrsmengen kombiniert mit einer dicht an die Straße angrenzenden Wohnbebauung vor."

Alternativen sind keine Alternativen

Diese Zahlen und Aussagen dürften die Verantwortlichen aus Verwaltung und Gremien alarmieren. Bereits vor der Entscheidung, auf der B 3 auf die Bremse zu treten, hatten sich im Gemeinderat einige Stimmen gemeldet, die die Wirksamkeit der Maßnahme in Zweifel zogen. Statt einer Lärmreduzierung sahen sie nur ein Mehr an Abgase kommen. Die nun vorliegenden Erkenntnisse bestätigen die Kritiker zumindest teilweise, ebenso wie die Meinungen der Anwohner (siehe nebenstehende Umfrage).

Klar dürfte sein: Der Wunsch nach einer Umfahrung wird nun noch ein Stückchen größer werden. Bekanntlich hat der Kreistag vor Kurzem grünes Licht für einen Trassenvergleich zum Bau einer neuen Straße zwischen Ringsheim und Lahr gegeben. Aus Kippenheimer Sicht kann diese nicht früh genug kommen. Denn die Alternativmaßnahmen, die das Büro Fichtner "zur Lärmminderung in den nächsten fünf Jahren" nennt, hat die Gemeinde schon lange auf dem Schirm, durchschlagende Erfolge erhofft sich davon aber niemand. Auf der Liste stehen der Einbau von sogenanntem Flüsterasphalt auf der Straße und von Schallschutzfenstern an den Häusern. Ersteres wäre nur möglich, wenn die Fahrbahn ohnehin einmal saniert würde, Letzteres käme die Anwohner teuer.

Übrigens: Es scheint, als würde die Temporeduzierung auf der B 3 das Schicksal des Lkw-Nachtfahrverbots teilen, das seit rund 20 Jahren in Kippenheim gilt. Darüber hat Bürgermeister Matthias Gutbrod jüngst im Gespräch mit der LZ gesagt: "Der erhoffte Effekt hat sich leider nicht eingestellt.

Thema im Gemeinderat

Die Untersuchung des Büros Fichtner ist Teil der Fortschreibung des Lärmaktionsplans, den die Gemeinde im Jahr 2016 aufgestellt hat. Der Gemeinderat beschäftigt sich bei seiner Sitzung am kommenden Montag ab 19 Uhr im Rathaus damit. Weitere Themen sind unter anderem die Förderung der Kindertagespflege in Form von kommunalen Zuschüssen sowie die gewünschte Anbindung Schmieheims an den Ettenheimer Stadtbus.