Mehr als 20 000 Autos und Lastwagen fahren täglich über die B 3 durch Kippenheim – für die Anwohner ist die Grenze des Erträglichen längst überschritten, sagt die Bürgerinitiative. Foto: Bender

Umfahrung: Kippenheimer erhalten Unterstützung aus Kippenheimweiler und Altdorf / Entscheidung im Mai

Die Kippenheimer Bürgerinitiative erhält bei ihrer Forderung nach einer Umfahrung Unterstützung aus Kippenheimweiler und Altdorf – aus der BI B 3 wird die B I Südliche Ortenau. Vor dem finalen Beschluss sind weitere Aktionen geplant.

Kippenheim - Einmal mehr befasst sich der Kreistag am 4. Mai mit der geplanten neuen Kreisstraße durch die südliche Ortenau. Nach mehreren Vertagungen – zuletzt war das Thema im Dezember auf Antrag der CDU-Fraktion abgesetzt worden – erhoffen sich die Befürworter endlich eine Entscheidung.

"Es wird Zeit, das Projekt aufs Gleis zu setzen", sagt Matthias Stulz, Vorsitzender der Kippenheimer B 3-Initiative. Das Problem: Auch nach mehrmonatiger Debatte bestand bis zuletzt noch kein Konsens über den Streckenverlauf.

Im Rennen verblieben sind drei mögliche Optionen: zwei mit einer durchgehenden Verbindung von Ringsheim bis zum Autobahnzubringer in Lahr (Varianten 2 und 2 a) und eine, die von Süden kommend durchs Kippenheimer Gewerbegebiet und zurück auf die B 3 führt (Variante 5). Letzterer kann Stulz nichts Positives abgewinnen – im Gegenteil:

"Die Variante 5 würde die Situation bei uns noch verschlimmern. Wir wären dann von drei Seiten vom Verkehr eingekesselt. Das wollen wir auf keinen Fall. Es muss eine Lösung her, die einen wirklichen Nutzen bringt." Um den Bau der "5er-Krücke" zu verhindern, sagt der BI-Chef, würde man im Zweifel auch den Weg vor Gericht nicht scheuen. "Doch ich hoffe natürlich und gehe davon, dass der Kreistag zugunsten der lärmgeplagten Anwohner entscheidet."

Kippenheimer erhalten Unterstützung aus Altdorf und Kippenheimweiler

Um die Schlagkraft in den letzten Wochen vor der zukunftsweisenden Sitzung zu erhöhen, haben sich die Kippenheimer nun offiziell Unterstützung aus der Nachbarschaft an die Seite geholt. Mehr als 1500 Mitglieder hat die BI mittlerweile, darunter sind schon lange viele aus Kippenheimweiler und Altdorf.

Auch dort erhofft man sich zumindest teilweise Entlastung durch den Bau der 2er-Variante. Bei der nächsten Hauptversammlung soll die BI B 3 in BI Südliche Ortenau umbenannt werden. Schon jetzt, berichtet Stulz, sitzen jeweils ein Kippenheimweilerer (Daniel Sill) und Altdorfer (Christoph Biehler) als Beisitzer im Vorstand.

Sie werden auch am kommenden Montag dabei sein, wenn sich die Initiative in der Festhalle mit den Fraktionsvorsitzenden des Kippenheimer Gemeinderats und dem Bürgermeister trifft: "Wir werden noch mal die möglichen Optionen besprechen und eine gemeinsame Marschroute festlegen."

Die BI hat in der Vergangenheit mehrere aufsehenerregende Protestaktionen gestartet, im April sollen zwei weitere Folgen. Derzeit basteln Stulz und seine Mitstreiter an jeweils zwei auf anderthalb Meter großen gelben Plakaten. Sie sollen unter dem Motto "Flagge zeigen für die Umfahrung" an den Häusern der Ortsdurchfahrt angebracht werden. 60 Banner werden vorbereitet. Stulz: "Wenn alle mitmachen, wäre das ein großartiges Zeichen."

Demo auf der Rebwegbrücke

Neben der Unterstützung aus der Bevölkerung hofft die BI auch auf den Beistand der Politik. Am 28. April ist eine Demo mit geladenen Gästen auf der Rebwegbrücke – einem der Knotenpunkte der gewünschten neuen Straße – geplant. Vorausgesetzt, sie wird genehmigt.

"Wir werden die Bürgermeister der angrenzenden Kommunen, die Kreisräte sowie die hiesigen Landes- und Bundespolitiker dazu bitten", sagt Stulz. Kommen alle, wären es rund 120 Teilnehmer. Die BI arbeitet derzeit ein Hygienekonzept aus. Ein Aufwand, der sich aus Stulz’ Sicht lohnt: "Von der Brücke hat man einen guten Blick auf die Betroffenheiten der B 3 und der Ortsdurchfahrt von Kippenheimweiler."

Streckenverläufe

Die neue Kreisstraße – "K 5344 neu" – soll in der Variante 2 an der Nordumfahrung Ringsheims ansetzen und über das Gewerbegebiet DYN A5 bei Orschweier bis zur B 415 in Langenwinkel führen. Die Variante 2 a verliefe auf Höhe von Kippenheimweiler näher an der Bahn und damit weiter entfernt vom Dorf.

Die Variante 5 würde unter Nutzung bereits vorhandener Straßen bei Kippenheim Richtung Osten abknicken, durchs dortige Gewerbegebiet führen, um wieder an die B 3 anzuschließen.

 Kosten

Die mit Abstand teuerste Variante der neuen Kreisstraße ist die 2 a, mit prognostizierten Kosten von mehr als 55 Millionen Euro. Variante 2 würde laut Schätzungen der Kreisverwaltung mit knapp 50 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Die Variante 5 wäre deutlich günstiger, hat laut bisherigen Angaben der Planer aber auch große Nachteile: nur eine geringe Entlastungswirkung für die Lahrer Stadtteile Langenwinkel und Kippenheimweiler und sogar eine Mehrbelastung für Kippenheim.

Der Kreis rechnet mit Landeszuschüssen für den Bau der B 3-Unfahrung. Insgesamt zehn Prozent der Kosten müssten die angrenzenden Kommunen tragen – für den Radweg, der entlang der Strecke geplant ist.

Zeitplan

Die Varianten 2 und 2 a wären beide mehr als zehn Kilometer lang, was ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren nötig machen würde. Das wiederum würde zu einem Kostenplus (rund vier Millionen Euro) und einem deutlich höheren Zeitaufwand führen.

Deshalb wird vorgeschlagen, die Straße in zwei Abschnitten zu planen und zu bauen – von Ringsheim bis nach Kippenheim und vom Sulzer Kreuz bis zum Autobahnzubringer in Lahr. Als frühestmöglicher Baustart wurde zuletzt das Jahr 2023 genannt.