Archivfoto: Bender Foto: Lahrer Zeitung

Am Dauer-Rohbau an der Kippenheimer Ortsdurchfahrt wird nach Jahrzehnten wieder gebaut – doch das gefällt nicht allen

Nach jahrzehntelangem Stillstand tut sich etwas am "ewigen" Rohbau an der B 3 im Kippenheimer Süden. Das Haus ist verkauft, es sollen zwei Wohnungen entstehen und ein Weg angelegt werden. Doch genau dagegen regt sich nun Widerstand.

Kippenheim. Wohl niemand, der sich auf seiner Fahrt durch Kippenheim nicht schon gefragt hat, was es eigentlich mit dem Gebäude am südlichen Ortseingang auf sich hat. Unverputzt und fensterlos machte das Haus über mehrere Jahrzehnte einen – vorsichtig ausgedrückt – wenig ansprechenden Eindruck.

Auch im Rathaus, daraus macht Bürgermeister Matthias Gutbrod keinen Hehl, sah man den unfertigen Bau an exponierter Stelle im Ort nicht gern. Immer wieder habe die Verwaltung – schon unter Gutbrods Vorgänger Willi Mathis – Kontakt zu den Eigentümern gesucht, habe man versucht, sie zum Weiterbauen zu animieren. Gutbrod will nicht ins Detail gehen, sagt aber klar: "Lange bissen wir auf Granit." Irgendwann hätten die Eigentümer dann Bereitschaft signalisiert zu verkaufen. Auch dabei unterstützte der Bürgermeister. Und tatsächlich sollte sich seine Beharrlichkeit auszahlen: Vor etwas mehr als einem halben Jahr fand die Immobilie einen neuen Eigentümer.

Der ist, auch von außen deutlich zu erkennen, bereits dabei, in dem Haus zwei Wohnungen einzurichten. Einen entsprechenden Bauantrag hat der Gemeinderat im Frühjahr mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung durchgewunken – um nun wieder aufzustöhnen.

Bei der Sitzung am Montag stand das Anwesen in der Oberen Hauptstraße 31a erneut auf der Tagesordnung. Dieses Mal ging es um das Anlegen eines Weges. Das Grundstück ist zweigeteilt: Neben dem Part mit dem Haus auf Höhe der B 3 gibt es noch einen darüberliegenden Garten. Um den Höhenunterschied zu überwinden, hat der Bauherr angefangen, einen Weg anzulegen, womit einige Nachbarn offensichtlich so gar nicht einverstanden waren und das Vorhaben zumindest vorübergehend stoppten.

Die Anwohner wandten sich an die Stadt Lahr, die für Kippenheim zuständige Baurechtsbehörde. Die schaute sich das Ganze vor Ort an und untersagte den Weiterbau. Zur Begründung hieß es am Dienstag auf Nachfrage der Lahrer Zeitung aus dem Lahrer Rathaus, dass Aufschüttungen bis zu einer Höhe von zwei Metern verfahrensfrei seien. Weil es in dem Fall mehr gewesen seien, habe man vom Bauherrn einen entsprechenden Antrag verlangt.

Den hatten die Kippenheimer Gemeinderäte nun auf dem Tisch – und die Klagen der Anwohner in den Ohren. Offensichtlich geht in der Nachbarschaft die Angst um, der Hang könnte durch die Arbeiten instabil werden und absacken.

Wohnbebauung schließt der Bürgermeister aus

"Grundsätzlich freuen wir uns, dass jemand in das Anwesen investiert", erklärte Carola Richter (CDU). Aber: "Ich war auch erschrocken über die massiven Erdbewegungen." Lothar Stulz (FW) wurde deutlicher: Es könne nicht sein, "dass jeder tun und lassen kann, was er will, dadurch Menschen gefährdet werden und wir tatenlos zusehen". Er forderte "ein sofortiges Einschreiten".

Von wem, das ließ Stulz offen. Dem Gemeinderat jedenfalls fehlt in dem Fall die Handhabe, wie Bauamtsleiterin Simone Gänshirt deutlich machte: Das Vorhaben stehe im Einklang mit dem Bebauungsplan, weshalb man in Kippenheim davon lediglich Kenntnis zu nehmen habe; darüber zu befinden, obliege allein der Stadt Lahr. "Sie wird auch über die Einwendungen der Anwohner entscheiden", so Gänshirt.

Der Rathauschef schloss sich der Aussage seiner Mitarbeiterin am Tag nach der Sitzung an. "Ob das Anlegen des Weg rechtens ist, muss die Baurechtsbehörde prüfen", so Gutbrod im Gespräch mit der LZ. Grundsätzlich, betonte er, sei er "sehr froh, dass auf dem Grundstück endlich etwas passiert". Er könne den Anwohnern zumindest die Sorge nehmen, "dass es auf dem Gartengrundstück Wohnbebauung geben wird, weil dieser Teil des Anwesens außerhalb des Bebauungsplans liegt". Eine entsprechende Anfrage habe man schon vor Jahren abgelehnt.

Luftlinie nur wenige Meter entfernt vom viel diskutierten (Roh-)Bau an der B 3 plant die Gemeinde Kippenheim ein neues Baugebiet – den "Mühlenpfad IV". Auch dagegen hatte es in der Vergangenheit Widerstand von Anwohnern gegeben (wir berichteten). Seitdem der Bebauungsplan im Mai rechtskräftig wurde, habe er "dahingehend nichts mehr gehört", erklärte Bürgermeister Matthias Gutbrod auf LZ-Nachfrage. Am Montag entschied der Gemeinderat, dass die fünf Stichstraßen, die nun zu verlängern sind, um das Gebiet zu erschließen, im selben Stil gestaltet werden wie bisher. Heißt: asphaltierte Fahrbahn und Pflasterband statt klassischem Gehweg. Die Arbeiten werden nun ausgeschrieben und sollen im Frühjahr starten.