Freuen sich über ein weiteres Mosaiksteinchen in der Kippenheimer Geschichte (von links): Gemeinderat Dieter Kirschbaum, Bürgermeister Matthias Gutbrod, Autor Karl Kopp, der Vorsitzende des Fördervereins der ehemaligen Synagoge Jürgen Stude. Foto: Decoux-Kone

Ehemaliger Rektor beleuchtet Schicksale von jüdischen Schülern in Kippenheim

Eine weitere Lücke in der Geschichte Kippenheims ist geschlossen: Karl Kopp und Jürgen Stude haben in der Synagoge ein Buch über eine badische Volksschule und ihre israelitischen Kinder vorgestellt. So lautet der Untertitel zum "Kippenheimer Lied".

Kippenheim. Kopp war von 1994 bis 2001 Schulleiter der Kippenheimer Grund- und Hauptschule. Per Zufall stieß er auf eine Liste mit den Namen aller Erstklässler von 1886 bis 1956. Dies und die Begegnungen mit ehemaligen jüdischen Bürgern der Gemeinde ließen ihn nicht los, sodass langsam der Gedanke in ihm heranreifte, sich mit der Schulgeschichte und im speziellen mit den Schicksalen von israelitischen Schülern zu befassen. Und nachdem der Förderverein der ehemaligen Synagoge um Vorsitzender Stude vor vier Jahren die Bereitschaft erklärte, als Herausgeber zu fungieren, brachte der ehemalige Rektor die Ergebnisse seiner Nachforschungen zu Papier gebracht.

Zum einen hat er aus der Liste der Schüler Schicksale recherchiert, "so weit es möglich war" und einzelne Menschen beschrieben. Es waren 218 israelitische Schüler aus insgesamt 2200 Schülern von 1880 bis 1938, die Kopp aus den Listen ermittelt hat. Zum anderen sind die Schicksale in eine gründlich aufbereitete Schulgeschichte eingebettet, was für Stude "den besonderen wissenschaftlichen Wert ausmacht". Für den Verein sei dieses Buch ein weiterer Baustein seiner Aufgabe, die Erinnerung an das einstige jüdische Leben in der Ortenau zu bewahren.

Passender Titel: "Das Kippenheimer Lied"

Ausgehend vom badischen Großherzogtum erläutert Kopp, wie es zur Einrichtung der Simultanschulen kam, die sowohl Schüler christlicher Konfessionen als auch israelitischen Glaubens besuchten. So wurden in Kippenheim 1874 per Gemeinderatsbeschluss die drei christlichen Schulen aufgelöst und in einer gemeinsamen Volksschule zusammengefasst. Minutiös schildert er, wie der Geist der Integration und des Miteinanders mit der Machtergreifung der NSDAP zunichte gemacht und die Schule dem System der nationalsozialistischen Diktatur gleichgeschaltet wurde. Geschöpft hat Autor Kopp aus einer Fülle an Quellenmaterial, unter anderem bezieht er sich auch auf Gemeinderatsprotokolle von 1930 bis 1935

Ein Kapitel ist dem ehemaligen jüdischen Schulleiter Hermann Zimmern gewidmet, der das "Kippenheimer Lied" mit seinen Schülern gesungen hat und nach seinem Tod 1938 unter großem Geleit auf dem jüdischen Friedhof in Schmieheim zur letzten Ruhe gebettet wurde. Eine Zeile aus einem Refrain ist Karl Kopp besonders wichtig: "Im gemütlichen Vereine leben alle, Jud und Christ". Deshalb hat er dem Buch dann auch den Titel "Das Kippenheimer Lied" gegeben, wie er bei der offiziellen Vorstellung sagte.

INFO

Hier ist das Buch zu haben

Das Buch "Das Kippenheimer Lied" – Eine badische Volksschule und ihre israelitischen Kinder" von Karl Kopp ist beim Verlag "Seitenweise" aus Bühl erschienen. Herausgeber ist der Förderverein ehemalige Synagoge Kippenheim, über den das 156 Seiten starke Werk für 14,80 Euro bezogen werden kann.