Ist Wolfach der Ursprung? Drei Kommunen im Kinzigtal kämpfen mit steigenden Corona-Zahlen. Foto: Bildstein

Wolfach, Oberwolfach und Hausach kommen zusammen auf 23 Fälle. Maßnahmen werden verschärft.

Kinzigtal - Corona-Alarm im Kinzigtal: Die Infektionszahlen in Wolfach, Oberwolfach und Hausach sind in der vergangenen Woche sprunghaft angestiegen. Die drei Städte und Gemeinden reagieren gemeinsam mit verschärften Maßnahmen.

Infektionszahlen bereiten zunehmend Sorge 

23 aktive Covid-19-Fälle meldet das Gesundheitsamt aktuell in den drei Kommunen. Am stärksten betroffen ist die Stadt Wolfach, wo allein in den vergangenen sieben Tagen acht Neu-Infektionen gemeldet wurden, in Hausach waren es im selben Zeitraum vier, in Oberwolfach drei. "Wir beobachten die Entwicklung seit etwa zehn Tagen", erklärte Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert am Donnerstagabend im Gespräch mit unserer Zeitung – mit zunehmender Sorge: "Am Mittwoch gab es eine Videokonferenz zwischen den drei Kommunen und dem Gesundheitsamt, bei der wir uns auf ein Maßnahmenbündel verständigt haben, um das Infektionsgeschehen schnellst- und bestmöglich zu unterbrechen."

Im Einzelnen bedeutet das:

Trainings und Spiele sowie Proben und Konzerte von Sportvereinen beziehungsweise Musik- und Gesangsvereinen, Kapellen und Musikschulen finden nicht mehr statt. Dazu werden kommunale Sportplätze, Hallen und Schulgebäude für jegliche außerschulischen Aktivitäten gesperrt.

Trauungen und Beerdigungen dürfen nur noch im engsten Familienkreis stattfinden.

In Gastronomie und Einzelhandel kontrollieren die Kommunen verschärft die Hygienekonzepte und justieren bei Bedarf nach.

Die Kirchen werden gebeten, auf das Singen in den Gottesdiensten zu verzichten und die Hygienekonzepte strikt einzuhalten.

Die Sprechzeiten in den Rathäusern werden individuell geregelt.

Die Gastronomie wird aufgefordert, die ab dem 1. Oktober verschärfte Maskenpflicht für Besucher von Gaststätten, Restaurants und Bars schon ab sofort umzusetzen.

"Lockdown" gilt zunächst bis zum 6.Oktober

Dieser "Lockdown light" gilt in den drei Kommunen zunächst bis zum 6. Oktober. In Schulen und Kitas soll es derweil keine weitergehenden Restriktionen geben, "um den Betrieb nicht zu gefährden", wie Geppert sagt. "Ob das reicht, haben jetzt zu großen Teilen die Bürger in der Hand", so Wolfachs Rathauschef. Sollten die Appelle nicht fruchten, "müssen wir zu schärferen Mitteln greifen". Möglich wäre eine Allgemeinverfügung, wie sie jüngst die Stadt München erlassen hat. Dort gelten unter anderem Maskenpflicht im Freien und drastische Kontaktbeschränkungen im privaten Umfeld.

Das Gesundheitsamt vermutet bei dem sprunghaften Infektionsanstieg im Kinzigtal einen Zusammenhang mit Ursprung in Wolfach. Wer oder was die Infektionskette in Gang gesetzt hat, "konnte aber noch nicht zweifelsfrei identifiziert werden", so Behördenleiterin Evelyn Bressau. "Wir gehen daher davon aus, dass über die bereits bekannten Fälle hinaus weitere, möglicherweise symptomlose Erkrankungen, in diesen Gemeinden auftraten oder noch auftreten werden." Deshalb sollten soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert werden.

Zuletzt hatte die Wolfacher Sparkasse acht Corona-Fälle unter ihren Mitarbeitern öffentlich gemacht. Liegt dort die Wurzel des Kinzigtäler Corona-Übels? Geppert will "darüber nicht spekulieren". Er vertraue auf die Arbeit des Gesundheitsamts, das versuche Infektionsherd- und -ketten ausfindig zu machen. "Uns bleibt aktuell nur eins: diszipliniert und vernünftig sein."

Sieben-Tage-Inzidenz entscheidend

Es ist die Zahl, die darüber entscheidet, ob in einzelnen Orten oder Regionen die Corona-Maßnahmen hochgefahren werden müssen: die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz. Sie gibt an, wie viele Menschen in der zurückliegenden Woche neu an Covid-19 erkrankt sind, hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Der deutschlandweit geltende Schwellenwert liegt bei 50.

In Wolfach (138,6), Oberwolfach (114,3) und Hausach (69,0) wird er derzeit deutlich überschritten.

Die Lage in den anderen Gemeinden und Städte im Überblick:

Meißenheim: 49,8

Schutterwald: 41,5

Kappelrodeck: 32,6

Achern: 31,1

Haslach: 27,9

Rust: 24,0

Seelbach: 20,3

Mahlberg: 19,6

Gengenbach: 18,1

Lahr: 16,9

Offenburg: 15,0

Kehl: 13,6

Rheinau: 8,9 

Bei allen nicht genannten Orten gab es in den vergangenen sieben Tagen keine Neuinfektionen. Das heißt, die Inzidenz liegt bei Null.