Viel Applaus gab es für die Mitwirkenden beim Musical in der Kenzinger Üsenberghalle. Fotos: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Aufführung: Musical "Geheimnis Shiva" überzeugt in Kenzinger Üsenberghalle / Mehr als 130 Mitwirkende

Das Musical "Geheimnis Schiva" hat die Zuschauer beeindruckt. Die überzeugende Bühnenshow mit versöhnlichem Ende wurde insgesamt viermal in der Kenzinger Üsenberghalle aufgeführt.

Kenzingen. Schon beim Betreten des Schauplatzes wirkt das Bühnenbild als überdimensionaler Kubus gigantisch. Mit Leben füllte ihn Andreas Vetter, der die Musik für das Musical komponierte. Personen, Gegenstände aber auch Gefühle und Ausdruckskraft bekamen ein musikalisches Motiv zugewiesen.

Die Idee zu diesem Werk keimte bereits 2017, als der studierte Bauingenieur die Karlsruher Jungautorin S. Kaiden, alias Alexandra Kraus, kennenlernte, die ihr Erstlingswerk "Geheimnis Schiva" schrieb. Das inspirierte Vetter, der erste Klangvorstellungen und Handlungsabläufen für ein Musical zu Papier brachte. Den Buchinhalt des 208-seitenstarken Romans in Musicalformat mit entsprechender Dramaturgie zu vertonen, erwies sich als Herkulesaufgabe. Zum besseren Verständnis wurden Handlung und Vorarbeit in einer Broschüre zusammengestellt.

Um die Geschichte zu besetzen, brauchte es elf Haupt- und mehr als 120 Nebenrollen, Chor und Kapelle mitgerechnet, mit wechselnden Bühnenschauplätzen. Zudem werteten Lichttechnik und Projektionen das weitere Geschehen auf. Die Regisseurin Daniela Muser und die Regieassistentin Verena Rieger nutzten sämtliche ihnen sich bietende Möglichkeiten, das Ganze in opulente Bilder umzusetzen, unterstützt mit mystischen Balletteinlagen.

Die Illusion verwandelt Laras Kinderzimmer

Schiva ist überall und nirgendwo – aber unaufhörlich geheimnisvoll. Schnell wird klar, dass das Musical überwiegend in einer imaginären Sphäre spielt. Das Kinderzimmer verwandelte sich für Lara (Annalena Herr), auch durch den ständigen Zwist mit Eltern (Sybille Schlenker, Bertram Jenisch) und Bruder (Tristan Römer) in ein Gefängnis. In ihr brodelt ein Freiheitsdrang, den sie in einem Traum auslebt.

Ihre Illusion führt sie direkt ins Wirtshaus "Zur singenden Schwalbe", wo sie in der fremden Welt erste Kontakte mit den Wirtsleuten (Cornelia Schmidt, Bernd Kiefer) aufnimmt. Nachdem sie ihre Schüchternheit ablegt, lernt sie in der Spelunke Punk Ruben (Julian Frank) kennen und freundet sich mit einer ebenfalls nach Schiva angereisten Genossin (Annika Hensle) an.

Der Ort der geografisch keine Koordinaten kennt, wird auf diese Weise Stück für Stück zur Wahlheimat für die Teenager. Hier fühlt sie sich verstanden und akzeptiert. Dieses Gefühl wird erst recht durch endlose Debatten mit Großmutter (Anita Schwörer) verstärkt. Doch die Idylle trügt. Durch ein rätselhaftes Verhalten, zu dem auch ein düster und angsteinflößender weiterer Punk (Hannes Ringswald) sowie Omas Enkel (Kristof Haverkorn) beitragen, erkennt Lara weder Gut noch Böse. Ihr Überlebenskampf beginnt daraufhin.

Nachdem ihr Widersacher mit tödlichem Schuss getroffen wird, erwacht sie aus allen Träumen – und findet sich in ihrem Kinderzimmer wieder. Plötzlich verspürt sie wieder Harmonie mit den Eltern beim gemeinsamen Frühstück. Nach zweineinhalb Stunden schlagen bei der Verabschiedung aller Bühnenmitwirkenden nochmals die Emotionen hoch. Mit donnerndem Applaus wurden alle Mitwirkenden beklatscht und gefeiert. Die Darsteller, die Stadtkapelle mit Dirigent Franz Schindler, der gemischte Chor Nordweil unter der Leitung von Andrea Reinbold und ein prächtig funktionierendes Technikerteam freuten sich über den Zuspruch.

Die Buchvorlage wurde szenisch mit frechen, lauten und wenig unbekümmerten Umgangsformen garniert, was der grüblerischen Geschichte um Tod, Liebe, Betrug und Fantasie auflockernde, gleichzeitig humorvolle Momente garantierte. Immer wieder tönten die Protagonisten "Halt die Zeit an, lass die Uhren stehn". Zweieinhalb Stunden ließen im fast ausverkauften Schauplatz das Momentum vergessen.