Die Blumen wollte Bürgermeister Matthias Guderjan (links) eigentlich dem neuen Vorsitzenden der Handels- und Gewerbevereinigung überreichen. Da sich für diese Position aber kein Kandidat fand, übergab er sie Werner Bürk in Anerkennung seiner langjährigen Dienste für die HuG und als Dankeschön dafür, dass er die Position des Vorsitzenden bis Mai kommissarisch ausfüllt. Foto: jg Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Findet die Handels- und Gewerbevereinigung keinen neuen Vorsitzenden, droht ihr die Auflösung

Weder ein neuer Vorsitzender noch ein Stellvertreter konnte auf der Mitgliederversammlung der Handels und Gewerbevereinigung gewählt werden. Stattdessen wurde deutlich: Die Existenz des Vereins steht auf der Kippe.

Kenzingen Im September diesen Jahres legte Melanie Meiritz aus familiären Gründen ihr Amt als erste Vorsitzende der Handels- und Gewerbevereinigung (HuG) Kenzingen nieder. Für sie versuchte der Verein bei der Mitgliederversammlung eine Nachfolge zu finden. Aktuell hat Werner Bürk kommissarisch den Posten des Vorsitzenden übernommen. Er leitete auch die Versammlung.  Hintergrund: Im November 2017 hatte sich die HuG neu aufgestellt. Der Vorstand wurde komplett ausgetauscht und verjüngt – mit einer Ausnahme: Bürk erklärte sich bereit, den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden noch ein weiteres Jahr zu übernehmen, um einen kontinuierlichen Übergang zu gewährleisten. Neuwahlversuch ohne Entlastung: Meiritz konnte aus familiären Gründen nicht an der Versammlung teilnehmen, Rechnerin Kirsten Scharbach war kurzzeitig erkrankt. Da zudem noch nicht alle Informationen zwischen den beiden ausgetauscht worden waren, fiel der Kassenbericht dementsprechend knapp aus: Eingaben und Ausgaben hatten sich im Bereich von 10 000 Euro bisher die Waage gehalten, das Konto sei ausgeglichen, der Verein liquide. Eine Entlastung des Vorstands konnte auf dieser Basis aber nicht erfolgen. Keine Kandiaten: Meiritz’ Amtszeit endet laut Satzung erst dann offiziell, wenn ein neuer Vorsitzender gewählt wurde, so lange ist sie noch für die Aktivitäten der HuG verantwortlich. Auch deshalb wollte Bürk mit der Entlastung noch warten. Kandidaten fanden sich – trotz zahlreicher Gespräche im Vorhinein – weder für den Posten des Vorsitzenden noch für den des Stellvertreters. Bürk erklärte sich bereit, den Posten des kommissarischen Vorsitzenden noch bis zur nächsten Sitzung im Mai zu übernehmen, dauerhaft könne er sich diese Position aber nicht vorstellen. Auflösung droht: Das Fehlen von Kandidaten für den Vorstand zeige, wie verfahren, die Situation der HuG sei, erklärte ein Mitglied. Gelinge es nicht einen neuen Vorsitzenden zu finden, stelle sich die existenzielle Frage, ob die Vereinigung weiter bestehen könne oder nicht: "Um es offen zu sagen, wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wenn nichts passiert, war es das mit der HuG", lautete sein Fazit. Im Sinne der Mitglieder wäre eine solche Auflösung jedoch nicht, wie sie deutlich machten: "Insgesamt wäre es sehr negativ, wenn die Gewerbetreibenden in Kenzingen überhaupt kein Sprachrohr mehr hätten."

 Innenschau und tabula rasa: Bürgermeister Matthias Guderjan – wie auch die Mitglieder – forderten einen klaren Schnitt zwischen altem und neuen Vorsitzenden. Es gelte tabula rasa zu machen. Sollte es im Mai gelingen, einen neuen Vorsitzenden zu gewinnen, so müsse dieser unbelastet neu anfangen können. Dafür sei auch deren saubere Entlastung unabdingbar. Die Aufgabe des nächsten halben Jahres sei es, ein umsetzbares Zukunftsszenario zu finden. Versöhnliche Worte und Redebedarf: Mitglied Tatjana Kärger war es schließlich, die die versöhnlichen Worte des Abends fand: "Ich könnte mir vorstellen, Vorsitzende zu werden, aber ich müsste erst dieses halbes Jahr bis zur nächsten Versammlung für Hintergrundarbeit nutzen. Unser Vorstandsteam ist toll und engagiert. Doch es hat so viel Know-how, das wir alle nicht haben. Wenn dann jemand auf einen zukommt und einen den Vorstandsposten anbietet, weiß man gar nicht, welches Wissen man in so einer Position abrufen oder sich aneignen müsste." Die frühere Vorsitzende Birgit Hornecker riet ihr und allen Interessenten im Vorstand zu hospitieren, so könnten Ängste abgebaut werden und man bekomme einen klareren Blick für das Geforderte. Wie groß das Interesse prinzipiell am Erhalt der HuG ist, wurde daran deutlich, dass die 20 anwesenden Mitglieder auch nach dem Ende der Versammlung noch zusammenstanden und intensiv diskutierten.

Die Arbeit des neuen Vorstands wurde sowohl von Seiten der Stadt als auch von Seiten Bürks als engagiert beschrieben. Im Februar und im März hatten 20 Mitglieder an zwei Strategietagen an einem neuen Leitbild der Vereinigung gearbeitet, das die Mitglieder im Mai verabschiedet hatten. Die Ergebnisse neu gebildeter Arbeitskreise zeigen, dass sich prinzipiell viel tut bei der HuG. So waren sowohl das Frühlingsfest mit dem Motto "Kenzingen blüht auf" als auch das Herbstfest "Rund um den Apfel" ein voller Erfolg gewesen. Auch die Pläne für Weihnachten stehen bereits: So wird es wieder eine Weihnachtsaktion mit Punktesammeln geben. Auch ein verkaufslanger Warm-Up-Abend am Donnerstag, 29. November, der auf den Weihnachtmarkt am darauffolgenden Wochenende einstimmen soll, ist geplant.