Komplizierte Ökostruktur Wald: Die Forstleute machten den Gemeinderat bei der Waldbegehung auf die Besonderheiten des Kenzinger Waldes aufmerksam. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Begehung: Alte und neue Gemeinderatsmitglieder machen sich ein Bild vom Forst / Zehn-Jahres-Plan verabschiedet

Kenzingen. Einmal jährlich zieht es den Stadtrat hinaus in die Natur. Zur traditionellen Waldbegehung mit der Verwaltungsspitze, Revierförster Johannes Kaesler sowie Rainer Wossidlo von der mittleren Forstbehörde nebst der Vertreterin des Kreisforstamtes für den Holzverkauf, Kathrin Hagge-Ellhöft.

Vielfältigkeit verleiht Wald Besonderheit

Zusätzlich zur Waldbegehung hat die Verabschiedung der zehnjährigen Forsteinrichtung auf dem Programm des Gemeinderats gestanden, der sich letztmalig in dieser Zusammensetzung traf. Die neu gewählten Mitglieder waren ebenfalls eingeladen. Nach der Besichtigung in vier Stationen mit fachkundiger Informationen traf man sich im Bombacher Rathaus.

Die Vielfältigkeit und -schichtigkeit verleihe dem Wald seine besondere Bedeutung. Kenzingens Bürgermeister Matthias Guderjan ging eingangs kurz auf den Sinn und Zweck einer geordneten Waldbewirtschaftung ein.

Die Waldbewirtschaftung nimmt im Haushaltsplan der Stadt einen beträchtlichen Anteil ein. Im "Hinteren Auberg" wurde eine Nadelholz-Aufforstungsfläche begutachtet. Danach fuhr die Delegation in den Hochwald zu einem Buchen-Nadelbaum-Mischwald. Knapp 20 Jahre nach den Verwüstungen durch Sturm "Lothar" wurde im "Kenzbuck" eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Was vor zwei Jahrzehnten brach lag, ist inzwischen zum Vorzeigeobjekt eines stabilen Trauben-Eichenbestandes geworden. Die trockenen Bodenverhältnisse sind für die Eiche geradezu prädestiniert.

Einen Steinwurf entfernt am Rollberg wurde ein florierende Starkholz-Nutzung präsentiert, in der die Buche vorherrscht. 4000 Bäume bilden ein "buntgemischtes Konglomerat", das als wertvolles Stammholz klassifiziert und entsprechend gekennzeichnet ist. Die Forsteinrichtung empfahl eine Hiebsatzerhöhung, der Johannes Kaesler nur bedingt folgen konnte. Die abgesägte Derbholzmasse zähle zwar zum Einschlag, werfe aber keinerlei Gewinn ab, so seine Argumentation.

Douglasien sollen Fichten ersetzen

Zuletzt wurden Ausgleichsmaßnahmen im Bombacher Wald direkt am "Vorderen Rollberg" vorgestellt. Nicht zuletzt aus ökologischen Gründen sollen Douglasien und Bergahorne dort die Klima-labile Fichte ersetzen. Dadurch erfahre der Wald größere Stabilität. Ansonsten würden die Wälder die extremen Temperaturen nicht mehr aushalten, schlussfolgerte Wossidlo.

Nach dem praktischen Zustandsbericht folgte die theoretische Fortsetzung indem die forstlichen Maßnahmen für die kommenden zehn Jahren im so genannten Einrichtungswerk fixiert werden.

Mit jährlich 10 500 Festmeter wird mehr eingeschlagen als in der vergangenen Periode. Die forstlichen Grundsätze nachhaltig, pfleglich, planmäßig und sachkundig zu bewirtschaften, wurden behördlicherseits als gegeben betrachtet. Die Gesamtbetriebsfläche beträgt 1193 Hektar an Wald.

Dem Zehn-Jahres-Plan lag ein langwieriger Prozess zugrunde, der mit der Forstinventur 2017 begann. In der Erstphase werden die Baumarten und die Anzahl der Gewächse festgeschrieben. Weiter wird festgehalten, was zur Erhaltung und Verjüngung getan wird um nachhaltig zu planen.

Nadelbäume soll um vier Prozentpunkte steigen

Der Stadtwald erfüllt neben der Holzproduktion noch eine Vielfalt von Funktionen wie dem Wasser-, Boden- und Immissionsschutz sowie dem Erholungswert für den Menschen. Ohne Steuerung durch den Forst würde sich im Stadtwald die Buche durchsetzen. Ein Umstand der nicht förderlich wäre, denn das erklärte Ziel ist, den Nadelbaumanteil um vier Prozentpunkte auf 40 zu erhöhen und die Laubhölzer um den gleichen Anteil zurückzufahren. Momentan ist die Buche mit 34 Prozent dominant, gefolgt von der Douglasie (elf Prozent), dem Bergahorn und der Fichte mit jeweils acht Prozent. Die Eiche rangiert mit fünf Prozent dahinter.

Einstimmig wurde das Vertragswerk verabschiedet. Es war die 17. Forsteinrichtung, die es zu genehmigen galt. Die Tradition geht bis ins Jahr 1841 zurück.