Der Bund-Ortsverein soll neu organisiert werden, wie Richard Krogull-Raub (hinten, rechts) einem kleinen Kreis Gleichgesinnter vorschlug. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

BUND: Zum Neustart der Kenzinger Gruppe kommen nur wenige / Fusion als Ausweg?

Fast 20 Jahre war es um die BUND-Ortsgruppe Kenzingen still geworden, mehr noch: die Aktivitäten kamen gänzlich zum Erliegen. Richard Krogull-Raub startete jetzt einen Aufruf zur Wiederbelebung. Viele positive Signale hätten ihn zu diesem Schritt animiert.

Kenzingen. Zum ersten Treffen im Sporthotel kamen lediglich 15 ehemalige BUND-Mitglieder und Interessierte. Schützenhilfe beim Organisationsausbau kam vom BUND-Ortsverein Herbolzheim, dessen Vorsitzender Peter Steiert das Angebot auf eine Ausdehnung auf den Gemeindeverwaltungsverband unterbreitete. Sein Vorschlag fand Gehör. Das würde weniger organisatorische Aufgaben nach sich ziehen und mit den gesammelten Erfahrungswerten aus Herbolzheim ließe sich der Start problemloser bewerkstelligen, waren sich die Kenzinger schnell einig.

Während des Dornröschenschlafs der Kenzinger Ortsgruppe in den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich viel getan – wenig Erfreuliches sei dabeigewesen. Die negativen Entwicklungen, die sich einst nur angedeutet hatten, bestimmten nunmehr den Alltag. Dazu zählte Krogull-Raub etwa Wetterextreme und Artensterben. "Global denken – lokal handeln", diesem Grundsatz kam die aktuell nur noch auf dem Papier vorhandene Kenzinger BUND-Ortsgruppe nicht mehr nach. "Bis heute ist sie eine brachliegende Ressource", so Krogull-Raub.

In vielen Vorgesprächen wurde er bestärkt, der Ortsgruppe wieder Leben einzuhauchen. 84 Personen stehen noch auf der Mitgliederliste, die aktuell lediglich ihren Beitrag bezahlen.

Mit einer kompetenten Mannschaft soll genauer hingeschaut werden

Als einer der ersten Redner des Abends prangerte der ehemalige Naturschutzbeauftragte Willi Enters die fehlende politische Unterstützung in Sachen Umweltfragen an. Peter Steiert blickte auf die Verhältnisse vor einem Vierteljahrhundert zurück, als Kenzingen mit seinem aktivistischen Tatendrang noch Vorbildfunktion in der Region ausübte.

Als Blütezeit charakterisierte sich der Zeitraum Anfang 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre heraus. Mit dem Protest zur Baumfällaktion der Platanen in der Balgerstraße stand die Üsenbergerstadt in einem Boulevardblatt sogar bundesweit in den Schlagzeilen.

Merkwürdige Vorgänge, wie die vor Kurzem stattgefundene "Storchenverjagung" (wir berichteten), will Krogull-Raub künftig kritischer beäugen – und zwar mit einer kompetenten, intakten Mannschaft, wie im Vereinsrecht geregelt. Von den wenigen Diskussionsteilnehmern sammelte der Versammlungsleiter viele Argumente für ein deutliches Pro zur Vereinsbelebung.

Denn Anliegen gab es bei denen, die zur Versammlung gekommen waren, viele: Wie viel Wachstum muss sein? Sind tote Gärten ein Blickfang? Oder: Müssen LED-Leuchten in der Altstadt die ganze Nacht brennen? Auch zum Flächenverbrauch gab es kritische Anmerkungen: Große Lebensmittelgeschäfte wechselten mehrmals ihre Standorte und hinterließen jedes Mal eine Brache. Demnächst stehe wieder ein solcher Umzug an.

Bauern sterben aus, die Arbeit der Winzer wird längst nicht mehr gerecht honoriert, Landschaft verunkrautet und Böschungspflege ist in Kenzingen ein Fremdwort, wurde bemängelt. Kurzum Marlies Raub sammelte eine Fülle von Anliegen. In all diesen Punkten passiere sehr wenig bis nichts, war die einhellige Meinung, deshalb brauche es eine agile BUND-Ortsgruppe, um solche Missstände öffentlich kundzutun.

Im Januar will Peter Steiert eine BUND-Versammlung in Herbolzheim einberufen um eine Meinungsbildung zur Ausdehnung der Ortsgruppe auf den Gemeindeverwaltungsverband zu bekommen. Die Kenzinger BUND-Leute treffen sich bereits am 4. Dezember wieder. Dann soll der Bedarf für eine Option zur Ausdehnung auf die vier Städte und Gemeinden Herbolzheim, Kenzingen, Rheinhausen und Weisweil abgeklärt werden.