Viel zu erklären hatten die Vertreter der Bahn (links: Bernd Dassler) bei ihrem Besuch in Kenzingen. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Die Bahn hat ihre Pläne zum Rheintalbahnausbau zwischen Kenzingen und Riegel

Die Bahn hat ihre Pläne zum Rheintalbahnausbau zwischen Kenzingen und Riegel vorgestellt. Alle damit verbundenen Befürchtungen der Anwohner vermochten die Bahnvertreter nicht auszuräumen.

Laut den Bahnvertretern ist ein umfangreicher Schallschutz vorgesehen: Zweieinhalb Kilometer lange Schallschutzwände sollen errichtet werden, die je nach geografischen Gegebenheiten zwischen drei und fünf Meter hoch sein sollen. Zur weiteren Dezibel-Minderung kommen auf etwa der Hälfte dieses Sektors Schienenstegdämpfer zum Einsatz. Nach den Bahn-Berechnungen wird dadurch eine Einsparung von mehr als zehn Dezibel erreicht.

Kenzingen. 11,6 Milliarden Euro soll die Aus- und Neubaustrecke von Karlsruhe bis Basel kosten. Sollte 2026 damit begonnen werden, ist die Fertigstellung nach Angaben der Bahn anno 2042 realistisch. Knapp 200 Leute wollten sich im Zug der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung in der Üsenberghalle informieren.

Ein Provisorium zwischen Kenzingen und Hecklingen sorgte dabei für Gesprächsstoff. Die 1,4 Kilometer lange Übergangslösung soll bis zu sechs Jahren in Betrieb bleiben, rechnete Projektabschnittsleiter Bernd Dassler vor. Ab Hecklingen wird in Richtung Riegel die Verbindungsspange Süd dann zur Dauereinrichtung.

Beim der Präsentation vorgelagerten Pressegespräch ging Dassler auf die drei Bauabschnitte ein: Ende 2031 sollen Güterzüge entlang der Autobahn fahren. Die von Süden aus verkehrenden Transporte werden über eine provisorische Verbindungsspange von der Neubaustrecke auf die bestehende Rheintalbahn geführt. In entgegengesetzter Richtung verhält es sich genau umgekehrt.

Wird der Güterverkehr erst einmal über die autobahnnahe Trasse geleitet, gewinnt der Nahverkehr an Attraktivität. Ein Halbstundentakt in beiden Richtungen sei möglich, war zu erfahren. Die alte Rheintalstrecke soll soweit technisch erneuert werden, dass Geschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometer möglich sind. Der Bau der Verbindungsspange soll im Jahr 2031 etwa 1,5 Kilometer vom Bahnhof Riegel entfernt beginnen. Nach etwa vier Jahren soll der Güter- und Fernverkehr von der Autobahntrasse auf die Rheintalbahn umgeleitet werden.

Landwirte sollen entschädigt werden

In der dritten Zeitspanne wird das Provisorium zurückgebaut und die Rheintalbahn in diesem Abschnitt viergleisig ausgebaut. Von da an fahren Güter- und Personenzüge auf getrennten Trassen. Ein Brückenbau ist aus wirtschaftlichen Gründen für die kurze Nutzungsdauer der landwirtschaftlichen Flächen nicht angedacht. Dafür erhalten Pächter und Bauern Entschädigungszahlungen.

Vor Versammlungsbeginn war eine angeregte Diskussion mit kritischen Beiträgen im Foyer zu hören. Bei der öffentlichen Fragerunde hielten sich die Besucher dann bedeckter. Viele Bürger aus Riegel und Kenzingen hatten bereits Einsicht in die Pläne genommen, die im Riegeler Rathaus seit Ende August aus- liegen. Die Fülle des Materials und die schwere Lesbarkeit hätten vielen Menschen das Verständnis erschwert, bemängelte Riegels Bürgermeister Daniel Kietz. Für seinen Kenzinger Amtskollegen Matthias Guderjan haben die Entlastung der Landwirtschaft und ein möglichst niedriger Lärmpegel oberste Priorität.

Gerade das beabsichtigte 1,2 Kilometer lange Provisorium stand wegen des Flächenverbrauchs in der Kritik. Das sieht alles andere als nach einem Notbehelf aus, war gängige Meinung unter den Besuchern. Die Befürchtung eines Dauerzustands versuchten die Bahnvertreter zu entkräften. Klenert: "Wir haben in Bezug auf die Schonung der Landschaft die bestmögliche Lösung anzubieten."

Der Vorsitzende der BI Bürgerprotest Bahn Herbolzheim-Kenzingen Georg Binkert war anderer Ansicht. Den Fernverkehr ausschließlich über die Autobahntrasse zu führen, solle nochmals in den Planungsbüros diskutiert werden, forderte er.

Die Verbindungsspange muss großzügiger ausgelegt werden, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen, rechtfertigten sich die Planer. "Wir investieren Milliarden. Das Provisorium ist unumgänglich", konstatierte Bernd Dassler.