Der Vorstand der Bürgerstiftung setzt sich zusammen aus: Ingrid Schätzle (von links, stehend), Marianne Tießler, Inge Göbes und Barbara Herr. Sitzend von links: Barbara Rieger und Gisela Kuwert. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Kenzinger Hilfsfonds: Bürgerstiftung greift Notleidenden unter die Arme / Jubiläum gefeiert

Den Kenzinger Hilfsfonds gibt es seit 25 Jahren. Vor zehn Jahren wurde er in eine Bürgerstiftung umgewandelt. Aus Anlass dieses Doppeljubiläums hatte Bürgermeister Matthias Guderjan Gründer, Spender und Ehrenamtliche in den Bürgersaal eingeladen.

Kenzingen. 1994 ist der Hilfsfonds ins Leben gerufen worden. "Menschen helfen Menschen im Dienst am Nächsten" war das Motto. Vieles hat sich seit dem Startschuss geändert. Amtsnachfolger Guderjan war von der Notwendigkeit und Nützlichkeit des Hilfsfonds überzeugt. Zusammen mit Gründungsmitglied Marianne Tießler und fünf ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder arbeitet das Gremium bei der Gewährung von Hilfen stets im Stillen, schon um die Anonymität der Antragsteller zu gewährleisten.

Seit 2002 werden regelmäßig Sprechstunden mittwochs von 9 bis 11 Uhr für Hilfssuchende abgehalten. Wer die Bedürftigkeit nachweisen kann, stellt einen Antrag. Darüber befindet der Vorstand. Um dem zwischenzeitlich aufgelaufenen Vermögen von 30 000 Euro eine rechtssichere und nachhaltige Verfassung zu verleihen, wurde der Hilfsfonds in eine Bürgerstiftung überführt – unter der Aufsicht der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau.

Für Guderjan ist Marianne Tießler Mutter, Seele, Herz und Hand, kurzum das Kernstück der Einrichtung – und das seit einem Vierteljahrhundert. Tießler gab die Dankesworte zurück, denn der Verwaltungschef hat vor der Wahl zugesichert, voll und ganz hinter dem Hilfsfonds zu stehen und diesen tatkräftig zu unterstützen.

In den Anfängen gingen kleinere Beträge ein. Nicht wenige Bürger prognostizierten dem Hilfsfonds deshalb keine einjährige Lebenszeit. Doch sie wurden eines Besseren belehrt. Die Spenden stiegen erfreulicherweise an, vier Mäzene richteten gar ein Dauerabonnement ein. Leider stieg auch die Hilfsbedürftigkeit stetig.

764 Bürger haben finanzielle Hilfe erhalten

Gleichbleibend allerdings ist die Vorstandsarbeit, im kleinen Team werden die Entscheidungen gefällt. In Zahlen ausgedrückt: Mehr als 108 000 Euro sind bisher eingegangen. Die Ausgaben bezifferte Tießler auf 57 000 Euro. 764 Personen durften auf finanzielle Hilfe zählen, 902 haben Sachspenden erhalten. In 77 Fällen waren die Voraussetzungen nicht gegeben – die Anträge wurden abgelehnt.

Neben der Vorsitzenden und dem Bürgermeister gehören dem Vorstand Inge Göbes und Gisela Kuwert aus der Kernstadt, Barbara Rieger aus Bombach, Ingrid Schätzle aus Nordweil sowie Barbara Herr aus Hecklingen an. Nach 19-jährigem Mitwirken sagt Barbara Rieger nun Ade. Auch Ingrid Schätze verlässt den Hilfsfonds nach 21 Jahren ehrenamtlicher Arbeit.

Tiefsinnige Worte fand Landrat Hanno Hurth. Ihm sei deutlich geworden, dass hier eine ganze Stadt eine Erfolgsgeschichte feiern darf. Es sei zu begrüßen, dass es solche Institutionen gibt, bekräftigte Hurth und überreichte den bekannten Umschlag mit unbekanntem Inhalt.

Nachdem "Young Brass", eine Jungbläserabordnung der Stadtkapelle, verstärkt durch Franz Schindler, ein weiteres Musikstück intonierte, ergriff der "geistige Vater" Claus Kopinski das Wort. Er sah eine ganze Familie am Werk, von der Mutter erfuhr er von Not und Einzelschicksalen. Das war Anlass und Grundstein für die gut funktionierende Selbstverwaltung. Die Rolle der Hebamme habe Marianne Tießler ausgefüllt, die das "Kind" nach der Geburt auch noch adoptiert habe, so das Lob. Weiterhin dankte Kopinski allen Mitgliedern des Stiftungsgremiums, die zur "Erziehung" beitrugen, und dem Geldinstitut für seine hochkarätigen Erfahrungen im "Adoptionsrecht".

Wertig und würdig sei der Hilfsfonds, dem Marcel Thimm die besten Glückwünsche übermittelte. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Freiburg/Nördlicher Breisgau überreichte absichtlich einen "krummen" Betrag von 1119 Euro zur Aufstockung und Abrundung des Stiftungskapitals, das nun exakt 50 000 Euro beträgt.