Ausgangspunkt der Brauerei-Exkursion war der Kirchplatz, wo Norbert Weber (links) mehr als 60 Personen begrüßen konnte. Foto: Schnabl

Viele Brauereien und Gaststätten

Kenzingen (ws). Einstmals haben in dem Städtchen Kenzingen bis zu elf Brauereien das Bier hergestellt, mit dem die knapp 1150 Seelen ihren Durst löschten. Über die Geschichte der Braustätten und Gasthäuser referierte Norbert Weber vom Heimat- und Verkehrsverein auf einem Rundgang.

Bier wurde gerne getrunken, es galt nicht nur als Genuss-, sondern auch als Nahrungsmittel. Die bemerkenswerte Anhäufung von Brauhäusern in Kenzingen erklärt sich mit der Lage. Die Handelswege kreuzten sich, Kaufleute übernachteten in Gaststätten und Zunfthäusern oder im Kloster.

Die erste Erwähnung eines Wirtshauses datiert aus dem Jahre 1649 und nennt den "Hirschen" als Treffpunkt für durstige Seelen. Knapp 250 Jahre später ging der Besitz an die Familie Weber über. In fünfter Generation übernahm Norbert Weber 1980. Der letzte Sud gärte 2007, dann wurde die letzte örtliche Brauerei geschlossen.

Entlang der Hauptstraße lagen weitere Brauereien. Von vielen sind nur noch die Namen bekannt, andere hinterließen gleichnamige Gaststätten, die aber auch nicht mehr alle Bier ausschenken. Eine erste Adresse war die Brauerei nebst Gaststätte "Beller". Inmitten des Ortskerns stand der überragende Schieble-Kamin. Die Braukunst der Betreiber verlagerte sich 1940 an den Ortsausgang in das Ge wann Pfannnenstiel. Nach dem Tod von Fritz Schieble wurde das Anwesen 1986 veräußert. Legendär auch der "Üsenberger Hof" in der Eisenbahnstraße, der 1875 öffnete und nach dem großen Narrentreffen 1965 abgerissen wurde. Selbst die älteren Exkursionsteilnehmer erinnerten sich kaum noch an die Bierstätten wie Alber, Hauler, Bilharz, Lachenmann und Stiegler.

Tonnenweise Eis für die Kühlung im Keller

Ein kühles Blondes – das war vor der Erfindung von Kältemaschinen regelrecht mühsam. Die Brauer mussten tonnenweise Gefrorenes für ihre Eiskeller organisieren. Ein Abstecher führte die Gruppe in ein Kellergewölbe. Von ernsthafteren Problemen der Lagerhaltung sei ihm nichts bekannt, berichtete der Diplom-Braumeister auf Nachfrage der Wissensdurstigen. "Bier war genug da und schnell genug weggetrunken."

Die letzte Etappe führte in das Gasthaus "Scheidel", wo im Innenhof zum Umtrunk eingeladen wurde. Weber blätterte abermals in den Hausannalen: Um 1800 als Bilharz‘sche Brauerei erbaut, ging der Besitz 1863 an Peter Scheidel über. Heute ist das Haus in der siebten Generation im Familienbesitz.