Gewonnen: Das Team von Carla Cargo mit Gründer Markus Bergmann (Mitte) freut sich riesig über die Auszeichnung "Wir machen Mobilitätswende". Foto: Christof Kreutzer

Wettbewerb: Kenzinger Lastenrad-Hersteller Carla Cargo gewinnt "Wir machen Mobilitätswende"

Kenzingen - Sieben Projekte hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann für ihre innovativen Ideen zum Thema Mobilität ausgezeichnet. Mit dabei: Die Kenzinger Firma Carla Cargo, die mit Lastenfahrrad-Anhängern die Verkehrswende voranbringen will.

Das Besondere an den "Carlas"

"Der Preis war, wie für uns gemacht, aber dass wir ihn tatsächlich bekommen haben, hat uns dann doch überrascht", erklärt Firmengründer Markus Bergmann im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Die Juroren hätten sich eigentlich nur angekündigt, um noch etwas Videomaterial für den Wettbewerb zu drehen "und dann haben sie das Schild hochgehalten, dass wir gewonnen haben. Wir sind völlig ausgeflippt vor Freude", erzählt Bergmann.

Die Auszeichnung, mit der innovative Ideen für eine nachhaltige Mobilität in Unternehmen, Kommunen und Organisationen geehrt werden, freue ihn besonders. Denn: "Wir wollen als Team die Mobilitätswende gemeinsam wuppen. Jeder Einzelne von uns steht hinter dieser Idee. Der Preis ist somit eine Bestätigung, das wir alles richtig machen", erklärt er.

2014 wurde das Unternehmen in Freiburg gegründet – und hat seitdem einen steilen Aufstieg geschafft: Inzwischen ist Carla Cargo Weltmarktführer im Bereich Fahrrad-Lastenanhänger. Allein Whole Foods, eine Amazon-Tochter, nutzt in New York mehr als 300 Carlas, um Lebensmittel nicht nur klimaschonend, sondern auch schnell auszuliefern. "Unternehmen müssen beim Thema Transport und Mobilität umdenken. Dabei spielen die Kosten- und Zeitfaktoren eine wichtige Rolle", erklärt Bergmann.

Das Besondere an den "Carlas" ist zum einen der tiefe Lastenschwerpunkt, zum anderen aber auch die integrierte Auflaufbremse. Diese bremst immer dann, wenn auch der Fahrer bremst. Der Anhänger drücke somit nicht auf den Fahrer. Dadurch entstehe für diesen auch keine zusätzliche Gefahr, selbst dann wenn er die Höchstladung von 150 Kilogramm transportiert.

Kein Geldbetrag, sondern Unterstützung fürs Unternehmen

"Das System ist eine gelungene Idee, um langfristig Lastentransporte aufs Fahrrad zu verlagern und ein vorbildliches Beispiel für den Erfindergeist in Baden-Württemberg", heißt es in der Begründung zur Preisverleihung.

Durch Corona habe die Nachfrage nach den Lastenrad-Anhängern zugenommen, beobachtete Bergmann: "Ich denke, dass in Zukunft mehr Aufgabengebiete auf das Fahrrad zukommen werden. Wir lasen uns immer mehr liefern anstatt selbst rauszugehen, Ich glaube, unser Konsumverhalten wird sich langfristig extrem ändern – und die Nachfrage an klimafreundlichen Transportlösungen wird steigen."

Der Preis von "Wir machen Mobilitätswende" ist kein Geldbetrag, sondern Unterstützung fürs Unternehmen, in Form von Coaching oder Werbematerial. "Die Fotos und Videos können wir gut in unseren sozialen Medien wiederverwenden. Somit werden wir als Unternehmen mehr gesehen, das ist super für unsere Weiterentwicklung", erklärt Bergmann. "Das Coaching können wir am meisten gebrauchen, da wir ein großes Wachstum haben und uns deshalb neu positionieren müssen." 

20 "Carlas" in der Woche können die 17 Mitarbeiter in Kenzingen zusammenbauen. Ein weiterer Monteur wird derzeit noch gesucht. "Damit geraten wir dann aber räumlich an unsere Grenzen." Habe man früher etwa sechs Wochen auf ein Carla warten müssen, sind es nun um die zehn. "Wir sind für den Januar komplett ausgebucht und auch der Februar beginnt sich langsam zu füllen", berichtet Bergmann. "Wir müssen nun also überlegen, wie wir mehr Platz bekommen, oder uns nach Partnerschaften mit anderen Firmen umsehen."

Bislang habe man im Unternehmen nur sehr wenige Teile zukaufen müssen. "Wir machen fast alles selbst anstatt uns von China abhängig zu machen. Das war uns von Anfang an wichtig", erklärt Bergmann. Dadurch habe man auch coronabedingt bislang kaum Lieferschwierigkeiten gehabt.

Die anderen Projekte

 "My Shuttle" von Ragnar Watteroth vom Landratsamt Karlsruhe, eine App, mit der sich elektrische Fahrzeuge buchen lassen  

"Smarte Karre" von Martina Klärle aus Schäftersheim; ein Sharing-Angebot für Elektrofahrzeuge

 Strategische Verkehrsplanung zum "Autofreien Umbau der links-rheinischen Innenstadt" von Stephan Fischer von der Stadt Konstanz

Pop-up-Radwege (Radwege auf Probe), die zeigen sollen, wie effektiv das Fahren mit dem Rad sein kann von Eva Adam von der Stadt Stuttgart

 Die Angebote von Electrify-BW von Jana Höffner aus Stuttgart, die die Elektromobilität voranbringen wollen und über Elektroautos aufklären

Die App "Regiomove" von Frank Pagel vom Karlsruher Verkehrsverbund: Die App kann verfügbare Verkehrsmittel clever kombinieren und man kann diese über sie buchen.