Kirche: Irmgard Schwörer arbeitet seit 15 Jahren als Mesnerin / Weit mehr als nur Gottesdienst-Vorbereitung

Mesner oder Mesnerin gelten als rechte Hand des Priesters und guter Geist der Kirche. Seit mehr als 15 Jahren begleitet Irmgard Schwörer dieses Amt in Sankt Laurentius in Kenzingen. Ihre Arbeit geht weit über die Vorbereitung von Gottesdiensten hinaus.

Kenzingen. Sie ist die Frau für alles – und nimmt auch Funktionen als Hausmeister, Gärtner, Techniker, Reinigungsfachkraft und Näherin wahr. Für Mesnerin Irmgard Schwörer ist die Sakristei ihr Büro und gleichzeitig auch ihre Werkstatt. Seit 2004 ist sie in der Seelsorgeeinheit Sankt Laurentius mit 13 Wochenstunden als Mesnerin angestellt. In diese Tätigkeit sei sie damals hineingerutscht, erklärt sie. Als Mitglied des Pfarrgemeinderats erfuhr Schwörer von der ausgeschriebenen Stelle – und die Aufgabe reizte sie. Erfahrung hatte Schwörer zuvor am Bodensee gesammelt, wo sie für kurze Zeit in einer kleinen Kapelle den Mesnerdienst verrichtete.

Bei einem Kirchenrundgang mit unserer Zeitung deutet sie auf die Kerzen und Blumen der geschmückten Altäre. Auch die vielen Heiligenstatuen wurden von ihr zum Gottesdienst mit grünen Gewächsen verziert. In den ersten Jahren galt es zudem noch die sonntägliche Frühmesse vorzubereiten – und entsprechend früh aufzustehen. Durch den Pfarrermangel hat sich die Zahl der heiligen Messen und Andachten inzwischen stark reduziert. Dennoch, die intensive Vorbereitung blieb. Drei Gottesdienste am Sonntag und der Schülergottesdienst stehen üblicherweise an. Dazu kommen Totengebete.

Morgens um 9 Uhr schließt Schwörer stets die rechte Seitentür der Kirche auf. Bis zur Dämmerung steht das Gotteshaus den Besuchern offen. Den Chorraum hat sie täglich im Visier. Sauberkeit ist dort höchstes Gebot. Anschließend sind die Seitenaltäre und die Kirchenbänke dran. Auch über die Geschichte des sakralen Bauwerks weiß Schwörer einiges. So sind dort die Gebeine des Pfandherrn Wolf von Hürnheim, dem Erbauer des Rathauses, begraben. Die Kapelle unter dem südlichen Turm diente wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts als provisorische Stadtkirche, neben Sankt-Georg und Sankt-Peter in Altenkenzingen.

Auch im Turmgeschoss ist sie im Einsatz: Auch dort sammelte sich trotz der Abgeschiedenheit so mancher Unrat an, vereinzelt findet sie auch verendete Fledermäuse und Taubenskelette. Die Aussicht über den Dächern von Kenzingen findet Schwörer imposant, allerdings lässt ihr das Amt dafür nicht viel Zeit. Ebenfalls in ihre Zuständigkeit fällt alles im Radius von einem Meter um die Kirche. Das heißt säubern, Grünzeug entfernen, notfalls wird auch mal ein Pflasterstein begradigt.

Der Kirchplatz und die Anfahrtswege fallen hingegen in die städtische Obhut. Noch ein Gang Richtung Kirchturmspitze steht bevor. Unter schwerem Gebälk hängen die fünf Glocken, die unterschiedliche Botschaften vermitteln. Die lateinischen Inschriften klären auf, wovor sie schützen sollen: Feuer, Hexen, Krieg, Pest, Unwetter und Zerstörung. Der Raum wo das tonnenschwere Geläut hängt, heißt Glockenstube. Davon hat Sankt Laurentius zwei. Es gilt eine Läuteordnung, die regelt, welche Glocke wann läutet. In der Sakristei ist auch die Schaltzentrale für die Technik mit vielen Knöpfen und LED-Leuchten. Von dort aus kann Schwörer auch das Glockengeläut und die Heizung steuern. Ein Mischpult regelt die Beleuchtung und die Mikrofone.

Zurück in den Nebenraum der Kirche werden noch die Münzen aus Klingelbeutel und Opferstock gezählt. Schwörer trägt auch Sorge für die ihr anvertrauten Gerätschaften wie Monstranz, Hostie, Kelch und den Messwein. Auch für die Garderobe ist sie verantwortlich; oft muss diese gereinigt, gebügelt oder gestopft werden. Neben dem Geistlichen wollen auch etwa 50 Ministranten ordentliche Gewänder tragen.

Eine Mesnerin zeichne sich durch persönlich gelebten Glauben, Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit aus, erklärt sie. An diesem Ideal orientiert sie sich jedes Mal aufs Neue. Auf die Frage, warum sie den Dienst verrichte, kam das spontane Bekenntnis: "Ein jeder hat seinen Platz im Leben. Und ich tue es gerne."

Die Läuteordnung in St. Laurentius ist für bestimmte Uhrzeiten und Anlässe vorprogrammiert. Um 6 Uhr morgens und abends ruft die Agatha-Glocke, gegen Mittag hört man die Marienglocke. Das älteste Geläut, die Bernhardus-Glocke, stammt aus dem Jahr 1552. Das Silberglöcklein von 1714 wird nur bei Tauffeiern genutzt.