Rund 20 Besucher waren gekommen, um sich an die Bücherverbrennung vor 85 Jahren zu erinnern. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Bücherverbrennung: SPD erinnert

Kenzingen (ws). Sie brannten damals lichterloh, die Bücher von Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Bertolt Brecht und vielen anderen unbequemen Autoren, die die nazi-sympathisierende Studentenrevolte 1933 in mindestens 22 deutschen Universitätsstätten anfachte. Es war der Auftakt einer der dunkelsten Stunden Deutschlands. Erst brannten die Bücher, dann die Menschen, formulierte es die Ortsvereinsvorsitzende Elke Curdts-Müller in Anspielung an Heinrich Heine.

Mit der Veranstaltung in der Parkanlage des Altenheimes der Arbeiterwohlfahrt unter dem Motto "Lesen gegen das Vergessen" wollten die SPD-Mitglieder an die Bücherverbrennung erinnern, die sich aktuell zum 85. Mal jährt.

Warum müssen wir eine solche Demagogie in unser Gedächtnis zurückrufen, fragte Curths-Müller eingangs und antwortete mit einem Zitat aus Günter Grass’ Novelle "Im Krebsgang": "Das hört nie auf. Nie hört das auf!" steht dort über solche Ereignisse und Einstellungen geschrieben – und deshalb sei es wichtig, sich zu erinnern, um einem menschenverachtenden Geist entgegenzutreten, wo immer er einem begegnet.

Madeleine Oelze, Claudia und Bruno Strobel stellten eine Auswahl an Gedanken der betroffenen Autoren, deren Bücher damals verbrannt wurden, zusammen. Darunter auch Alfred Döblin, Siegmund Freud und Erich Kästner. Mit einem Gedicht Kästners aus dem Jahre 1928 begann die einstündige szenische Lesung. Inhaltlich kritisiert er bereits im Jahr 1928 bei "Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?" die Unmenschlichkeit und Nutzlosigkeit eines Kriegs und die daraus resultierenden gesellschaftlichen und politischen Missstände. Dieses Gedicht ist eine Parodie zu Goethes "Mignon", in dem ein Land beschrieben wird, "wo die Zitronen blühn, Im dunklen Laub die Goldorangen glühn". Während dieses Land bei Goethe paradiesisch und prunkvoll dargestellt ist, erahnt Kästner das Unheil vorausschauend.

An dieses Unheil, mit dem sich die Masse Deutschlands in den Folgejahren hinter ein perfides, menschenverachtendes System stellten, wollten die Sozialdemokraten mit ihrer Lesung in Kenzingen öffentlich erinnern.