Fast wie Abba nur schöner. Die "Unglaublichen" zeigten sich auf der Bühne als rattenscharfe Boxenluder. Fotos: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Zunftkappenabend: Narrenzunft Welle-Bengel begeistert fünf Stunden lang

Es war ein Bombardement mit Spitzfindigkeiten, humorigem Allerlei und Showeffekten. Die Narrenzunft Welle-Bengel hielt dem Publikum "D’r Narrespiegel" wieder schonungslos vor – und sorgte für fünf Stunden lachen, schunkeln und singen.

Kenzingen. Einmarsch bitte. In großer Parade zogen sämtliche Häsgruppen auf die Bühne. Den schwungvollen Auftakt besorgte der Spielmannszug mit Verstärkung einiger Dudelsack-Spieler.

Mit Bruder Walter Willaredt, besser bekannt als "Walter W. aus K.", betrat jemand die Bühne, dem göttliche Eingebung bisher fremd war. Er gab zusammen mit Sohn und Novize Jeremy Einblicke in das Klosterleben. Anschließend gab es einen schwungvollen Gardetanz.

Dann tauchte die Frage auf: Ist Hypnose Scharlatanerie oder Hokuspokus? Der Proband für den Hypno-Medicus Pascal Weingardt wies allerdings Defizite auf: "Günter" alias Johannes Bußhardt stammte aus Herbolzheim. In Trance mutierte der Patient aber dann doch noch zu einem echten Welle-Bengel.

Elf Prachtvögel flatterten in rot-leuchtendem Gefieder und grünen Gamaschen zu Samba-Rhythmen mit Kuhglocken auf die Bühne: "Die Kandiez" waren eine Augenweite.

Letzte Ausfahrt "Treff am mittlere Brunne". Brigitte Walzer lenkte ihren 25-köpfigen Narresome dorthin, wohlwissend, dass es ihr letztes Scharmützel beim Üsenberg-Brunne war. Seit 1966 steht sie auf der Bühne, zuletzt achtmal mit dem Nachwuchs.

Offensiv-tönend ging es auch im zweiten Durchgang mit der Stadtkapelle weiter. Für Rudolf Heidler war es ebenfalls seine Abschiedsvorstellung bei der Zunft.

Auch zwei frühere Stadtherrscher traten auf

Gemächlichen Schrittes trabten drei Nordic-Walking-Anhänger daher. Deutschland gehe am Stock, wenn sich die Leute nicht fithalten, machten sie deutlich. Mit Schneckentempo ging es in die Formel eins: Die "Unglaublichen" gaben als Balletteusen in der Maskerade von "Barbie und Ken" attraktive Boxenluder ab.

Zwei graue Gestalten wurden als frühere Stadtherrscher identifiziert: Hans-Joachim sah sich als hochmotivierter Flaschensammler "Schwarz" und sein Kompagnon, der Ernst, musste jeden Schilling umdrehen. Denn als Bürgermeister a. D., so erklärten es die Darsteller Peter Frank und Thomas Kaiser, nage man quasi am Hungertuch. Der Zunftrat mischte sich mit asiatischen Kung-Fu-Einlagen unter das Geschehen.

Der danach angekündigte Showdown mündete in einen bitterlichen Machtkampf zwischen Kenzingen und Hecklingen. Als Blumenkinder überzeugten Hanne, James und Jakob Röderer sowie Benne Striegel, Teresa Seng und Bernd Kiefer. Zu "Love, Peace and Pflastersteine" gab’s eine Ode an die "tollste Kernstadt, die die Lichtenecker je hatten". Jedoch: "Hecklingen makes love not hall". Happiness und Happy-End in Hecklingen herrschen erst dann, wenn die neue Halle steht.

Der letzte Walzer gehörte Brigitte, der Brunnenfee. Ihr zu Ehren erwiesen "die Behaarten" ihre Referenz an das Ur- nicht Pflastergestein. Dann kam das Finale, das Oberzunftmeisterin Annette Shkodra und Zeremonienmeister Reiner Bieber ankündigten.

Nach dem Welle-Bengel-Tanz zu Beginn des Abends verlieh der Verband Oberrheinische Narrenzünfte durch Gudrun Reiner und Theo Schindler und Maria Rösch den Orden "E halbs Läbe" an Bernhard Leitz-Schwörer, Rudi Trotter und Dieter Hüglin für deren 50-jähriges Narrenengagement.