Bisher gibt es drei bestätigte Wölfe im Schwarzwald. Experten rechnen mit weiteren in den kommenden Jahren. Quelle: Unbekannt

Ein Video, auf dem möglicherweise ein Wolf in Kirnbach zu sehen war, hat Anfang des Jahres für Aufruhr gesorgt. Die FVA hatte bestätigt, dass es sich wahrscheinlich um ein solches Tier handelt. Fraglich ist aber, wo sich der Wolf nun aufhält.

Wolfach - Ein verwackeltes Video, gepostet in einem sozialen Netzwerk, sorgte Anfang dieses Jahres in Wolfach für Aufsehen (wir berichteten mehrfach). Vor einem Wohnhaus nahe des Sportplatzes in Kirnbach soll ein Wolf unterwegs gewesen sein. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) hatte auf Anfrage unserer Redaktion im Januar bestätigt, dass es sich bei dem gezeigten Tier wahrscheinlich um einen Wolf handelt. Experten hatten damals mithilfe von Anwohnern den Ort verifiziert. Doch wo befindet sich das Tier nun, fast vier Monate nach der Sichtung in Kirnbach?

Felix Böcker von der FVA sagt dazu: "Leider sind wir seit dem Video nicht schlauer geworden und haben keine weitere Wolfssichtung in Wolfach oder dem Kinzigtal gemeldet bekommen. Wir können uns aber sehr gut vorstellen, dass sich der gesehene Wolf immer noch im Revier des Großraums Schwarzwald befindet."

Nach dem Abschluss des Falls im Januar habe er Kontakt zu den Jägern in der Region aufgenommen und diese gebeten, die Augen offen zu halten und jeden weiteren Verdacht auf einen Wolf zu melden. "Bisher gibt es aber noch keine neuen Erkenntnisse", sagt Böcker.

Auf der Suche nach einem festen Platz legen Wölfe auch mal am Tag bis zu 70 Kilometer zurück. Haben sie allerdings einen Platz gefunden, an dem sie sich wohlfühlen, ist es laut Böcker eher unwahrscheinlich, dass sie diesen wieder verlassen. Niedergelassene Wölfe blieben dann zwar in ihrem Revier – das könnte aber bis zu 250 Quadratkilometer groß sein.

Bisher sind drei Wölfe im Schwarzwald bekannt

Bisher seien drei Wölfe bekannt, die sich im Schwarzwald angesiedelt haben. Unter anderem waren am 23. April 2021 in Mühlenbach vier Schafe von einem Wolf gerissen worden. Der Fall wurde von der FVA untersucht, diese kam zu dem Schluss, dass die Tiere tatsächlich von einem noch nicht registrierten Wolf gerissen worden waren.

Was die Wolfsexperten weiterhin feststellen konnten: Nicht der in der Region bereits bekannte Wolf "GW852m", auf dessen Konto ein Riss in Kirnbach geht, war der Täter. Sondern ein bisher unbekanntes Tier des Haplotyps "HW22", das damit zur sogenannten Alpenpopulation gehört.

Auch ein zweiter bereits erfasster Wolf mit der Bezeichnung "GW2120M" war laut Böcker im vergangenen Jahr im Mai und August in einem recht großen Gebiet von Schramberg über Zell bis hin nach Bad Rippoldsau-Schapbach unterwegs gewesen.

Ob dieser bereits bekannte Wolf auch auf dem Video in Kirnbach zu sehen ist oder ob es sich dabei um einen neuen Wolf handelt, ist laut Böcker nur mit der Untersuchung von DNA-Proben eindeutig zu klären. Ebenso könnte es sein, dass der Wolf doch weitergezogen ist und sich ein neues Revier gesucht hat. Je mehr Zeit verstreicht, desto wahrscheinlicher sei eine Abwanderung oder gar der Tod des Tieres.

"Wir warten hier auf weitere Nachweise. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sich hier im Schwarzwald weitere Wölfe ansiedeln, Rudel bilden und sich vermehren", lautet die Einschätzung des Experten.

Wolfssichtung melden

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) und das Umweltministerium bitten darum, Wolfssichtungen und Risse von Nutztieren zu melden, um das Monitoring, also das Nachvollziehen der Wolfsbewegungen, sicherstellen zu können. Hinweise nimmt die FVA jederzeit per E-Mail unter info@wildtiermonitoring.de oder unter Telefon 0761/4 01 82 74 entgegen. Eine Auflistung aller zweifelsfrei nachgewiesenen Wolfsbewegungen in Baden-Württemberg gibt es auf der Webseite des Umweltministeriums unter www.um.baden-wuerttemberg.de.