Beim Mobilfunk gibt es im Ortenaukreis in Seelbach, Fischerbach und Durbach die meisten Lücken. Foto: Symbolfoto: Hildenbrand

Digitalisierung: IHK deckt Lücken auf / Unternehmen benötigen schnelleres Internet

Ortenau - Die Industrie- und Handelskammern der Region haben sich zusammengeschlossen, um Daten über die Mobilfunkversorgung zu erheben. Ihr Ergebnis: Auch in der Ortenau gibt es in Sachen 5G-Ausbau noch einigen Nachholbedarf.

"Ohne Mobilfunk, keine Digitalisierung", lautet die Grundlage, auf der die Industrie- und Handelskammern ihre Studie zur Mobilfunkversorgung in der Region aufgebaut haben. Die Ergebnisse präsentierten sie in einer Videokonferenz am Mittwochmorgen.

Über Funklöcher hat sich wohl jeder schon einmal geärgert. Gerade in Corona-Zeiten wurde mit Optionen wie dem Homeoffice oder digitalen Sprechstunden deutlich, wie wichtig die digitale Infrastruktur für jeden Einzelnen ist.

Für Unternehmen sei eine gute digitale Infrastruktur auch ein Standortfaktor, führte Eberhard Liebherr, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, aus. Einige Unternehmen der Region würden sich über schlechte Bedingungen beklagen. Deshalb sei der Ausbau der 5G-Netze "der nächste entscheidende Meilenstein". Schließlich würde sich einer Studie zufolge die Anzahl an digital vernetzten Endgeräten bis 2025 verdreifachen. "Das Tempo beim Ausbau muss erhöht werden", fordert Liebherr. Ansonsten würde die Region als Wohn-, Wirtschafts und auch Wohlstandsstandort in Frage gestellt. Ein ausgebautes 5G-Netz sorge für geringere Verzögerungen bei der Kommunikation zwischen Endgeräten und auch für geringeren Energieverbrauch – gerade im Hinblick auf das Klima erstrebenswert.

Bernd Sörries, Direktor des Wissenschaftliches Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, erklärte, dass es in Deutschland noch viel Nachholbedarf gibt. Beispielsweise gebe es derzeit 30 000 Sendemasten des größten Netzbetreibers, während es zum Beispiel in Südkorea 150 000 sind. Anhand einer Grafik veranschaulichte Sörries, dass die Leistungsfähigkeit des Mobilfunks bereits nach einem Kilometer Abstand zum Sendemast stark nachlasse. Es müssten also neue Standorte geschaffen werden, um auch die Regionen zu erreichen, die derzeit nur unzureichend oder keinen guten Empfang haben.

600 Haushalte in der Ortenau derzeit nicht mit LTE versorgt

Allein in der Ortenau gebe es 609 Haushalte in sogenannten "weißen Flecken", die nicht mit LTE versorgt sind. Die größten Löcher, das zeigt eine Karte, die von den Industrie- und Handelskammern erstellt wurde, gibt es im Ortenaukreis auf den Gemarkungen der Gemeinden Seelbach, Durbach und Fischerbach. Zudem gebe es entlang des Rheins einige Stellen mit nur schwachem Empfang.

Mit Blick auf das 5G-Netz erläuterte Sörries zudem, dass es für Unternehmen die Möglichkeit gibt, eigene "Campusnetze" aufzubauen. Mit diesen können sie sicherstellen, dass es auf dem Firmengelände durchgehendes gutes Netz gibt. Zudem seien sie damit nicht mehr abhängig von den großen Mobilfunkbetreibern. Besonders nützlich seien Campusnetze für Unternehmen, die auf fahrerlose Transportsysteme setzen, bei denen die Sicherheit ein wichtiger Aspekt ist. Auch Krankenhäuser hätten bereits Interesse signalisiert.

Ziele der IHK

Mit den Ergebnissen ihrer Studie möchten die Industrie- und Handelskammern der Region auf die Notwendigkeit des Ausbaus des 5G-Netzes aufmerksam machen und Entscheidungsträger in der Politik auf Landes- und Kommunalebene mit ins Boot holen. Auch sollen die großen Netzbetreiber miteinbezogen werden, damit man beim Ausbau der digitalen Infrastruktur künftig an einem Strang zieht. Bislang seien die Kompetenzen nicht klar zugewiesen gewesen, wodurch es unübersichtlich wurde.