Integrationsbetrieb Textil-Service-Kork eröffnet / Computer zeigen, wo die Wäsche hin muss

Von Sabrina Deckert

Kehl-Kork. Auf dem Gelände der Diakonie Kehl-Kork gibt es einen neuen Textil-Service: Waschen, Bügeln, Zusammenlegen – in dem Integrationsbetrieb gibt es den vollen Service. Momentan ausschließlich für die Diakonie selbst – doch das soll sich ändern.

Jedes Kleidungsstück, das einer der Gruppenbewohner besitzt, jede Socke, jedes Handtuch muss von den Näherinnen mit einem speziellen Etikett versehen werden. Die Expertinnen in Kehl nennen das "patchen". Auf dem Etikett, das mit hohem Druck und 205 Grad Celsius auf dem Kleidungsstück befestigt wird, steht der Name des Bewohners und daneben ist ein sogenannter QR-Code aufgedruckt. Der enthält speziefische Informationen zum Kleidungsstück. Was ist es? Wem gehört es? Wie muss es gewaschen werden? Ist es mit heller oder dunkler Wäsche zu waschen? Und: In welchem Zustand ist es? Fehlt beispielsweise ein Knopf, hat es kleine Löcher? Dann geht das Kleidungsstück wieder an den Besitzer zurück.

Wenn es dann schmutzig wieder in die Halle kommt, wird die ganze Wäsche erstmal gruppenweise gewogen und der passenden Kostenstelle zugebucht. Denn: "Die, die hier auf dem Gelände die Unterbringung anbieten, bekommen in der Grundpauschale pro Bewohner auch Geld zum Wäschewaschen", erklärt Elke Ruf, Leiterin Wirtschaft und Versorgung. "Von diesem Geld bezahlen sie dann uns."

Jedes Teil wird einzeln gescannt und damit erfasst. Um zu gewährleisten, dass die Arbeit von jedem Mitarbeiter, mit oder ohne Behinderung, gemacht werden kann, hat der Textilservice ein spezielles System: Der Computer zeigt den Menschen, wo das Kleidungsstück hin muss. Sprich: In welchen Beutel der Mitarbeiter es stecken muss. Etwa: hell, 40 Grad Celsius. Dafür leuchtet dann nach dem Scannen über diesem Sack, in den die helle Wäsche kommt, die bei 40 Grad Celsius gewaschen werden muss, ein Pfeil auf. So lange, bis das nächste Stück erfasst worden ist.

Dann kommt die Wäsche in große Waschmaschinen, die von der einen Seite befüllt und von der anderen Seite geleert werden. Wer als Mitarbeiter vom sogenannten Schmutzbereich in den Trocken- und Bügelbereich wechseln will, muss durch eine Schleuse, in der er die Hände desinfizieren muss. Auch die Wagen, in denen die Kleidungsstücke durch den Betrieb geschoben werden, müssen desinfiziert werden, wenn sie die Bereiche wechseln. Im Trockenbereich angekommen, werden die Wäschestücke in große Trocker gesteckt und danach gebügelt. Um die Arbeit zu erleichtern, haben Betriebsleiterin Barbara Baria und ihr Team große Bügelbretter, Mangeln und eine Maschine zum Hemdenbügeln. Der ziehen sie das Hemd einfach an und nehmen es dann, wenige Sekunden später, gebügelt wieder ab.

Die Wäsche wird zusammengelegt und an eine weitere Scanstation gebracht. Dort ordnen die Mitarbeiter die Wäsche in das Wagenfach, vor dem der Pfeil leuchtet. So, wie bei der Schmutzwäsche.

"Unsere Stärke ist die Handarbeit" betont Ruf. "Jeder findet bei uns seine Nische, in der er oder sie arbeiten kann." Es sei nicht nötig, dass alle alles könnten – es ginge darum, dass jeder den für sich passenden Platz findet. Und da seien die Mitarbeiter auf darauf bedacht. "Wir sind ein Integrationsbetrieb aber wir sind der erste Arbeitsmarkt", erkärt Baria. "Und darauf sind auch unsere Mitarbeiter stoz. Das hier ist ein ganz normaler Job – keine Stelle in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung." 35 Urlaubtsage und eine normales Gehalt – wie in vielen anderen Firmen auch.

Daher steht Geldverdienen auch an oberster Stelle der gemeinnützigen Gesellschaft. Fünf Jahre noch gibt es Zuschüsse von der "Aktion Mensch" – 250 000 Euro insgesamt. Dann muss der Textil-Service Kork auf eigenen Beinen stehen. Die Gesellschafter, die Diakonie Kork und der Textil-Service Ilse aus Baden-Baden, haben beim Hausbau und bei der Ausstattung (Kosten: 1,67 Millionen Euro) Zuschüsse von der "Aktion Mensch" (250000 Euro) und vom Integrationsamt des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (75 000 Euro) bekommen.