Schwerbewaffnete Beamte der Bundespolizei kontrollieren nach wie vor an den meisten Grenzübergängen der Region. Wie hier in Kehl entstehen dabei in der ganzen Umgebung lange Warteschlangen an der deutsch-französischen Grenze. Foto: Schmidt

Terror-Anschlag: Bei der Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter kommen Spezialeinheiten zum Einsatz

Ortenau - Nach dem Anschlag auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt sind Hunderte Polizisten beiderseits des Rheins fieberhaft auf der Suche nach dem Täter. Spezialeinheiten der Bundespolizei sind auch im deutschen Hinterland im Einsatz.

Wer in Kehl über die Grenze möchte, muss sich nach wie vor auf lange Wartezeiten einstellen. Schwer bewaffnete Bundespolizisten kontrollieren jedes Auto. Begleitet werden die Maßnahmen von den wachsamen Blicken weiterer Polizisten, die mit ihren Schusswaffen am Fahrbahnrand bereitstehen. Die Autoschlange zieht sich weit über die Grenze, die Insassen müssen teils stundenlange Wartezeiten akzeptieren. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Grenzübergang Neuried. Die Kontrollen auf der Pierre-Pflimlin-Brücke südlich von Straßburg durch die deutsche Polizei verursachen enorme Staus.

Terror-Spezialeinheiten unterstützen die Polizei

Sie habe am Donnerstagmorgen zwei Stunden auf den Grenzübertritt warten müssen, berichtet eine Pendlerin aus Frankreich im Gespräch mit unserer Redaktion. Die deutsche Polizei habe nervös und sehr ernst gewirkt, als sie die französische Fahrerin baten, das Auto zu verlassen. Ihrem Ehemann sei es beim Grenzübergang Nonnenweier noch schlimmer ergangen, er habe auf dem Weg nach Deutschland drei Stunden im Grenz-Stau gestanden, berichtet die Elsässerin weiter. Sie zeigt Verständnis für die aktuellen Maßnahmen und versucht es mit Humor zu nehmen: Mancher Lkw-Fahrer sei immerhin auch schicksalergeben rechts ran gefahren um ein Nickerchen einzulegen.

Anders sieht die Situation an einem der kleinen Grenzübergänge südlich von Straßburg aus. Bei der Rheinfähre in Kappel-Grafenhausen, etwa 40 Kilometer südlich von Kehl, wird am Donnerstagmorgen auf der deutschen Seite nicht kontrolliert. Auf der französischen Seite gehen drei Polizisten durch die Reihe der wartenden Autos, sehen in Kofferräume und lassen sich Papiere vorzeigen. Die Fähre zieht ungestört von einer Seite des Rheins auf die andere, die Situation wirkt deutlich gemächlicher als im Zentrum des Geschehens weiter rheinabwärts.

Die Bundespolizei setzt mittlerweile verstärkt auf eine Fahndung hinter der Grenze, berichtet Carolin Bartelt von der Bundespolizeidirektion Stuttgart. "Wir müssen uns auf alles einstellen", erläutert Bartelt. Der Flüchtige könne sowohl zu Fuß, in einem Auto oder Zug die Grenze übertreten oder auch innerhalb Deutschland unterwegs sein. Dies schließt die Nord-Süd-Verbindungen in der Ortenau mit ein.

Bei den ausgeweiteten Kontrollen werde die Bundes- auch von der Landespolizei und Beamten des Polizeipräsidiums Offenburg unterstützt. "Wir haben zu diesem Anlass unsere Kräfte verstärkt", erläutert Bartelt weiter und verweist noch auf die Bundesbereitschaftspolizei und die Spezialeinheit "Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit plus" (BFE+). "Angaben zu Einsatzorten können wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen", erläutert Bartelt. Eine aktuelle Gefahr scheint jedoch auf der deutschen Seite nicht zu bestehen. Laut Aussage eines Pressesprechers des Innenministeriums Baden-Württemberg, liegen "keine konkreten Gefährdungserkenntnisse" für deutsche Weihnachtsmärkte vor.

Auch wenn in Straßburg langsam Normalität einzieht – die Straßenbahnen fahren, die Straßen sind offen – so spürt die ganze Region auch weiterhin die Folgen des Attentats. Bis der Flüchtige gefasst ist.

Info: Spezialeinheit

Die Abkürzung BFE+ steht für "Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit plus" der Bundespolizei. Dabei handelt es sich um Spezialkräfte, die für die Terrorismusbekämpfung geschult sind. Die Einheit wurde 2015 als Reaktion auf diversen terroristischen Ereignisse gegründet und dient der Ergänzung der bekannten Grenzschutzgruppe 9 (GSG9),