Freude bei den Kooperationspartnern (von links): Zoodirektor Matthias Reinschmidt, Tierpfleger Thomas Gamio, Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit, Tierpfleger Tilman Windecker, Nationalpark-Leiter Wolfgang Schlund und Fachbereichsleiter Marc Förschler Foto: Schick Foto: Lahrer Zeitung

Naturschutz: Nationalpark Schwarzwald arbeitet mit "Wilde Weiden Taubergießen" und dem Karlsruher Zoo zusammen

Sie sind neu im Nationalpark, verrichten ihren Job aber, als wären sie nie woanders beschäftigt gewesen: Konikpferde sorgen auf den Bergweiden nun für Ordnung. Möglich macht das eine Kooperation mit den Wilden Weiden Taubergießen.

Seebach /Kappel-Grafenhausen (red/ma). Den Koniks, einer wildpferdähnlichen, Pferderasse, gefällt ihr Arbeitsplatz im Schwarzwald augenscheinlich gut. Mit ihrer Lebensweise helfen sie mit, die Grinden, die traditionellen Bergweiden auf den Nationalparkhöhen, von Vegetation frei zu halten, teilt der Park mit. Eine sogenannte Win-Win-Situation also, denn auf den Grinden darf die Natur wegen des besonderen Ökosystems eben nicht, was sie sonst im gesamten Nationalpark darf: einfach sein, wie sie will.

"Wir schätzen uns glücklich über die Neuzugänge, die ab diesem Sommer mithelfen, den Arten- und Biotopschutz auf unseren Bergheiden sicherzustellen", erklärt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. "Ermöglicht wurde diese weitere Facette im Beweidungskonzept durch die im Frühjahr beschlossene Kooperation mit dem Verein Wilde Weiden Taubergießen und dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe, der das Projekt fachlich begleitet."

Die Pferde werden, so sieht es die Kooperation vor, den Sommer auf den Höhen im Nationalpark verbringen, um im Herbst und Winter dann weiter im Rheintal bei der Beweidung der Wilden Weiden Taubergießen bei Kappel-Grafenhausen mitzuhelfen. Den Anstoß zur Kooperation gab Bürgermeister und Mitinitiator des Naturschutzprojekts Jochen Paleit. "In Baden wirkte über Jahrtausende die gestalterische Kraft der Weidetiere. Traditionell wurden in den Sommermonaten die Grinden im Schwarzwald und im Winter die Rheinauen beweidet. Ich freue mich, dass wir nun diese althergebrachte Tradition wieder neu beleben", so Paleit. "Unsere Erfahrungen mit den Koniks im Projekt Wilde Weiden Taubergießen sind positiv. Sie fressen seit Jahren auf unseren Weiden und in unserem Auwald. Seitdem hat sich der Bestand des bedrohten Neuntöters verdreifacht", berichtet der Bürgermeister weiter.

Zoodirektor Matthias Reinschmidt, der in Sachen Artenschutz weltweit unterwegs ist, war von der Idee der Kooperation sofort begeistert: "Wir freuen uns besonders darüber, dass durch dieses Projekt die bereits seit 2015 bestehende Partnerschaft zwischen der Stadt Karlsruhe und dem Nationalpark Schwarzwald weiter ausgebaut werden konnte", so Reinschmidt.

Die beiden Stuten und der Hengst haben sich auf ihrer speziell eingerichteten Weide am Schliffkopf schnell eingelebt – sogar ein Fohlen ist hier schon geboren worden. "Wir haben vor Ankunft der Tiere eine 18 Hektar große Weide nach den Standards für die Haltung der Pferde umzäunt. Die an Wälder angepassten Koniks fühlen sich in ihrer neuen Heimat sichtlich wohl", so Thomas Gamio, der im Nationalpark unter anderem für die Weidetierhaltung zuständig ist. Die Pferde sind nun neben den Rindern, Ziegen und Schafen eine weitere Weidetierart, die auf den Grinden ihren Dienst verrichten.

Das Konik ist eine ursprüngliche Landrasse aus Polen. Das Stockmaß der robusten Ponys beträgt 130 bis 140 Zentimeter. Die letzten Tarpane (Wildpferde) wurden vor der endgültigen Ausrottung in diese Rasse eingekreuzt. Aufgrund ihrer Robustheit und Genügsamkeit wurden sie ab den 90er-Jahren zunehmend in großen Beweidungs- und Wildnisprojekten eingesetzt.