Das Aufgabengebiet von Bettina Saier ist groß: Hier erklärt sie Beamten des Ruster Polizeipostens die neuen Besucherlenkungsmaßnahmen im Taubergießen. Foto: privat Foto: Lahrer Zeitung

Umwelt: Leiterin der Ökologischen Station über ihre Arbeit im Taubergießen und künftige Herausforderungen

Kappel-Grafenhausen. Seit dem 1. Oktober 2017 ist Bettina Saier in der Außenstelle im Regierungspräsidium Freiburg Leiterin der Ökologischen Station Taubergießen – seit Anfang ist Jahres wurde ihre Stelle unbefristet. Im Naturschutzgebiet Taubergießen ist sie für konzeptionelle Naturschutzfragen zuständig. Im Interview mit der Lahrer Zeitung erklärt die gebürtige Freiburgerin, was es mit ihrem Job auf sich hat, wie die aktuelle Umweltsituation aussieht und was sie sich für die Zukunft wünscht.

Frau Saier, wie sieht Ihr Arbeitsalltag in der Naturstation Taubergießen aus?

Generell bin ich für konzeptionelle Naturschutzfragen zuständig. Dazu gehört etwa die Organisation der Besucherlenkung, die ökologische Aufwertung der Region Taubergießen sowie die Erstellung von Entwicklungsplänen, um die biologische Vielfalt zu schützen und zu fördern. Ich verbringe im Allgemeinen viel Zeit am Schreibtisch mit den lokalen Akteuren, um im ständigen Dialog mit ihnen zu sein. Das Besondere an der ökologischen Station ist die landübergreifende Zusammenarbeit. Knapp 60 Prozent des Naturschutzgebiets gehört nämlich der französischen Kommune Rhinau. Somit stehe ich mit vielen Akteuren im ständigen Austausch.

Wie viele Mitarbeiter wirken in der Ökologischen Station mit?

Tatsächlich bin ich die einzige Festangestellte in der Naturschutzstation. Zuvor war meine Stelle seit Oktober 2017 bis Ende vergangenen Jahres befristet. Das hat sich mit Anfang des Jahres geändert. Mir zur Hilfe stehen immer mal wieder Pflicht-Praktikanten, die etwa ihre Abschlussarbeiten bei uns schreiben. Sie helfen mir dann vor allem in der praktischen Umsetzung der theoretischen Entwürfe. Ansonsten werde ich aber auch gut durch die anderen Abteilungen unterstützt.

Wie zufrieden sind Sie mit dem vergangenen Jahr im Hinblick auf umgesetzte Konzepte?

Insgesamt ziehe ich eine positive Bilanz. Das kann man vor allem am Beispiel der Besucherlenkung gut veranschaulichen. Mit einem Gutachter habe ich ein Konzept entworfen, in dem wir uns gefragt haben, was die Ziele der Besucherlenkung überhaupt sind. Darin haben wir etwa Themen diskutiert, wie es uns gelingt, Ruhezonen und Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu schützen. Im nächsten Schritt haben wir das dann mit einer Projektgruppe weiter entwickelt, bevor wir zusammen mit Gemeindemitarbeitern die Schilder im Taubergießen aufgestellt haben.

Welche Pläne gibt es für 2020?

Da gibt es fünf große Themen, die wir im Fokus haben: Besucherlenkung, Machbarkeitsstudie zur ökologischen Aufwertung des Rheins, die Revitalisierung des Taubergießens, die Zusammenarbeit stärken sowie eine verstärkte Beobachtung der Orchideenwiesen. Beim letzteren Punkt hatte sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Wildschweine die Orchideenknollen gefressen haben. Deshalb wollen wir zukünftig in diesen Gebieten verstärkt überwachen.

Wie schätzen Sie die aktuelle Umweltsituation im Taubergießen ein?

Durch die wirtschaftliche Stärke in der Region erleben wir aktuell einen Struktur- und Klimawandel. Diese Veränderungen kollidieren wiederum mit der Nachhaltigkeit zum Schutz der Natur. Es bleibt somit ein Kraftakt, diese Themen weiter anzustoßen. Wir müssen wieder groß denken und aktiv werden. Ich erkenne aber ein Umdenken in der Gesellschaft.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich würde mir wünschen, dass man die bürokratischen Hindernisse bei der Einstellung von Praktikanten vereinfachen würde. Ich arbeite gerne mit ihnen zusammen und sie sind eine große Hilfe im Arbeitsalltag. Zudem wünsche ich mir einen neuen Anstrich der Geschäftsstelle im ehemaligen Zollwohnhaus.

Fragen: Seweryn Sadowski

Bettina Saier (51) hat in Freiburg Biologie studiert. Sie promovierte an der Uni Hamburg, ehe sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Dalhousie-Universität in Halifax (Kanada) wechselte. Im Anschluss verbrachte sie ein Jahr bei Green Peace in Amsterdam, bevor sie zehn Jahre bei WWF Kanada als Direktorin des nationalen Meeresschutzprogramms arbeitete. Aus persönlichen Gründen zog sie nach Deutschland zurück.