Eindeutiges Indiz: In frisch ausgehobenen Löchern fanden die Ermittler Spuren von Wildschwein-DNA. Fotos: Sommer/Vichra Foto: Lahrer Zeitung

Orchideen: Polizei findet im Taubergießen DNA-Spuren der Tiere / Keine Hinweise auf Menschen

Die Polizei hat ihr vorläufiges Ermittlungsergebnis zu den vermeintlichen Orchideendiebstählen im Taubergießen veröffentlicht. Demnach sind nicht Menschen, sondern Wildschweine für das tausendfache Verschwinden der Pflanzen verantwortlich.

Kappel-Grafenhausen. Anfang Mai wurde im Naturschutzgebiet bei Kappel das Verschwinden von bis zu 3000 Orchideen bemerkt. Schnell standen für nicht wenige Biologen, Naturschützer und Jäger die Schuldigen fest: Raffgierige Diebe haben die seltenen und kostbaren Knollen ausgebuddelt, um sich auf dem Schwarzmarkt ein goldenes Näschen zu verdienen. Jene, die tierische Verursacher für das Verschwinden der Pflanzen verantwortlich machten, waren deutlich leiser – werden nun aber von der Polizei bestätigt.

"Diebe" lassen sich auffällig viel Zeit

Der Fall hat die Ermittler wochenlang beschäftigt. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, sei von Beginn an auffällig gewesen, "dass die mutmaßlichen Diebe entgegen bisheriger kriminalistischer Erfahrung offensichtlich keine Eile am Tatort hatten und sich trotz des gewaltigen Aufwands die Zeit nahmen, die Stängel von den Knollen zu trennen". Ebenso untypisch erschien den Beamten, dass die Reaktionen auf die überregionale Berichterstattung und die offensichtliche polizeiliche Präsenz keinen Abschreckungseffekt gehabt hätten: "Insbesondere am Tulla-Damm wurden die Ausgrabungen stattdessen scheinbar unbeeindruckt fortgesetzt."

Zwischenzeitlich gingen vier Ermittler mehr als 30 Hinweisen nachgegangen, hörten Experten an, werteten Telefondaten aus und richteten groß angelegte Überwachungsmaßnahmen ein.

Ergebnis: "Es ergab sich keine konkrete Spur, die auf eine menschliche Tatbegehung hindeutete. Stattdessen musste im Verlauf der Recherchen immer mehr die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass der Verursacher des Abhandenkommens der erlesenen Pflanzen in Wildschweinen zu suchen ist", schreibt die Polizei.

Wie Sprecher Yannik Hilger auf Nachfrage der Lahrer Zeitung mitteilte, legten sich Beamten in den betroffenen Bereichen des 1700 Hektar großen Naturschutzgebiets nachts auf die Lauer, auch Videokameras kamen zum Einsatz. An den Stellen, wo Orchideen wachsen und die Paarhufer nachts gesichtet worden waren, seien morgens ausgegrabene Knollen mit zurückgebliebenen Stängeln gefunden worden. "Diese glichen den vorherigen Ausgrabungen in Art und Beschaffenheit." Zuvor war man aufgrund "der Gründlichkeit der Arbeiten" davon ausgegangen, dass eine Schaufel am Werk gewesen sein könnte.

RP: "Haben Vertrauen in die Polizeiarbeit"

Doch es sollte sich zeigen, dass das Schneidewerkzeug der Wildschweine eine ähnliche Spur hinterließ. Das stärkste Indiz, dass die verschwundenen Orchideen von verspeist und nicht von Menschen gestohlen worden waren, brachte aber das Ergebnis der Laboruntersuchungen: In einem frisch ausgehobenen Loch wurden "DNA-Spuren festgestellt, die eindeutig von einem Schwein stammten".

Markus Adler, Pressesprecher des Regierungspräsidiums in Freiburg, das für den Taubergießen zuständig ist, erklärte auf LZ-Nachfrage, dass man das Ergebnis der Ermittlungen zur Kenntnis nehme. Gründe, daran zu zweifeln gebe es keine: "Wir haben Vertrauen in die Polizeiarbeit."

Die Beamten der Kriminalpolizei ermittelten nicht nur vor Ort, sondern auch im Internet. Auf einschlägigen Onlineplattformen, Foren und

Darknet-Marktplätzen seien Verkaufsangebote von geschützten Orchideen auf mögliche Zusammenhänge mit den Ausgrabungen im Taubergießen überprüft. Die Ermittlungen hätten zwar bis dato keinen direkten Bezug ergeben, hätten aber zu weiteren Strafverfahren gegen Anbieter wegen verschiedener Verstöße. Diese sollen gesondert durch die zuständigen polizeilichen Stellen bearbeitet werden.