Bernhard Ihle (links), früherer Forstamtsleiter, erläutert vor Ort, wie der Wald noch lichter werden soll. Foto: Masson Foto: Lahrer Zeitung

Naturschutz: Waldwirtschaft wie vor 200 Jahren / Auszeichnung

Kappel-Grafenhausen. Da freuten sich alle Beteiligten, von Gemeinde, Ortenauer Landschaftserhaltungsverband (LEV) bis zu Forstleuten und lokalem Unterstützerverein: Ihr Projekt der "Wilden Weiden Taubergießen" wurde nun zur deutschen "Weidelandschaft des Jahres 2019" erklärt. Vergeben hatte diesen Titel der bundesweit agierende Verein "Weidewelt".

Die aktuelle Ehrung wurde mit einer Führung durch das eingezäunte Taubergießen-Gelände mit seinen rund 70 Hektar Wald und 30 Hektar Weiden begangen. Der frühere Lahrer Forstamtsleiter Bernhard Ihle erläuterte beim Rundgang, dass die dort frei lebenden Rinder im Wald für das Abfressen von Gebüsch und Baumtrieben sorgen und damit auch für mehr Licht am Waldboden. Ganz so, wie es noch vor 200 Jahren vor der Rheinbegradigung in den alten Auenwäldern üblich war.

Das begeisterte auch Andre Baumann, extra aus Stuttgart angereister Staatssekretär im Umweltministerium. Schon nach drei Jahren sei jetzt eine erhöhte Artenvielfalt festzustellen, die werde sich noch steigern. Vollmundig richtete der Staatssekretär aus: "Die Landesregierung steht hinter euch!" Vor 20 Jahren sei eine rückführende Landschaftsumgestaltung noch Tabuthema gewesen, bestätigte Gerd Buschmann als Vorsitzender des Weidewelt-Vereins. Erst allmählich setze sich die Erkenntnis durch, dass nicht zerstörend in die Natur eingegriffen werde, sondern frühere Kulturlandschaften wieder auferstehen würden.

Stunden zuvor hatte Staatssekretär Andre Baumann mit den Bürgermeistern Jochen Paleit (Kappel-Grafenhausen) und Jean-Paul Roth (Rhinau) den "Orchideenklau" besprochen (wir berichteten). Möglicherweise wurden im Taubergießen weniger der seltenen Orchideen von professionellen Dieben geklaut, als bisher geschätzt. Doch aus "ermittlungstechnischen Gründen" wollte Baumann sich dazu noch nicht äußern.