Weiß, wie man Geschichte unterhaltsam verpackt: Tobias F. Korta. Foto: dec Foto: Lahrer Zeitung

800-Jahr-Feier: Historiker Tobias F. Korta glänzt mit einem Vortrag in Mundart

Kappel-Grafenhausen. Beim Neujahrsempfang von Kappel-Grafenhausen (wir berichteten) hat besonders Tobias F. Korta als Referent über die Historie Kappels geglänzt, nicht zuletzt weil er in Mundart vortrug. Der Karlsruher Soziologe und Verwaltungsbeamte kennt sich als gebürtiger Kappeler bestens aus, und hat als Autor des frisch erschienenen Buchs "Kappel am Rhein im Mittelalter" viele Quellen studiert und in Zusammenhang gebracht.

Alles beginnt offiziell mit einer ersturkundlichen Erwähnung Kappels 1219 mit Rhinau als gemeinsamem Besitz des Straßburger Bischofs Heinrich II. In dem Schriftstück wurden die Besitzverhältnisse des "Oppidum Rinowe et ville Capele", also dem "Markflecken Rhinau und dem Weiler Kappel" geregelt.

Weit früher wurde in Kappel schon gesiedelt. Auf einer Taubergießen-Insel lag einst Alt-Rhinau, das 1512 unterging. Kelten waren längst ansässig, ein vor 2700 Jahren angelegtes Fürstengrab zeugt davon. Entdeckt hatte das einst der verstorbene Mahlberger Hobby-Archäologe Josef Naudascher.

Um Kappel herum gab es wertvolles Kulturland, das zog auch Besatzer des römischen Imperiums an. Korta: "Unser remisch Guatshof isch am obere Endweg uff’m hittige Kirchefeld g’läge." Im vierten Jahrhundert hatten sich dann auch noch Alemannen eingefunden. Und spätestens seit dem fünften Jahrhundert ist das Kappeler Hochufer kontinuierlich, wenn auch spärlich, besiedelt. Dann, so Korta: "Ab de zweit’ Hälfdi vom 6. Johrhundert, wu’s e erschter fränkischer Ifluss von Schdroßburig uf d’Ortenau gän het, mießt denno a Konzendration statt’gfunde ha, sodass e alemannisch-fränkischer Siedlungsschwerpunkt entstande isch mit’m Namme ›Ogenheim‹, was als ›Heim des Hugo‹ oder wäge de Needi zu d Rhinaüe als ›Auenheim‹ z’vusteh isch." In diese Zeit fällt auch die Sage vom missionarischen Rheinüberschreiten des heiligen Fridolins, als um 613 ein gravierendes Hochwasser herrschte, durch das das ganze Unterland zum tiefen See geworden war. Danach dürfte ein erstes christliches Holzkirchlein erbaut worden sein.

Auch Grafenhausens Anfänge sind erwähnt

Zeitsprung nach 1219: Im Tennenbacher Güterverzeichnis ist erwähnt, dass die Gegend nun im Besitz des Klosters Einsiedeln ist, als Reichslehen, samt einer "Capella", also einer Kirche, auf Königsgut. Daraus schließt Korta, dass schon um 710, als die Franken kriegerisch nach Schwaben, in die Ortenau und den Breisgau einfielen, um das alemannische Herzogtum aufzulösen, dabei auch die Kappeler Besitzungen konfisziert und zu eigenem Königsgut gemacht wurden.

Vom frühen Straßburger Bistum aus wurde ein flächendeckendes Netz von "Urpfarreien" über die Ortenau gelegt. Laut Korta müssen um 750 die Franken das bestehende Kirchlein vergrößert oder neu gebaut haben, als ›Capella‹ für das Kappeler Hochufer von Rust bis nach Wittenweier. Zentrum: ein sich entwickelnder Weiler rund um die Königsgut-Kapelle herum, die "villa Capele".

Das alles lässt sich in Kortas Buch – natürlich auf Hochdeutsch – nachlesen, samt den Anfängen von Grafenhausen. Das ist sogar schon 1111 erstmals urkundlich erwähnt worden. Auch der Friedensschluss von 1266 zum Ende der Staufer-Herrschaft ist beschrieben, auch mit zahlreichen Illustrationen. Das Werk ist 108 Seiten stark und kostet 20 Euro, es ist zur 800-Jahr-Feier Kappels im Bürgerbüro der Ortsverwaltung erhältlich.