Kappel-Grafenhausen - "Dramatisch" nennt Bürgermeister Jochen Paleit die Lärmbelastung der Anwohner der Ortsdurchfahrten von Kappel und Grafenhausen. Für ihn steht fest: "Es muss etwas passieren." Was, das soll der neue Gemeinderat entscheiden.

Vom Bau der neuen Kreisstraße zwischen Lahr und Ringsheim erhoffen sich viele Gemeinden eine Entlastung; Kippenheim etwa ruft seit Jahrzehnten nach einer Umfahrung, um die Tausenden Autos täglich aus dem Ort zu verbannen. Kappel-Grafenhausen steht der K 5344, die sich derzeit in der Planungsphase befindet, indes skeptisch gegenüber. "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten", lautet einer der Leitsprüche von Rathauschef Paleit. Die These scheint sich zumindest in diesem Fall für die Doppelgemeinde zu bewahrheiten.

Temporeduzierung nicht ausgeschlossen

Das Landratsamt will, dass sich die betroffenen Gemeinden an der Kreisstraße (prognostizierte Gesamtkosten von rund 22 Millionen Euro) beteiligen. Die Umfahrung soll rund einen Kilometer über Grafenhausener Gemarkung führen, Kappel-Grafenhausen 50.000 Euro für den Bau beisteuern.

Ein Grund, weshalb man im Rathaus eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag gegeben hat. Ergebnis laut Paleit: "Der Verkehr wird in den nächsten 20 bis 30 Jahren mehr, mit der neuen Straße noch mehr." Im Jahr 2018 seien etwa 6000 Fahrzeuge täglich durch die Ortsdurchfahrten gerollt, 2030 erhöht sich diese Zahl der Prognose zufolge auf 8000, ohne zusätzliche Kreisstraße. Mit ihr wären es 8100 – ein Plus von 1,5 Prozent.

Am 20. Mai wird sich der Kappel-Grafenhausener Gemeinderat mit dem Thema befassen, der Entscheidung seines Gremiums will Paleit "nicht vorweggreifen", er sagt aber: "Grundsätzlich ist jedes zusätzliche Auto eines zu viel."

Die Lärmbelastung in den Ortsdurchfahrten von Kappel und Grafenhausen, das ist eine weitere Erkenntnis des Verkehrsgutachtens, ist bereits heute deutlich über dem, was der Gesetzgeber als zumutbar ansieht – nämlich eine Beschallung von tagsüber mehr als 65 Dezibel. "Die beiden Straßen sind nicht mehr im grünen, sondern im hochroten Bereich", sagt Paleit mit Blick auf die Lärmkarte.

Ein Problem, das der Bürgermeister gemeinsam mit dem neuen Gemeinderat, der am 26. Mai gewählt wird, lösen will. Denkbar ist die Erstellung eines Lärmaktionsplans, der wiederum zu einer Temporeduzierung auf 40 oder gar 30 Stundenkilometer in den Ortsdurchfahrten führen könnte. Paleit will sich zu möglichen Maßnahmen heute noch nicht äußern. Er ist aber überzeugt, "dass wir zeitnah etwas tun müssen."

Jochen Paleit: ÖPNV weiter stärken

Für was sich der Gemeinderat am Ende auch entscheidet, um die Lärmbelastung in Kappel-Grafenhausen zu senken, eines braucht es laut Rathauschef Jochen Paleit in jedem Fall: "Eine weitere Verbesserung des ÖPNV." Paleit bezeichnet sich selbst als großer Verfechter des Ausbaus von Bus und Bahn. Er setze sich "seit Jahren dafür ein, dass die Zahl der Individualverkehre zurückgeht".